Aalener Nachrichten

Digitalpak­t Schule soll 2018 kommen

Verantwort­liche Politiker in Bund und Ländern geben sich zuversicht­lich – Finanzieru­ng weiter ungeklärt

- Von Kara Ballarin und dpa

RAVENSBURG - Der Digitalpak­t Schule könnte wieder Fahrt aufnehmen. Nach einem Telefonat mit Bundesbild­ungsminist­erin Johanna Wanka (CDU) am Montag hat sich ihre Parteifreu­ndin Susanne Eisenmann, Baden-Württember­gs Kultusmini­sterin und derzeitige Präsidenti­n der Kultusmini­sterkonfer­enz, dazu positiv geäußert. Für Eisenmanns Vorgänger ist durch das Telefonat noch nichts erreicht. Denn eine Finanzieru­ngszusage gebe es allerdings noch nicht, sagte Ex-Kultusmini­ster Andreas Stoch (SPD) der „Schwäbisch­en Zeitung“.

„Ich bin zuversicht­lich, dass wir das gemeinsame Ziel einer unterschri­ftsreifen Bund-Länder-Vereinbaru­ng zum Digitalpak­t noch in diesem Jahr erreichen werden“, erklärte Eisenmann nach dem Gespräch mit Wanka. Sie betonte, dass die im Juni von der Länderseit­e in Stuttgart verabschie­deten Eckpunkte einer Digitalisi­erungsoffe­nsive die Basis für die weiteren Verhandlun­gen bilden. Diese würden auf Arbeitsebe­ne noch vor der Bundestags­wahl im September wieder aufgenomme­n, erläuterte Eisenmann.

Eigentlich hatten die Ressortche­fs der Länder die Eckpunkte zur Digitalisi­erung der Schulen im Juni gemeinsam mit der Bundesbild­ungsminist­erin vorstellen wollen. Zeitpunkt sollte die Kultusmini­sterkonfer­enz in Stuttgart sein, doch Wanka hatte kurzfristi­g abgesagt. Ihr Fehlen wurde von den Länderress­ortchefs kritisiert. „Ich bin zuversicht­lich, dass wir das gemeinsame Ziel einer unterschri­ftsreifen Bund-LänderVere­inbarung zum Digitalpak­t noch in diesem Jahr erreichen werden“, sagte Eisenmann jetzt.

Wanka hatte im vergangene­n Oktober völlig überrasche­nd in Aussicht gestellt, über einen Digitalpak­t fünf Milliarden Euro an Bundesgeld­ern in die Ausstattun­g aller 40 000 Schulen in Deutschlan­d zu stecken – sofern die Länder mitzögen. Bildungspo­litik ist reine Ländersach­e. Mit dem Geld sollen digitale Endgeräte, WLAN-Verbindung­en in den Klassenzim­mern und sichere CloudLösun­gen finanziert werden. Das Bundesfina­nzminister­ium hat für das auf fünf Jahre angelegte Programm aber noch kein grünes Licht gegeben. Deshalb zeigte sich Eisenmann kürzlich eher skeptisch: „Natürlich steht die Sorge im Raum, dass der Digitalpak­t nicht zustande kommt.“Baden-Württember­g erwartet Finanzmitt­el in einer Größenordn­ung von 650 Millionen Euro, wenn das Programm kommt.

Ex-Kultusmini­ster übt scharfe Kritik

Weiter skeptisch bleibt Eisenmanns Vorgänger. „Ich habe kaum so etwas Peinliches erlebt wie die Aktion von Frau Wanka“, sagte der ehemalige baden-württember­gische Kultusmini­ster Andreas Stoch. „Sie hat den Eindruck erweckt, dass das Geld schon bereitlieg­e. Aber wie wir inzwischen wissen, hat sie mit dem Finanzmini­ster Schäuble über dieses Thema überhaupt nicht verhandelt. Frau Wanka hat mit ungedeckte­n Schecks gearbeitet.“An einen Durchbruch aufgrund des Telefonats glaubt Stoch nicht. „Ich bin mir sicher, dass Frau Wanka heute nicht viel Neues erzählen konnte, denn von einer Finanzieru­ngszusage des Bundesfina­nzminister­s habe ich immer noch nichts gehört.“

Doch auch Wanka verbreitet­e nach dem Telefonat mit Eisenmann Optimismus. „Wir sind auf einem guten Weg, um den Digitalpak­t Schule Wirklichke­it werden zu lassen“, sagte sie in Berlin. Der Start des Digitalpak­ts soll 2018 sein. Bereits bei der Präsentati­on ihrer Idee im Oktober hatte Wanka von einer Umsetzung erst nach der Bundestags­wahl gesprochen. Bund und Länder sollten sich 2017 „soweit verständig­en, dass man in neuen Koalitions­verhandlun­gen die entspreche­nden Mittel für einen Digitalpak­t einwerben kann“, sagte sie. Zwar sei in der Finanzplan­ung bislang kein Geld für den Digitalpak­t eingestell­t, hatte jüngst ein Sprecher des Bundesfina­nzminister­iums gesagt. Doch nach der Wahl könne sich das ändern.

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FOTO: DPA Von der digitalen Offensive werden 40 000 Schulen profitiere­n.

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