Franziskanerin und Künstlerin
Am vergangenen Dienstag verstarb die aus Dalkingen stammende Schwester Sigmunda
RAINAU/SIESSEN (an) - Schwester Sigmunda May ist wenige Wochen nach ihrem 80. Geburtstag gestorben. Die aus Dalkingen stammende Schwester war als Künstlerin weit über die Grenzen des Klosters bekannt. Ihre Werke finden sich in zahlreichen Religionsbüchern.
RAINAU/SIESSEN - Schwester Sigmunda May im Kloster Sießen ist am Dienstag wenige Wochen nach ihrem 80. Geburtstag gestorben. Die aus Dalkingen stammende Schwester war als Künstlerin weit über die Grenzen des Klosters bekannt. Ihre Werke finden sich in zahlreichen Religionsbüchern.
„Schwester M. Sigmunda hat unsere Gemeinschaft als Mensch und als Künstlerin reich beschenkt“, schreibt das Kloster Sießen auf seiner Homepage. Sie sei nach kurzer, rasch fortschreitender Krankheit gestorben. Sie habe sich mit den Worten „Auf Wiedersehen im Himmel!“verabschiedet.
Diese Abschiedsworte passen zu der lebensbejahenden, verschmitzten Art. Vor allem ihre Holzschnitte sind beeindruckend. Sie war aber auch bildhauerisch tätig, hat die Kapelle des Klosters Sießen, Bronzefiguren und einen Kreuzweg zum Friedhof gestaltet. Die Franziskanerin hatte lange Zeit um die Förderung ihres künstlerischen Talents bangen müssen. „Wir waren sechs Kinder, der Vater war Schuhmacher“, blickte sie vor wenigen Jahren zurück. Weil das Geld knapp war, sollte nur ein Kind studieren. Eine Lehrerin entdeckte ihr Talent. „In Kunsterziehung und Mathe hatte ich immer eine Eins“, erklärte Schwester Sigmunda. Mit dem Studium klappte es dennoch nicht auf Anhieb. Ein Bruder wollte doch nicht Schuhmacher, sondern Pfarrer werden. Eine schwere Krankheit eines von ihr geliebten Onkels, eines Pfarrers, ließ sie den Gedanken an einen Eintritt ins Kloster fassen.
„Daran darf eine Berufung nicht scheitern", habe ihr die Generaloberin gesagt, als ihr die junge Frau beim Eintritt ins Kloster ihre Herkunft geschildert hatte. Das Kloster finanzierte das Studium, Schwester Sigmunda wurde zur Kunstlehrerin ausgebildet. 33 Jahre war sie Lehrerin am Gymnasiums Sankt Agnes, einer Schule der Franziskanerinnen von Sießen.
„Eigentlich war die Malerei mein Lieblingsfach“, sagte die Künstlerin einmal. Der Umstieg zu den Holzschnitten hatte einen praktischen Grund. „Als Lehrerin hatte ich kaum Zeit. Da war es mit den Holzschnitten einfacher.“
In Bildern ausgedrückt, was sie beschäftigt
Typisch für die Werke von Schwester Sigmunda sind die großen Hände ihrer dargestellten Figuren. Die Bedeutung der Hände für den Menschen hatte die Schwester als Lehrerin erfahren. Ein Vater hatte ein Contergan geschädigtes Kind zur Schule gebracht. Durch die Einnahme von Contergan während der Schwangerschaft kam es bei Kindern zu Missbildungen von Armen und Beinen. Das Mädchen hatte kurze Arme. „Immer hatte sie jemanden neben sich, der ihr half.“
Schwester Sigmunda drückte in ihren Bildern aus, was sie beschäftigte. Jeden Abend machte sie sich Gedanken über den Tag. „Ich überlege mir, was war heute der schönste Satz, was hat mich bewegt und was hat mich verletzt.“In Skizzenblöcken drückte sie diese Gefühle aus. Daraus entstanden die großen Werke. 27 Skizzenblöcke sind es geworden. Mit dem ihr eigenen Humor fasste sie vor wenigen Jahren ihr künsterlisches Schaffen zusammen: „Wenn ich in den Himmel komme, werde ich vielleicht ein Atelier bekommen.“