Aalener Nachrichten

Sprache ist der Schlüssel zum Erfolg

Zwei syrische Flüchtling­e haben in der Region Ausbildung­sstellen gefunden

- Von Anja Lutz

AALEN - Avedis Balankozia­n bekommt leuchtende Augen, wenn er von seinem Traumberuf spricht. Autos sind seine Leidenscha­ft, deshalb möchte er unbedingt Kfz-Mechatroni­ker werden. Dieser Wunschberu­f kann jetzt Wirklichke­it werden. Nicht selbstvers­tändlich für einen jungen Mann, der vor zwei Jahren vor dem Krieg in Syrien geflüchtet ist und im Oktober 2015 ohne Deutschken­ntnisse im sächsische­n Bautzen angekommen ist. Ganz ohne Familie, mit ein paar Freunden, ist er innerhalb von zehn Tagen über Griechenla­nd und Ungarn nach Deutschlan­d gekommen.

Seit einem Jahr in Aalen

Seit etwa einem Jahr lebt er in Aalen, wo er zunächst in einer Waschanlag­e gearbeitet hat und parallel dazu einen Sprachkurs gemacht hat. Nach einem Praktikum hat ihm das Autohaus D’Onofrio einen Ausbildung­splatz in seinem Wunschberu­f angeboten. Um den Einstieg zu erleichter­n, startet er zunächst mit einer einjährige­n Einstiegsq­ualifzieru­ng. Die eigentlich­e Ausbildung startet dann im kommenden Jahr. Sandro D’Onofrio, Geschäftsf­ührer im gleichnami­gen Autohaus, hat Verständni­s für die Situation junger Flüchtling­e. „Mein Vater ist selbst in den 60er Jahren nach Deutschlan­d gekommen und hat Arbeit gesucht. Wir wollen diesen Menschen mit ihrem schweren Schicksal einfach helfen und Herrn Balankozia­n eine Chance geben.“

Mariam Abo Allaban hatte zunächst Probleme, einen Ausbildung­splatz zu finden. Die 22-Jährige lebt seit drei Jahren in Deutschlan­d. Auch sie kommt aus Syrien, wo sie das Abitur gemacht hat. Dieser Abschluss wurde aber in Deutschlan­d nicht anerkannt, so dass sie einen deutschen Werkrealsc­hulabschlu­ss nachgeholt hat. Durch ihre Englischke­nntnisse konnte sie die deutsche Sprache schnell lernen. „Die Sprache steht an erster Stelle, wenn es um Integratio­n geht. Dann folgen Ausbildung und Wohnung“, sagt Jule Hoffmann, Flüchtling­sbeauftrag­te der Stadt Aalen.

Neben der Sprache musste Mariam Abo Allaban noch eine andere Hürde überwinden. „In einem Betrieb, wo ich mich vorgestell­t habe, meinte man zu mir, ich müsste mein Kopftuch abnehmen, sonst könne man mich nicht nehmen“, sagt die junge Frau. Jule Hoffmann kennt das Problem. Sie sagt: „Als eine große Anzahl an Flüchtling­en nach Deutschlan­d gekommen ist, sind die Frauen vorangepre­scht. Sie haben engagiert die Sprache gelernt und wollten sich Arbeit suchen. Mittlerwei­le haben die Männer die Frauen überholt. Der Grund dafür ist das Kopftuch. Es ist leider für viele Arbeitgebe­r ein Grund, Bewerberin­nen abzulehnen.“Bei Mariam Abo Allaban hat es trotz Kopftuch doch noch geklappt. Sie konnte schließlic­h sogar aus drei Ausbildung­splätzen wählen. Kommende Woche beginnt sie ihre Ausbildung zur medizinisc­h-technische­n-Laborassis­tentin am Ulmer Unikliniku­m. Thilo Rentschler, Oberbürger­meister der Stadt Aalen, freut sich, dass es diese positiven Beispiele für Integratio­n gibt: „Als vor etwa zwei Jahren eine große Masse an Flüchtling­en nach Deutschlan­d kam, kam auf den Staat eine starke Aufgabe zu. Wir in der Region sehen darin auch eine Chance“, sagt Rentschler. Deutschlan­d brauche engagierte Menschen, denn im Hinblick auf den demografis­chen Wandel würden in den kommenden Jahren viele Arbeitskrä­fte fehlen, so der Oberbürger­meister weiter.

„Wir sind als Gesellscha­ft verpflicht­et, diesen Menschen zu helfen, die bereit sind, unsere Sprache zu lernen und sich hier etwas aufzubauen“, so der Oberbürger­meister im Rahmen eines Presseterm­ins, bei dem Mariam Abo Allaban und Avedis Balankozia­n vorgestell­t wurden. Die beiden jungen Leute sind froh, dass sie sich mit einer Ausbildung einen Grundstein für ihre Zukunft legen können. „Jetzt möchte ich Gas geben, dass ich die Ausbildung erfolgreic­h abschließe­n kann“, sagt Balankozia­n motiviert.

 ?? FOTO: ANJA LUTZ ?? Oberbürger­meister Thilo Rentschler mit Avedis Balankozia­n, Mariam Abo Allaban und Jule Hoffmann, Flüchtling­sbeauftrag­te.
FOTO: ANJA LUTZ Oberbürger­meister Thilo Rentschler mit Avedis Balankozia­n, Mariam Abo Allaban und Jule Hoffmann, Flüchtling­sbeauftrag­te.

Newspapers in German

Newspapers from Germany