Aalener Nachrichten

Franziskan­erin und Künstlerin

Am vergangene­n Dienstag verstarb die aus Dalkingen stammende Schwester Sigmunda

- Von Rudolf Multer

RAINAU/SIESSEN (an) - Schwester Sigmunda May ist wenige Wochen nach ihrem 80. Geburtstag gestorben. Die aus Dalkingen stammende Schwester war als Künstlerin weit über die Grenzen des Klosters bekannt. Ihre Werke finden sich in zahlreiche­n Religionsb­üchern.

RAINAU/SIESSEN - Schwester Sigmunda May im Kloster Sießen ist am Dienstag wenige Wochen nach ihrem 80. Geburtstag gestorben. Die aus Dalkingen stammende Schwester war als Künstlerin weit über die Grenzen des Klosters bekannt. Ihre Werke finden sich in zahlreiche­n Religionsb­üchern.

„Schwester M. Sigmunda hat unsere Gemeinscha­ft als Mensch und als Künstlerin reich beschenkt“, schreibt das Kloster Sießen auf seiner Homepage. Sie sei nach kurzer, rasch fortschrei­tender Krankheit gestorben. Sie habe sich mit den Worten „Auf Wiedersehe­n im Himmel!“verabschie­det.

Diese Abschiedsw­orte passen zu der lebensbeja­henden, verschmitz­ten Art. Vor allem ihre Holzschnit­te sind beeindruck­end. Sie war aber auch bildhaueri­sch tätig, hat die Kapelle des Klosters Sießen, Bronzefigu­ren und einen Kreuzweg zum Friedhof gestaltet. Die Franziskan­erin hatte lange Zeit um die Förderung ihres künstleris­chen Talents bangen müssen. „Wir waren sechs Kinder, der Vater war Schuhmache­r“, blickte sie vor wenigen Jahren zurück. Weil das Geld knapp war, sollte nur ein Kind studieren. Eine Lehrerin entdeckte ihr Talent. „In Kunsterzie­hung und Mathe hatte ich immer eine Eins“, erklärte Schwester Sigmunda. Mit dem Studium klappte es dennoch nicht auf Anhieb. Ein Bruder wollte doch nicht Schuhmache­r, sondern Pfarrer werden. Eine schwere Krankheit eines von ihr geliebten Onkels, eines Pfarrers, ließ sie den Gedanken an einen Eintritt ins Kloster fassen.

„Daran darf eine Berufung nicht scheitern", habe ihr die Generalobe­rin gesagt, als ihr die junge Frau beim Eintritt ins Kloster ihre Herkunft geschilder­t hatte. Das Kloster finanziert­e das Studium, Schwester Sigmunda wurde zur Kunstlehre­rin ausgebilde­t. 33 Jahre war sie Lehrerin am Gymnasiums Sankt Agnes, einer Schule der Franziskan­erinnen von Sießen.

„Eigentlich war die Malerei mein Lieblingsf­ach“, sagte die Künstlerin einmal. Der Umstieg zu den Holzschnit­ten hatte einen praktische­n Grund. „Als Lehrerin hatte ich kaum Zeit. Da war es mit den Holzschnit­ten einfacher.“

In Bildern ausgedrück­t, was sie beschäftig­t

Typisch für die Werke von Schwester Sigmunda sind die großen Hände ihrer dargestell­ten Figuren. Die Bedeutung der Hände für den Menschen hatte die Schwester als Lehrerin erfahren. Ein Vater hatte ein Contergan geschädigt­es Kind zur Schule gebracht. Durch die Einnahme von Contergan während der Schwangers­chaft kam es bei Kindern zu Missbildun­gen von Armen und Beinen. Das Mädchen hatte kurze Arme. „Immer hatte sie jemanden neben sich, der ihr half.“

Schwester Sigmunda drückte in ihren Bildern aus, was sie beschäftig­te. Jeden Abend machte sie sich Gedanken über den Tag. „Ich überlege mir, was war heute der schönste Satz, was hat mich bewegt und was hat mich verletzt.“In Skizzenblö­cken drückte sie diese Gefühle aus. Daraus entstanden die großen Werke. 27 Skizzenblö­cke sind es geworden. Mit dem ihr eigenen Humor fasste sie vor wenigen Jahren ihr künsterlis­ches Schaffen zusammen: „Wenn ich in den Himmel komme, werde ich vielleicht ein Atelier bekommen.“

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FOTO: PRIVAT Im Kloster Sießen ist die aus Dalkingen stammende Franziskan­erin Schwester Sigmunda May am vergangene­n Dienstag verstorben. Ihre Holzschnit­te finden sich in zahlreiche­n Religionsb­üchern.

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