Einen Plan B gibt es nicht
Tankstellenbetreiber in der Region sehen der Zukunft der E-Mobilität gelassen entgegen
AALEN - Was wird eigentlich aus den Tankstellen, wenn es nur noch E-Autos gibt? Diese Frage hat Baubürgermeister Wolfgang Steidle aufgeworfen, als die Änderung des Bebauungsplan für die Rombacher Straße im Gemeinderat beschlossen wurde. Auch dort ist eine Tankstelle angesiedelt, der „Tankpoint am Stadtpark“. Wohl mit der Annahme, dass dort einmal nur noch E-Autos verkehren werden, fragte der Bürgermeister nach der Daseinsberechtigung der Diesellieferanten im Ort.
Tankstellen passen nicht mehr zu den langen Ladezeiten der E-Autos
Tina Pait betreibt den Tankpoint an der Rombacher Straße. Alternativpläne hat sie bisher keine - besser gesagt, weiß sie von keinen. Die Tankstelle gehört zum Stuttgarter Tankstellenunternehmen Tessol. Auch aus der Landeshauptstadt sind keine Pläne für einen Umbau der herkömmlichen Zapfsäulen geplant. Dem Tessol-Geschäftsführer Hubert Bauer ist das Thema wohl bekannt. „Die Gretchenfrage ist, was die EMobilität noch mit den Tankstellen zu tun hat.“Denn der Ort, wo die EAutos aufgeladen werden, müsse bei den langen Ladedauern eher an einem Shoppingcenter, am Arbeitsplatz oder Zuhause der Fahrer liegen. Tankstellen, die darauf ausgelegt sind, dass Autos nach fünf Minuten wieder wegfahren und bei denen der Platz meistens sehr beengt ist, passen weniger zu diesem Modell. Er beobachte den Markt, sagt Bauer. Denn dass der Tankbedarf mit der wachsenden E-Mobilität abnehme, sei klar. „Wir machen uns Gedanken darüber, wie wir darauf reagieren.“Diesbezüglich sei auch sehr wichtig, welche politische Entwicklung das Land nehme und wie die Wahlen im Herbst verlaufen.
Und so rechnet auch Tankstellenbetreiberin Pait erst mal nicht damit, dass ihre Tankstelle, die erst kürzlich rundum renoviert wurde, auf E-Zapfsäulen umgestellt wird. „Ich für meinen Teil glaube nicht, dass sich die EAutos durchsetzen.“Außerdem sei an ihrer Tankstelle an der Rombachstraße auch kein Platz für weitere Anlagen.
Ähnliches berichtet Michael Kübler, der zwei Tankstellen in Aalen und Hüttlingen betreibt. An die EAuto- und Dieselgeschichte geht er sehr gelassen heran. Zehn bis zwölf Jahre habe er noch zu arbeiten, erzählt er – „das überlebt der Sprit noch.“Damals, als das Erdgas eingeführt wurde, habe man ein ähnliches Phänomen beobachten können: Erst sei es ein Riesenthema gewesen und jetzt werde es prompt wieder fallen gelassen.
„Ich hab da bisher keine Existenzängste“, sagt Kübler. Der Dieselskandal habe eben jetzt für einen großen Aufschrei gesorgt. „In einem halben Jahr kräht da niemand mehr danach“, mutmaßt er. Mit vielen Themen werde in der Umsetzung entspannter umgegenagen, als im Gesetz vorgeschrieben: Als Lasterfahrer habe er beispielsweise nie erlebt, dass seine Plakette überprüft wurde. Tina Pait betreibt die Tankstelle in der Rombacher Straße
Trotz allem überlegt er sich, ob er auch eine E-Säule an seiner Tankstelle aufstellen soll. Sehr teuer sei das nicht, allerdings sei er skeptisch, ob der Markt dafür da sei. In Aalen kennt er keine Tankstelle, die eine ESäule hat.
„Ich für meinen Teil glaube nicht, dass sich die E-Autos durchsetzen.“
Noch keine Infrastruktur für E-Autos gegeben
Wolfgang Scherer, der die Esso-Tankstelle in Aalen pachtet, rechnet aktuell ebenfalls nicht mit einer Aufstockung einer E-Zapfsäule. Er kritisiert, dass für E-Autos noch keine Infrastruktur gegeben ist. „Bevor die Politik riesige Fässer aufmacht, sollte sie sich überlegen, was realistisch möglich ist.“Wenn zum Beispiel in Aalen 10 000 Menschen abends ihre E-Autos laden würden, hätte das derzeit außer einem großen Knall keinen großen Effekt, sagt er. „Die Frage ist: Wer baut und bezahlt die Netze, die es dafür braucht?“
Wo man seiner Meinung nach ansetzen könne: Bei den Zweitwägen von Familien. Etwa 30 Prozent der deutschen Autos seien Zweitwägen, die unter 80 Kilometer pro Tag fahren und demnach auch gut mit Strom angetrieben werden könnten, sagt Scherer.
Er räumt den E-Autos in der Zukunft durchaus eine realistische Chance ein: „Irgendwann ist es so weit, dann stehen hinter dem Liter Diesel vier Euro“– dann werde auch die E-Mobilität kommen. Er hofft, dass das eher früher als später der Fall sein wird.