Den Verkehr aus der Innenstadt verbannt
Baubürgermeister Heinz Holzbaur feiert seinen 90. Geburtstag
AALEN - Die Verbannung des Verkehrs aus der Aalener Innenstadt und die damit verbundene Schaffung der Fußgängerzone ist eines der großen Projekte in der Amtszeit von Baubürgermeister Heinz Holzbaur gewesen. Am Donnerstag feiert er bei guter Gesundheit seinen 90. Geburtstag. Dabei hat er im Alter von gerade mal 16 Jahren zwei Bombenangriffe überlebt, wäre fast als „Kanonenfutter“missbraucht worden und blickte in die Mündung einer Pistole, als er sich weigerte, eine Lobeshymne auf Hitler loszulassen.
Der Jubilar hat in jungen Jahren Krieg, Leid und massenhaftes Sterben erleben müssen. Als 16-Jähriger, der die sechste Klasse der damaligen Schubart-Oberschule in Aalen besuchte, erhielt er im November 1943 den Einberufungsbefehl zur Wehrmacht. Er gehörte zum ersten Jahrgang, der so jung zur Flak eingezogen wurde. Nach einer kurzen Ausbildung kam er zu einer Flugabwehrbatterie bei Friedrichshafen.
Am 3. August 1944 griffen amerikanische Bomber die Bodenseemetropole an. Acht junge Aalener, ebenfalls Schüler der Schubart-Oberschule, die in einer anderen Batterie in unmittelbarer Nachbarschaft eingesetzt waren, kamen dabei ums Leben. Holzbaur erzählte später: „Wenn der Bomberpilot damals den Auslöser einige Sekunden früher betätigt hätte, hätte es uns getroffen.“
Ende September 1944 wurde er zwar nach Hause entlassen, aber kurz danach zur vormilitärischen Ausbildung nach Straubing geschickt. Er durfte nochmals kurz nach Hause, musste dann jedoch zur Infanterie nach Heilbronn.
Am 4. Dezember 1944 wurde die Stadt angegriffen. Sie sollte dem Erdboden gleich gemacht werden. Viele Menschen verloren ihr Leben. Holzbaur hatte Glück. Mit seinen Kameraden wurde er danach in Richtung Westen in Marsch gesetzt. Drei Nächte waren sie unterwegs, tagsüber suchten die Schutz vor den feindlichen Jagdbombern. Dann wurden sie nach Heilbronn zurückbeordert. Holzbaur erinnerte sich: „Das war unser Glück, sonst wären wir wahrscheinlich als Kanonenfutter verheizt worden und ums Leben gekommen.“In Ulm sollte er wenige Tage vor Kriegsende eine Lobeshymne auf Hitler aufsagen. Als er sich weigerte, zielte sein Vorgesetzter mit der Pistole auf ihn – Holzbaur gab nach.
Zu Fuß nach Hause durchgeschlagen
Anfang Mai 1945 fand er sich in einer Stellung in Wasserburg am Inn wieder. Da wusste man schon nicht mehr so genau, wer gegen wen kämpfte. Irgendwann marschierte er mit seinen Kameraden los, um sich zu Fuß nach Hause durchzuschlagen. Seine Eltern wussten monatelang nicht, ob er überhaupt noch lebte. Holzbaur kam wohlbehalten in seine Heimatstadt zurück.
Er studierte nach dem Krieg in Stuttgart Vermessungswesen und ging 1955 zur Stadt Aalen als Angestellter im Vermessungsamt. Bereits im März 1956, nach dem Tod seines Vorgängers, übernahm er die Leitung des Stadtmessungsamtes. Mitte der 70er-Jahre gelang Holzbaur der Sprung an die Stadtspitze. Im Herbst 1975 wurde Ulrich Pfeifle zum neuen Oberbürgermeister gewählt, kurz vor Jahresende berief der Gemeinderat Eberhard Schwerdtner und Heinz Holzbaur zu Beigeordneten. Dem Trio mangelte es nicht an Arbeit, aber es verbreitete in Aalen auch eine Aufbruchstimmung. Die City wurde zur Baustelle. So musste die Feuerwehr aus ihrem Quartier am Spritzenhaus ausziehen und wurde im neuen Rettungszentrum untergebracht. Dies war Voraussetzung dafür, dass das gesamte Areal neu gestaltet werden und der Verkehr aus der Stadt verbannt werden konnte.
Nach 16 Jahren an der Spitze des Baudezernats zog sich Holzbaur 1991 in den Ruhestand zurück. „Mir geht es gesundheitlich gut,“sagt er zufrieden. Er liest viel und hilft seiner Frau gerne im Haushalt. Am Samstag wird mit der Familie – die Eheleute haben zwei Söhne und vier Enkelkinder – der runde Geburtstag gefeiert.