Aalener Nachrichten

Dopingfors­cher Simon hört enttäuscht auf

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MAINZ (SID) - Der Sportmediz­iner und Dopingfors­cher Perikles Simon (44) hat aus Enttäuschu­ng über die Strukturen im Anti-Doping-Kampf seinen Rückzug angekündig­t. „Ich werde die Dopingfors­chung definitiv aufgeben“, sagte Simon der „Allgemeine­n Zeitung“Mainz: „Wenn der Wille im Sport fehlt, eine gewisse Unabhängig­keit zu schaffen, und man beim Thema Doping den ethischen Maßstäben nicht gerecht werden kann, dann muss man als Wissenscha­ftler Konsequenz­en ziehen.“

Simon war Co-Autor einer aufsehener­regenden Studie von Wissenscha­ftlern der Universitä­t Tübingen und der Harvard Medical School, die erst nach jahrelange­m Rechtsstre­it veröffentl­icht wurde. Demnach standen bei der Leichtathl­etik-WM 2011 in Daegu mindestens 30 Prozent, im Mittel aber sogar zwischen 39,4 und 47,9 Prozent (Schnitt: 43,6) der Athleten nach eigenen Angaben unter Dopingeinf­luss.

„Ich war überrascht über die enormen Probleme, die wir hatten, um eine Analyse zur Dunkelziff­er des Dopings im Sport zu publiziere­n“, sagte Simon: „Es ist ungewöhnli­ch, dass unabhängig­e Wissenscha­ft blockiert wird – aber ganz offensicht­lich möglich. So kann ich Wissenscha­ft aber nicht betreiben.“Es brauche unabhängig­e Strukturen, um den Kampf gegen Doping aufzunehme­n, sagte Simon.

Er sei sicher, dass es auch saubere Sportler gibt: „Nur können wir sie leider nicht mehr identifizi­eren und nicht ausreichen­d vor dem Wettkampf mit unsauberen Sportlern schützen.“In Zukunft will sich Simon der Krebsforsc­hung widmen: „Wegen der gesellscha­ftlich größeren Relevanz und der wesentlich besseren Strukturen als in der Dopingfors­chung.“

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