Aalener Nachrichten

„Gegen null“

Silke Leber stellt sich für die FDP dem Wahlkampf – Erfolgscha­ncen schätzt sie gering ein

- Von Eva-Marie Mihai

SONTHEIM AN DER BRENZ - Geblümtes Oberteil, schwarze Hose, halboffene schwarze Schuhe – außer dem millimeter­großen „German Mut“-Anstecker an Silke Lebers Bluse lässt an ihrem Äußeren wenig auf eine geschäftig­e Politikeri­n schließen. Und doch will sie nun dem Anstecker an ihrer Bluse gerecht werden und sich für die FDP zum ersten Mal dem Wahlkampf stellen. Gerade steht sie in Sontheim an der Brenz im Kreis mit dem Bürgermeis­ter und Geschäftsl­euten und wartet auf die Ankunft der „Hauptperso­n“, wie sie FDP-Mann Michael Theurer nennt. Heute steht eine Unternehme­nsbesichti­gung bei einem regionalen Entsorgung­sunternehm­en mit prominente­r Begleitung auf ihrer Tagesordnu­ng.

Engagement beim DRK und in der Partei

Doch bevor Theurer in seiner schwarzen Limousine auf dem Hof Einzug hält, fährt noch ein Transporte­r mit der Aufschrift „Leber Malerwerks­tatt“an die Straßensei­te – heraus springt ein weiterer Teilnehmer des Termins: Armin Leber, Silke Lebers Mann, kommt quer über den Hof auf die Gruppe zu. Silke Leber lacht halb ungläubig, halb belustigt auf und als schließlic­h auch die Hauptperso­n eingetroff­en ist, geht die Gruppe in ein Besprechun­gszimmer ins Innere des Gebäudes. Leber verteilt Visitenkar­ten und Sprudel, spielt mit ihrer Brille und bleibt weitgehend still.

Nach der Besichtigu­ng verabschie­det sich Leber von Theurer. Sie werde heute Abend nach Ulm zu seinem Vortrag kommen, verspricht sie. Dann geht sie erst einmal mit ihrem Mann zum Mittagesse­n in einer Sontheimer Imbissbude. „Wenn ich bis mittags im Büro bin, kann ich nicht um zwölf das Essen auf dem Tisch haben“, sagt Leber, die bei ihrem Mann im Unternehme­n das Büro schmeißt. Das Paar erzählt, wie sie sich kennengele­rnt haben: „Es war auf dem Dorffaschi­ng“, erzählt Leber. Da waren beide früher aktiv. Jetzt ist dafür keine Zeit mehr. Mittlerwei­le hat sich dieses Engagement ins Ehrenamt beim DRK und in die Politik verschoben.

Zwei Interessen, die Silke Leber mit ihrem Mann teilt: „Sie unterstütz­t mich als Helfer vor Ort“, erzählt Armin Leber, der DRK-Ersthelfer ist. Eine Frau dabei zu haben, sei immer gut. Oder sie unterstütz­t beim Blutspende­n, sitzt bei Patienten an den Betten und schaut danach, dass es ihnen gut geht. Gemeinsam haben die beide auch ein außergewöh­nliches Hobby: Gleitschir­mfliegen. Er seit 1993, sie hat zehn Jahre später damit angefangen. Ganz alleine für sich habe sie die Theaterspi­elerei, erzählt Leber. Was sich auch im politische­n Engagement der beiden widerspieg­ele: Während er seit acht Jahren im Kreisrat sitzt, sei sie diejenige für den Bundestag. Sie stehe gern vor Menschen und könne vor Leuten reden. Er nicht.

Auch in die FDP war Silke Leber ihrem Mann gefolgt. Sie übernahm den Posten als Schatzmeis­terin und trat vor zwei Jahren den Liberalen Frauen bei, wo sie als Schriftfüh­rerin verpflicht­et wurde. Auf die Frage, warum das Ehepaar gerade diese Partei gewählt hat, antwortet er: „Das war die Partei mit der größten Schnittmen­ge für uns.“

„Hinter jedem starken Mann steht eben doch eine starke Frau“

Schließlic­h fährt Silke Leber ihren Mann auf eine Baustelle und geht in ihr Büro. „Hinter jedem starken Mann steht eben doch eine starke Frau“, sagt sie, als die Sprache auf das Familienun­ternehmen kommt. Ihr Mann und ihr 30-jähriger Sohn leiten die Malerwerks­tatt, deren Büro dem Wohnhaus der Familie Leber in Heuchlinge­n angegliede­rt ist. Auf Silke Lebers Schreibtis­ch häuft sich die Arbeit: Papierstap­el, Formulare und ein großer Bildschirm beherrsche­n das Bild. Viel Zeit für Politik bleibt eigentlich nicht mehr.

Ein Grund mehr, sich Bürokratie­abbau auch politisch auf die Fahne zu schreiben, sagt Leber. „Ich kenne das von meiner Arbeit.“Ebenso ein anderes Problem: „Der Ausbau von schnellem Internet, da haben wir hier in Heuchlinge­n auch keine zufriedens­tellende Lösung.“Kein Wunder, dass sich da keine neuen Unternehme­n ansiedeln, sagt Leber. Ein drittes Thema, das ihr am Herzen liegt, ist die Familienpo­litik. „Ich bin froh, dass ich schon so große Kinder hab’“, sagt die 48-jährige Mutter zweier Söhne im Alter von 30 und 27 Jahren. „Ich weiß nicht, wie ich das mit dem Job sonst stemmen würde.“

Sie kandidiert zum ersten Mal – mit ungewissem Ausgang. „Wenn ich reinkommen würde, müsste ich das hier wahrschein­lich aufgeben“, sagt sie und macht eine Handbewegu­ng in Richtung Farbmuster und Auftragsbü­cher. Annehmen würde sie die Wahl aber, versichert sie. Allerdings sieht sie selbst ihre Chancen „gegen null“. Sie glaubt nicht an einen Wahlsieg. Warum? „Wir sind ein schwarzer Landkreis, die FDP ist zu gering vertreten.“Probieren wollte sie es aber trotzdem – und „German Mut“beweisen.

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FOTO: EVA-MARIE MIHAI Silke Leber in ihrem Büro in Heuchlinge­n: Sie will sich politisch für den Bürokratie­abbau einsetzen.
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