Virtuose Gambenmusik erklingt im Thronsaal
Mit Marais Consort gehen die Ellwanger Schlosskonzerte zu Ende – Mit „Monteverdi and More“begeistern Musiker und Sopranistin Margret Hunter
ELLWANGEN (R.) - Das letzte Ellwanger Schlosskonzert dieses Jahres ist ausverkauft gewesen. Rund 110 Zuhörer haben mit „Affetti Musicale – Monteverdi and More“im Thronsaal des Schlossmuseums einen unvergesslichen musikalischen Hochgenuss mit virtuoser Gambenmusik erlebt. Marais Consort ist eines der führenden Gambenensembles weltweit.
Als heimlicher Star brillierte die britische Sopranistin Margret Hunter. Ihre betörende Stimme faszinierte in perfektem Ensembleklang und begeisterte auch solistisch. Dank gebührt Hans-Ulrich Engel vom Stiftsbund, der das Spitzenensemble nach Ellwangen geholt hat. Der SWR hat das Konzert aufgezeichnet.
Das Marais Consort wurde 1978 von Hans-Georg Kramer, Viola da Gamba, und Ingelore Schubert, Cembalo, als Ensemble für Alte Musik gegründet und später als Gambenconsort aufgebaut. Darunter versteht man ein kammermusikalisches Ensemble mit mehreren Gamben unterschiedlicher Tonlage. Höhepunkt der Gambenmusik war die Spätrenaissance. Neben Hans-Georg Kramer waren Brian Franklin, Hermann Hickethier und Irene Klein zu hören. Ingelore Schubert am RenaissanceCembalo überzeugte auch solistisch mit feinfühlig dezenter und höchst präziser Artikulation.
Im 17. Jahrhundert wurde „Affetti Musicale“, der Ausdruck menschlicher Gefühle durch die Musik, in der Vokal- und Instrumentalmusik immer wichtiger. Dieser Stil verlangt den Musikern höchste Virtuosität ab. Dem hohen Anspruch zeigte sich Marais Consort mit der Sonata La Leona des frühbarocken Komponisten Cesario Gussago und zwei Toccaten des Bolognesers Aurelio Bonelli vollendet gewachsen.
Wenn Orpheus singt, muss alles schweigen
Mit der Kraft seines Gesangs wagt der thrakische Sänger Orpheus den gefahrvollen Weg in die Unterwelt. Die Orpheus-Sage liegt Claudio Monteverdis Oper „L’Orfeo“zugrunde. Wunderbar und ergreifend sang Margret Hunter den Prolog der Musica. Die von ihr zur Cembalobegleitung gesungene Klage „Lamento d’Arianna“aus Monteverdis gleichnamiger verschollener Oper berührte die Zuhörer tief als zeitloser Ausdruck hoffnungsloser Verlassenheit und Trauer.
Im Oktober 1600 wurde Jacopo Peris Oper „L‘Euridice“uraufgeführt. In ausdrucksvoller Meisterschaft interpretierten die Marais eine Folge fröhlicher Tanzlieder der Oper. Mit vier kurzen Stücken von Adriano Banchieri entfaltete das Gambenconsort besinnliche Klangvielfalt. Höhepunkt und Glanzlicht des Abends waren Arien mit instrumentalen Intermezzi aus den Monteverdi-Opern „L’Incoronatione di Poppea“und „Il Ritorno d’Ulisse in Patria.“Margret Hunters Stimme schien schwerelos durch den Thronsaal zu schweben, bevor sie in einem letzten gehauchten Seufzer erstarb. Einen schöneren Abschluss der diesjährigen Schlosskonzerte hätte man sich nicht wünschen können.