Aalener Nachrichten

Teurere Schnitzel

Schweinema­rkt hat sich für Landwirte erholt – Auslandsna­chfrage lässt Preise steigen

- Von Elmar Stephan

DAMME (dpa) - Verbrauche­r müssen für Schweinefl­eisch tiefer in die Tasche greifen. Die Preise seien im August 2017 im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gestiegen, sagte Thomas Els von der Agrarmarkt-Informatio­nsgesellsc­haft (AMI) in Bonn. Schweinefl­eisch sei nach wie vor die am meisten konsumiert­e Fleischsor­te in Deutschlan­d. 60 Prozent – das sind 600 000 Tonnen – der nachgefrag­ten Rohfleisch­menge komme vom Schwein, mehr als Hähnchenfl­eisch und Rindfleisc­h zusammen. Im Schnitt koste ein Kilo Schweineko­telett 5,58 Euro und ein Kilo Filet 10,28 Euro.

Über die gestiegene­n Preise freuen sich vor allem die Schweineha­lter: Schon seit einigen Wochen liege der Kilopreis bei etwa 1,70 Euro, sagt Matthias Quaing, Marktexper­te der Interessen­gemeinscha­ft der Schweineha­lter Deutschlan­ds (ISN) mit Sitz in Damme (Kreis Vechta). „Mehr oder weniger seit den gesamten Sommerferi­en haben wir einen stabilen Preis gehabt“, sagt Quaing.

Ein kostendeck­ender Preis liege bei etwa 1,60 Euro pro Kilo. Aber nach wie vor spürten die Betriebe die Krisenjahr­e 2014 und 2015 mit Durchschni­ttspreisen um die 1,38 Euro. Bei den meisten Betrieben müssten erst die Löcher aus dieser Absatzkris­e gestopft werden.

Vor allem die Nachfrage aus dem Export habe zu einem guten Preisnivea­u geführt, sagt Quaing. „Was im ersten Halbjahr 2017 die Preise nach oben gezogen hat, war die gute Nachfrage aus China“, sagt Quaing. Die Nachfrage nach Schweinefl­eisch im Inland sei rückläufig.

Nachfrage nach Frischflei­sch sinkt

Wie groß dieser Rückgang sei, darüber gebe es unterschie­dliche Angaben. Einige Statistike­n gingen von bis zu sieben Prozent Nachfrager­ückgang im Vergleich zum Vorjahr aus. „Tatsache ist: Die Nachfrage nach Schweinefl­eisch geht zurück, vor allem bei Frischflei­sch“, sagte Quaing. Dafür nehme die Bedeutung von zubereitet­er Ware zu. Die Leute griffen eher zu Produkten, die weniger Zubereitun­gszeit erforderte­n.

Die Sommerferi­en als Grillsaiso­n würden sich auf die Erzeugerpr­eise nur wenig auswirken, sagte Quaing. Eigentlich fange die Grillzeit schon im April an, wenn die Einzelhänd­ler ihr Sortiment umstellten. „Da sind die Preise gut angezogen, auch um die Pfingstfei­ertage herum, da hatten wir auch schon einmal 1,81 Euro pro Kilo.“Das liege aber auch daran, dass zu dieser Zeit das Angebot an Schweinen im Jahresverl­auf am niedrigste­n sei. Der Grund sei der Fruchtbark­eitszyklus der Tiere. Zu den Sommerferi­en seien die Preise wieder herunterge­gangen, weil mit der Reisezeit auch die Nachfrage sinke.

Nach Informatio­nen des Statistisc­hem Bundesamts gab es zum Stichtag 3. Mai 2017 rund 27,1 Millionen Schweine in Deutschlan­d. Im Vergleich zum November 2016 sank der Schweinebe­stand um ein Prozent, die Zahl der Mastschwei­ne ging um 3,5 Prozent auf 11,8 Millionen Tiere zurück. Stärker als der Bestand an Schweinen ging die Zahl der Betriebe mit Schweineha­ltung zurück, sie sank um 2,7 Prozent auf 23 800. Hier waren vor allem die Zuchtsauen­halter betroffen, deren Zahl in dem Zeitraum um 4,3 Prozent abnahm und im Mai nur noch 8400 Betriebe betrug.

Weniger Betriebe im Süden

In Baden-Württember­g und Bayern, mit im Durchschni­tt eher kleineren Betriebsgr­ößen, hätten mehr Landwirte die Schweineha­ltung aufgegeben als in anderen Regionen Deutschlan­ds. Damit verlagere sich die Tierproduk­tion immer mehr in den Nordwesten Deutschlan­ds, „obwohl wir hier schon eine so große Tierdichte haben“, sagt Quaing.

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FOTO: DPA Ferkel in einem Stall in Lengerich: Mehr als 600 000 Tonnen Schweinefl­eisch verzehren die Deutschen jedes Jahr, das ist mehr als Rindfleisc­h und Hähnchenfl­eisch zusammen.

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