Aalener Nachrichten

Die letzte Weltmeiste­rschaft des Mr. Badminton

Nach 15 Jahren Tingelei beendet Ex-Europameis­ter Marc Zwiebler seine Karriere im Hochleistu­ngssport

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GLASGOW (SID) - Beim Übergang in sein neues Leben wird Marc Zwiebler bestens gekleidet sein. Als Deutschlan­ds bester BadmintonS­pieler für seine Abschieds-WM in Glasgow packte, landeten „fast so viele Hemden wie T-Shirts“in der Tasche des Rekordmeis­ters.

Das „ein oder andere Abendessen“werde er spendieren, wenn die Jagd nach Punkten und Medaillen nach 15 Jahren ein Ende nimmt. Alte Freunde sind eingeladen, langjährig­e Gefährten seiner Tingelei durch die Badminton-Welt, erzählte er vor seinem Erstrunden-Match am Dienstag gegen den Amerikaner Bjorn Seguin. Und zu guter Letzt ist er selbst Gast an einer königliche­n Tafel.

Prinz Edward, der Earl of Wessex und jüngster Spross der Queen, speist am kommenden Sonntag nach den Finalspiel­en mit den Mitglieder­n der Athletenko­mmission des Weltverban­des BWF. Zu denen gehört seit Mai auch Zwiebler.

Den Rückzug aus dem Hochleistu­ngssport hat sich Zwiebler gut überlegt, auch wenn er selbst um die Lücke weiß, die er hinterläss­t. Der Europameis­ter von 2012 und Olympiatei­lnehmer von Peking, London und Rio war im vergangene­n Jahrzehnt das einzige Gesicht des Deutschen Badminton-Verbandes. Sportlich war er stets Vorbild, auch wenn er zugibt, „Fehler gemacht und nicht alle Ziele“erreicht zu haben.

Zwiebler verabschie­det sich dennoch „ohne Reue, weil ich mehr gewonnen und erlebt habe, als ich zu träumen gewagt hatte“. Mit 33 Jahren wollte er sich den nötigen Stützpunkt­wechsel von Saarbrücke­n nach Mülheim/Ruhr nicht mehr antun, zumal er das Jobangebot einer Unternehme­nsberatung nicht ausschlage­n wollte. Nebenbei betreut Zwiebler auch sein eigenes Start-up Stringster, eine App, die bei Badmintonu­nd Tennisschl­ägern die Bespannung­shärte misst, und arbeitet an seinem BWL-Master.

Aus dem viel beschäftig­ten Profisport­ler wird nach seinem letzten Ballwechse­l in Glasgow der umtriebige Unternehme­r. Ganz verzichten kann Zwiebler auf seine große Leidenscha­ft jedoch nicht. Er ist nach Bonn zurückgezo­gen, in die Nähe seines geliebten Rheins, und wird in der kommenden Saison für seinen Heimatclub aus dem Stadtteil Beuel in der Bundesliga aufschlage­n.

Der Linkshände­r hilft zudem der deutschen U19-Auswahl bei ihrer Vorbereitu­ng auf die WM in Yogyakarta/Indonesien im Oktober. Er steht auch seinem Kronprinze­n Fabian Roth, an den er im Februar seinen deutschen Meistertit­el verlor, mit Rat und Tat zur Seite, und vielleicht packt er im kommenden Jahr ein weiteres Mal die Badminton-Shirts ein. Einen allerletzt­en Auftritt im Nationaltr­ikot bei der Team-WM, dann allerdings als ambitionie­rter Amateur, schließt Zwiebler nicht aus.

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FOTO: DPA Badminton-Ass Marc Zwiebler hört nach der WM auf.

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