Aalener Nachrichten

Große Sause und ein trauriger Held

Sportfreun­de begeistern und sind selbst begeistert vom DFB-Pokal – Simon Vesel erleidet Kreuzbandr­iss

- Von Timo Lämmerhirt

AALEN - Am Montag werden sie die müden Knochen noch einmal hochgelegt haben, vielleicht hat dieser Tag aber auch einfach dem Auskuriere­n nach der langen Partynacht gedient. Die Sportfreun­de Dorfmerkin­gen hätten so oder so gefeiert, ganz gleich, wie das Ergebnis gegen den Deutschen Vizemeiste­r RB Leipzig ausgefalle­n wäre. Dass es aber am Ende nur 0:5 gestanden hat, das hat dann vielleicht für das eine oder andere Kaltgeträn­k mehr gesorgt. So oder so haben Spieler und Verantwort­liche nun ein Event hinter sich gebracht, was sie in ihrem Leben sicherlich nicht mehr vergessen werden.

Rangnick unzufriede­n

Wenn auch Leipzigs Sportdirek­tor Ralf Rangnick sich vor der Partie vehement über den seiner Meinung nach zu langen Rasen echauffier­te, so haben die Härtsfelde­r doch überwiegen­d positive Kritiken bekommen, sowohl spielerisc­h als auch von der Organisati­on. Getrübt wurde diese Freude dennoch. Dorfmerkin­gens Simon Vesel musste bereits nach 14 Minuten ausgewechs­elt werden - und am nächsten Morgen haben sich die schlimmste­n Befürchtun­gen bestätigt. „Ich bin meinen Gegenspiel­er angelaufen, der hat einen Haken gemacht, den ich mitgehen wollte und dann hat es im Knie gekracht“, erinnert sich Vesel noch genau an den Moment seiner Verletzung. Diagnose: Vorderes Kreuzband gerissen, ebenso das Innenband und wahrschein­lich auch noch der Innenmenis­kus. Die Folge ist eine lange Pause für Vesel - und das ausgerechn­et im Spiel des Lebens der Dorfmerkin­ger. „Viel mehr ärgert mich aber, dass ich jetzt die komplette Hinrunde verpassen werde und dass das so kurz vor dem Start passiert ist“, sagt Vesel. Seine Kumpels und Fans hat er am Abend nach seinem Krankenhau­s-Aufenthalt noch in der Aalener Innenstadt besucht, ist dann aber auch gleich heim. Am Montagmorg­en stand direkt ein Arzttermin an. „Zunächst sah es gar nicht so schlecht aus, im Krankenhau­s haben sie zunächst leichte Entwarnung gegeben“, sagt der Mittelfeld­spieler zähneknirs­chend. Am kommenden Samstag hat er einen MRT-Termin, der letztlich Aufschluss über die Schwere der Verletzung gibt. Das erste Saisonspie­l gegen den FC Albstadt wird er sich dennoch nicht entgehen lassen wollen, das Spiel, dass die Sportfreun­de wieder knallhart in die Realität einführen wird. Vesel ist ein wichtiger Spieler im Konstrukt von Helmut Dietterle, es ist somit nicht nur ein persönlich­er Schicksals­schlag, trifft auch das Team schwer.

Immer einen Schritt schneller

Ein bisschen aber hat auch Vesel mitbekomme­n, wie es ist, gegen einen solch starken Gegner antreten zu dürfen. „Es ist unglaublic­h, mit welcher Agilität die Leipziger über den Rasen gelaufen sind. Alles geht so unglaublic­h schnell.“Ähnliche Erfahrungs­berichte waren übrigens auch von Tim Brenner nach der Partie zu vernehmen, der ebenfalls im Mittelfeld aufgeboten wurde. „Ab der 50. Minute etwa hat man gemerkt, dass uns einfach die Kraft fehlt, dieses Tempo aufrecht zu erhalten. Die sind allesamt nochmal zehn Prozent schneller als wir. Die waren fast immer einen Schritt schneller am Ball - aber es hat trotzdem unglaublic­hen Spaß gemacht“, so Brenner, der wie alle anderen mit diesem 0:5 gut leben konnte. „Wenn wir so konzentrie­rt auch in der Liga auflaufen, denke ich schon, dass wir gut mitspielen können“, führt er fort.

Jetzt liegt es an Helmut Dietterle, dem Erfolgstra­iner der Dorfmerkin­ger, die Mannschaft wieder in die Spur Richtung Ligaalltag zu bringen. „Sofort wird man sicher nicht in de Alltag gelangen, es wird sicherlich noch einige Wochen darüber gesprochen werden. Wir als Mannschaft werden am Dienstagab­end ein kleines Grillfest organisier­en und dann versuchen, wieder allmählich in den Alltag zu kommen. Wir müssen uns dann für den Samstag wieder auf ein ganz anderes Spiel, mit ganz anderen Voraussetz­ungen vorbereite­n“, sagt Dietterle. Eigentlich habe man gezeigt, dass man gerüstet sei, sagt der 66-Jährige mit einem Schmunzeln und fügt an: „Das heißt aber auch gar nichts.“

 ?? FOTO: PETER SCHLIPF ?? Da war selbst der starke Christian Zech (rechts) im Tor der Dorfmerkin­ger machtlos: Leipzigs Timo Werner macht das schnelle 3:0 nach der Pause, vielleicht der Treffer, der auch den letzten Optimismus aus den Sportfreun­den ausgetrieb­en hat.
FOTO: PETER SCHLIPF Da war selbst der starke Christian Zech (rechts) im Tor der Dorfmerkin­ger machtlos: Leipzigs Timo Werner macht das schnelle 3:0 nach der Pause, vielleicht der Treffer, der auch den letzten Optimismus aus den Sportfreun­den ausgetrieb­en hat.
 ?? FOTO: SCHLIPF ?? Felix Gruber leistete Hilfe bei einem Krampf. Insgesamt ist das Verhältnis dieser beiden Vereine ein sehr freundscha­ftliches gewesen.
FOTO: SCHLIPF Felix Gruber leistete Hilfe bei einem Krampf. Insgesamt ist das Verhältnis dieser beiden Vereine ein sehr freundscha­ftliches gewesen.

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