Bergbau verbindet Aalen und Tatabánya
Partnerschaft mit der ungarischen Stadt besteht seit 30 Jahren – Bei den Reichsstädter Tagen wird gefeiert
AALEN - Es ist erst die fünfte deutsch-ungarische Städtepartnerschaft gewesen, die zwischen Aalen und Tatabánya. 1987 war das und heuer wird daher das 30-jährige Bestehen gefeiert. In Aalen wird es im Rahmen der Reichsstädter Tage begangen, zu denen traditionsgemäß Delegationen aus den Partnerstädten erwartet werden. In Tatabánya ist, wie bislang zu erfahren war, im Herbst eine Feier vorgesehen.
Ungewöhnlich war die Städteverbindung anfangs, weil damals der sogenannte Eiserne Vorhang mitten durch Europa ging und sich zwei Militärblöcke bis an die Zähne bewaffnet gegenüber standen. Die Städteverbindung musste über die Außenministerien eingefädelt werden. Sie hat ihren Ursprung im Sport.
600 Bergmänner kamen bei Unfällen ums Leben
Jedoch gibt es zwischen Aalen und Tatabánya mehr Berührungspunkte, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Die hervorstechendste Gemeinsamkeit ist der Bergbau, dessen 120-jähriges Bestehen in der ungarischen Kommune in diesem Jahr in Tatabánya gefeiert wird. Beim Bergmannsfest Anfang September wird daran immer ebenso erinnert wie daran, dass dort im Bergbau in dieser langen Zeit rund 600 Bergmänner bei Unfällen und Unglücken ums Leben gekommen sind. Der frühere Aalener Oberbürgermeister Ulrich Pfeifle, einer der Väter der Städtepartnerschaft, sagt denn auch: „Um die Geschichte von Tatabánya zu verstehen, muss man das Bergwerk gesehen haben.“(siehe gesonderten Kasten).
Ein weiterer Berührungspunkt ist, dass zwei der vier Dörfer, aus denen vor genau 70 Jahren, am 10. Oktober 1947, die Stadt Tatabánya gebildet wurde, nämlich Unter- und Obergalla, donauschwäbischen Ursprungs sind. Zu den Gemeinsamkeiten zählen zudem zweifellos die Hochschulen in beiden Städten und die attraktiven Landschaften, die beide Kommunen umgeben. Und nicht zuletzt waren in beiden Regionen einst sowohl die Kelten als auch die Römer ansässig.
Trainingslager in der Partnerstadt
Am Anfang der Städtepartnerschaft stand die DJK Wasseralfingen, deren Leichtathleten unter ihrem damaligen Abteilungsleiter Joseph Stein einmal im Jahr ins Trainingslager nach Tatabánya fuhren. Stein stammte aus Ungarn und erzählte OB Ulrich Pfeifle davon. Dieser ließ daraufhin die Stadtverwaltung in Tatabánya schriftlich wissen, dass Aalen die Beziehungen gern vertiefen und die Möglichkeiten einer Städtepartnerschaft ausloten wollte. Er wurde prompt in die ungarische Stadt eingeladen. Doch dann eröffnete ihm sein Amtskollege, man würde auch gerne eine Partnerschaft eingehen, könne aber nichts machen. Das müsse alles über das Außenministerium in Budapest laufen und der Anstoß müsse ausschließlich von Aalen ausgehen.
Pfeifle wandte sich an das deutsche Außenministerium und innerhalb weniger Monate war die Genehmigung aus dem damals noch kommunistisch regierten Ungarn da. Hilfreich war dabei sicherlich, dass der Aalener Gustav Wabro damals Beauftragter der Landesregierung für die Beziehungen zu Osteuropa war.
In den vergangenen drei Jahrzehnten sind intensive Beziehungen zwischen beiden Städten entstanden. Kurz nach der Wende leisteten der seinerzeitige Aalener Stadtplaner Fornol und der spätere Stadtkämmerer Siegfried Staiger, damals noch in seiner Funktion als Leiter des Personalamtes, Verwaltungshilfe in Tatabánya.
Der Bürgermeister von Tatabánya, Csaba Schmidt, sagte in einem Interview der „Aalener Nachrichten“vor fünf Jahren über die Beziehungen zwischen beiden Städten: „Die Stadt Aalen ist in unserem Leben wie ein guter persönlicher Freund. Ich sehe unsere Kontakte als eng und zuverlässig an.“
Die Stadt Tatabánya selbst hat in den vergangenen 30 Jahren ihr Gesicht deutlich verändert. Sie ist bunter geworden, nicht mehr so grau, wie noch in kommunistischer Zeit, an die noch die vielen Hochhäuser in Plattenbauweise erinnern. Viele moderne Supermärkte sind aus dem Boden geschossen, ein riesiges Industriegebiet ist entstanden.