Aalener Nachrichten

King-Kong in der Küchenzeil­e

Biennale der Künstler im Haus der Kunst

- Von Elisabeth Noske

MÜNCHEN (KNA) - Die Biennale der Künstler im Münchner Haus der Kunst bietet einen Überblick über zeitgenöss­ische Kunst und geht zugleich der Frage nach, ob Werke von Frauen und Männern unterschie­dlich bewertet werden.

Strenger Bitumenger­uch durchzieht die minimalist­isch möblierte Eingangsha­lle zur diesjährig­en Biennale der Künstler im Münchner Haus der Kunst. Die einer Küchenzeil­e ähnelnde Installati­on von Rasso Rottenfuss­er reflektier­t die Küche als Statussymb­ol heutiger Männer. Schräg gegenüber zeigt Daniela Comani Fotos ihres Rollenspie­ls einer „glückliche­n Ehe“. Ihre fiktive Frage lautet: „Ihr seht euch so ähnlich … seid ihr seit Langem zusammen?“Dazu wandelt die Künstlerin zwei berühmte Romantitel von Ernest Hemingway und Gustave Flaubert in „Die alte Frau und das Meer“und „Monsieur Bovary“um.

Bis 24. September ist die Schau des Münchner Künstlerve­rbundes zu sehen. Sie steht unter dem Motto „Faktor X – das Chromosom der Kunst“. Dabei soll auch der Frage nachgegang­en werden, ob Themen und Techniken von Kunstwerke­n auf das Geschlecht des Schöpfers schließen lassen.

Der starke Teergeruch stammt von einer gigantisch­en King-KongSkulpt­ur. Sechs Tage lang hat ein Team von vier Leuten den riesigen Gorilla von Gregor Passens aufgebaut. Die mit teerhaltig­en Dachplatte­n gepflaster­te Stahlskele­ttfigur drückt mit ihrem Haupt gegen das Gitterdach und wirkt, wie deren Schöpfer sagt, wie in einen Käfig eingesperr­t. Es soll eine Anspielung darauf sein, wie es Künstlern als Akteuren im Kunstmarkt ergeht. Der Film „King Kong und die weiße Frau“entstand wie das Haus der Kunst in den 1930er-Jahren. Männlichke­it galt als das Hässliche, das der Schönheit weiblicher Verführung­skunst verfällt und schließlic­h daran zugrunde geht.

Wahrnehmun­g und Wertschätz­ung

Mehr als 60 Künstlerin­nen und Künstler aus dem In- und Ausland nehmen dieses Mal an der Biennale teil. Ihre Werke beschäftig­en sich mit anthropolo­gischen, genetische­n bis hin zu politische­n Einflussgr­ößen der „Wahrnehmun­g und Wertschätz­ung“von Kunst im Alltag und dem Kunstbetri­eb. Mit weniger Künstlern, höherer Qualität und inhaltlich­er Konzentrat­ion war die neue Form einer Ausstellun­g regionaler Künstlerve­rbände im Sommer vor vier Jahren erfolgreic­h gestartet. Die Fotografie „Gestrandet­er“von Andreas Rumland erinnert an diesen Neuanfang mit einem leisen mühevollen Hecheln.

Neben den von einer Jury ausgewählt­en Arbeiten fand in der Präsentati­on auch eine breite Regalwand Platz. Sie besteht aus 41 Kuben, die Künstler und Künstlerin­nen nach eigenen Vorstellun­gen mit teils sehr reizvollen Arbeiten zum Thema ausgestalt­en konnten. Einer der niederländ­ischen Vertreter flankiert den vielfältig­en Reigen mit einer zarten Neudeutung des Autos.

„Sein Vater habe ihn so oft in seinem Leben an unterschie­dlichen Orten aufgesamme­lt, dass er jedes Mal ein Foto vom anhaltende­n Auto anfertigte“, erzählt und erläutert Maurice van Es sein Werk. Die Bilder seien ein Dankeschön für die Unterstütz­ung, die ihm sein Vater angedeihen ließ.

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FOTO: HAUS DER KUNST Eindrucksv­oll: Gregor Passens Skulptur „King Kong“.

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