Öffentliches Bündnisgespräch
Ob dieser geisttötend lahme Wahlkampf durch das Fernsehduell doch noch Fahrt aufnimmt, darf bezweifelt werden. Vor der Debatte zwischen Angela Merkel und Martin Schulz übertrafen sich die Strategen von CDU und SPD gegenseitig ob der Bedeutung des penibel geplanten Wortgefechts. Die Sender, die das Stelldichein übertrugen, spielten das Spiel mit. Da wurde auf die Quote geschielt und deshalb diskutiert, ob beide Duellanten Stunden vor der Sendung nur noch leichte Kost zu sich nähmen und sich mental ähnlich wie die Fußball-Nationalmannschaft vor einem Topspiel vorbereiteten.
Werden diese Aufgeregtheiten beiseitegeschoben, dann ähnelt die politische Ausgangssituation der von 2009 und 2013. Die Amtsinhaberin überstrahlt auch 2017 die Debatte mit ihrer Popularität, und dem SPDKandidaten fehlen die Mittel, wirklich zu punkten. Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück waren vor acht beziehungsweise vier Jahren in den Augen zahlreicher Fernsehzuschauer besser als Merkel – doch geholfen hat es ihnen nicht. Deshalb ist es auch nicht vermessen zu prognostizieren, dass der SchulzAuftritt am Sonntagabend nicht viel Wirkung entfalten wird.
Sachlich und abgebrüht zeigte sich die Kanzlerin und spielte ihre Erfahrung aus. Moderate Kritik über eine fehlende kontroverse Debatte in Deutschland konterte die Regierungschefin mit dem Hinweis auf die Diskussionsfreudigkeit der von ihr geführten Großen Koalition von Union und SPD. Und bei der Außenpolitik, der Haltung zur Türkei, bei Fragen der Flüchtlingsproblematik waren sich beide eben so nahe, wie Parteivorsitzende es sind, die eine gemeinsame Regierung bilden. Schulz fiel es schwer, die pragmatische Merkel-Politik anzugreifen, die seit Jahren von SPD-Außenministern mitgetragen wird.
Fazit dieses zum Mega-Ereignis hochgeredeten Fernsehabends: Das waren öffentliche Koalitionsverhandlungen. Schulz könnte problemlos der Außenminister von Kanzlerin Merkel werden. Es gibt schlechtere Kombinationen.