Air Berlins Reise ins Ungewisse
Die Fluggesellschaft ist insolvent: - Was Reisende jetzt wissen müssen - Die Chronik des Niedergangs
BERLIN (dpa/AFP) - Die Fluggesellschaft Air Berlin hat Insolvenzantrag gestellt. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Nachdem der Hauptaktionär Etihad erklärt habe, keine weitere finanzielle Unterstützung zur Verfügung zu stellen, sei man „zu dem Ergebnis gekommen, dass für die Air Berlin PLC keine positive Fortbestehensprognose mehr besteht“, hieß es in einer Pflichtmitteilung an die Börse. Air Berlin schreibt seit Jahren Verluste und hielt sich nur mit Finanzspritzen des Großaktionärs in der Luft.
Die Fluglinie, die täglich rund 80 000 Passagiere befördert, will trotz der Insolvenz mitten in der Ferienzeit weiterfliegen. „Alle Flüge der Air Berlin und Niki finden weiterhin statt“, versicherte die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft am Dienstag.
Dafür sorgt auch der Bund: Mit einem 150 Millionen Euro schweren Übergangskredit sichert die Bundesregierung den Flugbetrieb bis etwa Ende November, wie Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Dienstag sagte. Auch Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) äußerte sich zuversichtlich. Was der Insolvenzantrag langfristig für den Flugbetrieb bedeutet, ist jedoch bislang unklar. Die Lufthansa teilte mit, sie unterstütze gemeinsam mit der Bundesregierung die Restrukturierungsbemühungen der Fluggesellschaft. „Damit wird unter anderem gewährleistet, dass die von Air Berlin geleasten Flugzeuge, die aktuell für Eurowings und Austrian Airlines fliegen, wie bisher weiterbetrieben werden können.“Die Verhandlungen über den Erwerb von Teilen der Air-Berlin-Gruppe böten auch die Möglichkeit zur Einstellung von Personal.
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz fordert, auch die Interessen der 8600 Mitarbeiter zu berücksichtigen. Die Sozialdemokraten würden die Verhandlungen über die Zukunft der Fluggesellschaft „sehr intensiv und aufmerksam begleiten, vor allem im Interesse der Belegschaft“, sagte Schulz am Dienstag in Berlin. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo warnte vor einer Zerschlagung der Air Berlin. Auch Verdi forderte, möglichst viele Arbeitsplätze zu retten.
FDP-Chef Christian Lindner riet von einer dauerhaften Finanzierung von Air Berlin durch Steuerzahler ab. „Die Insolvenz von Air Berlin war nach Jahren der ständigen Strategiewechsel und Verluste absehbar“, erklärte er.