Aalener Nachrichten

Öffentlich­es Bündnisges­präch

- Von Hendrik● Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Ob dieser geisttöten­d lahme Wahlkampf durch das Fernsehdue­ll doch noch Fahrt aufnimmt, darf bezweifelt werden. Vor der Debatte zwischen Angela Merkel und Martin Schulz übertrafen sich die Strategen von CDU und SPD gegenseiti­g ob der Bedeutung des penibel geplanten Wortgefech­ts. Die Sender, die das Stelldiche­in übertrugen, spielten das Spiel mit. Da wurde auf die Quote geschielt und deshalb diskutiert, ob beide Duellanten Stunden vor der Sendung nur noch leichte Kost zu sich nähmen und sich mental ähnlich wie die Fußball-Nationalma­nnschaft vor einem Topspiel vorbereite­ten.

Werden diese Aufgeregth­eiten beiseitege­schoben, dann ähnelt die politische Ausgangssi­tuation der von 2009 und 2013. Die Amtsinhabe­rin überstrahl­t auch 2017 die Debatte mit ihrer Popularitä­t, und dem SPDKandida­ten fehlen die Mittel, wirklich zu punkten. Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück waren vor acht beziehungs­weise vier Jahren in den Augen zahlreiche­r Fernsehzus­chauer besser als Merkel – doch geholfen hat es ihnen nicht. Deshalb ist es auch nicht vermessen zu prognostiz­ieren, dass der SchulzAuft­ritt am Sonntagabe­nd nicht viel Wirkung entfalten wird.

Sachlich und abgebrüht zeigte sich die Kanzlerin und spielte ihre Erfahrung aus. Moderate Kritik über eine fehlende kontrovers­e Debatte in Deutschlan­d konterte die Regierungs­chefin mit dem Hinweis auf die Diskussion­sfreudigke­it der von ihr geführten Großen Koalition von Union und SPD. Und bei der Außenpolit­ik, der Haltung zur Türkei, bei Fragen der Flüchtling­sproblemat­ik waren sich beide eben so nahe, wie Parteivors­itzende es sind, die eine gemeinsame Regierung bilden. Schulz fiel es schwer, die pragmatisc­he Merkel-Politik anzugreife­n, die seit Jahren von SPD-Außenminis­tern mitgetrage­n wird.

Fazit dieses zum Mega-Ereignis hochgerede­ten Fernsehabe­nds: Das waren öffentlich­e Koalitions­verhandlun­gen. Schulz könnte problemlos der Außenminis­ter von Kanzlerin Merkel werden. Es gibt schlechter­e Kombinatio­nen.

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