„Wir wollen keine Ghettos“
Roland Hamm nimmt im Sommergespräch auch zum Wohnungsbau Stellung.
AALEN - „Der Stillstand gehört der Vergangenheit an.“Roland Hamm, Vorsitzender der Fraktion Die Linke/ Pro Aalen im Aalener Gemeinderat, freut sich im Sommergespräch mit den „Aalener Nachrichten“darüber, dass sich unter der Regie von OB Thilo Rentschler an allen Ecken etwas bewegt. Durch private und städtische Investitionen habe sich Aalen deutlich verändert. Die Bilanz nach vier Jahren mit Rentschler als Stadtoberhaupt sei aus Hamms Sicht positiv.
Die Kreisstadt ist in Bewegung. Bewegt geht es endlich auch wieder am oberen Marktplatz zu. Seit der Eröffnung des Kubus‘ Aalen am Markt pulsiert hier nach jahrelanger Flaute das Leben. Dass sich das neue Einkaufscenter in nur wenigen Tagen als Magnet im Süden entwickelt hat und auch die Rathaus-Tiefgarage seither noch stärker als sonst frequentiert ist, ist auch Roland Hamm bereits aufgefallen. Für das Sommergespräch mit den „Aalener Nachrichten“sucht er sich als Treffpunkt dennoch lieber eine ruhigere Ecke in einem Café in einer Seitenstraße aus.
Ruhiger ist es mittlerweile auch im Rathaus. In der Verwaltung sei seit der Neubesetzung der beiden Beigeordnetenposten wieder Stabilität eingekehrt, sagt Hamm. Die Zusammenarbeit zwischen OB Rentschler, Karl-Heinz Ehrmann und Wolfgang Steidle funktioniere besser als das Modell davor. Auch die Zusammenarbeit im Gemeinderat sei positiv und die Mehrheit der Stadträte sei an einer konstruktiven Zusammenarbeit interessiert.
Gute Synergien für die Kulturlandschaft
Sicherlich sei für den einen oder anderen Mitarbeiter im Rathaus das Turbo-Arbeitstempo von Rentschler nach wie vor eine große Herausforderung, aber diesem sei es zu verdanken, dass viele Dinge auf den Weg gebracht worden sind und werden. Hamm denkt unter anderem an die Sanierung und bessere Ausstattung der Schulen, die Verbesserung der Kindergartenbetreuung oder den Kulturbahnhof auf dem Stadtoval. Letzterer bringe gute Synergien für die Kulturlandschaft in Aalen, ist sich Hamm sicher. Allerdings müssten neben dem Theater, der städtischen Musikschule und dem Programmkino (noch Kino am Kocher) auch freie Künstler hier Räumlichkeiten nutzen können. Das würde die Kulturszene zusätzlich befruchten. Darüber hinaus müsse bei den dortigen Wohnbauprojekten genau überlegt werden, welche Zielgruppe man erreichen möchte. „Das Stadtoval ist ein interessanter Standort, aber kein Selbstläufer“, sagt Hamm.
Besonders freut es den Vorsitzenden der Fraktion Die Linke/Pro Aalen, dass die Stadt in Sachen Wohnraum mit dem „Aalener Modell“den richtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht habe. „Wir legen allerdings darauf Wert, dass die 100 Millionen Euro nicht nur in schöne Vorzeigeobjekte investiert werden, sondern das Geld in einer Drittelung aufgeteilt wird.“30 Prozent sollen dem sozial bezahlbaren Wohnraum zugute kommen, 30 Prozent sollen für Projekte für die mittlere Einkommensschicht verwendet werden und 30 Prozent können schließlich in exklusive Wohnbauprojekte fließen. „Den Gewinn, der durch letztere generiert wird, kann die Aalener Wohnungsbau wieder für den sozialen Wohnungsbau verwenden“, so Hamms Vorstellung.
Wichtig sei es ihm und seiner Fraktion auch, dass der soziale Wohnungsbau nicht zu einer Ghettoisierung in einzelnen Wohnquartieren führt, sondern dass bei neu ausgewiesenen Flächen auf eine soziale Durchmischung der Bewohner Wert gelegt wird. Ein gutes Beispiel werde das Projekt in den Langäckern in Unterkochen sein, wo elf Sozialwohnungen in einem gewachsenen Wohngebiet entstehen. Ein solches Zusammenlegen trage auch zur Integration bei.
Zu den millionenschweren Investitionen, die die Stadt tätigen will, gehören auch die Bäder. Hierzu hat Hamm einen klaren Standpunkt. „Die Dezentralität der vorhandenen Bäder muss erhalten bleiben.“Mit Ausnahme des Hallenbads, das für seine Fraktion eine hohe Priorität habe. Dieses am bestehenden Standort zu sanieren, sei nicht sinnvoll. Vielmehr befürwortet Hamm ein Kombibad aus einem Hallen- und einem Freibad im Hirschbach.
Kombibad hat Vorrang vor Vereinssportzentrum
Die Ängste der Bewohner, dass ein solches die dortige Verkehrsinfrastruktur überfordere, nimmt Hamm ernst. Allerdings gelte es erst, das dafür in Auftrag gegebene Gutachten abzuwarten. Sollte dieses den Bewohnern Recht geben, sollte lieber das ebenfalls im Hirschbach vorgesehene Vereinssportzentrum an einen anderen Standort verlegt werden. Unter anderem böten die „Lederhosen“diesbezüglich Entwicklungsmöglichkeiten, sagt Hamm.
Zu der Bäderdebatte gehört für Hamm auch das Thema Thermalbad. Gerade weil dieses das höchste Defizit einfahre, müsse dieses dringend saniert werden. Insbesondere der Saunabereich gehöre modernisiert und vergrößert. Bei dieser Maßnahme kämen auf die rund 55 Millionen Euro, die die Bäder verschlingen, nochmals 15 Millionen Euro obendrauf. Insofern drängt Hamm auf ein Finanzierungskonzept, wie all diese Vorhaben umgesetzt werden können. Die Stadtwerke allein könnten diesen Batzen nicht schultern. Hier sei die Unterstützung aus dem städtischen Haushalt gefordert.
Trotz der vielen Projekte, die der Stadt geldmäßig einen großen Brocken bescheren werden, bleibt Hamm mit Blick auf die Finanzierung zuversichtlich. Jede Investition zur richtigen Zeit sei günstiger als Projekte in die Länge zu schieben. Und jede Investition sei auch eine Initialzündung, die weitere Investitionen von privater Seite nach sich zieht.
Darüber hinaus seien die Kreditzinsen derzeit extrem niedrig und die wirtschaftliche Stabilität sowie die moderate Anpassung der Gewerbesteuer hätten der Stadt in den vergangenen zwei Jahren gute Steuereinnahmen beschert. Und wenn Aalen die 70 000-Einwohner-Marke knackt – und im Moment sehe es diesbezüglich gut aus – erhalte sie auch höhere Zuweisungen. „An der grundsätzlich positiven Entwicklung in unserer Stadt hat auch die Fraktion Die Linke/Pro Aalen konstruktiv mitgewirkt. Dass Aalen das Prädikat ,Soziale Stadt’ erreicht, wird auch künftig unser besonderes Augenmerk sein“, sagt Hamm mit Blick auf die Kommunalwahlen im Frühjahr 2019. „Obwohl die Fraktion Die Linke/Pro Aalen zu einer Gemeinschaft geworden ist, werden wir wieder in getrennten Listen antreten“, sagt Hamm. Das Ziel der Linken sei es unter dem Motto „Für eine soziale Stadt“, einen dritten oder sogar einen vierten Sitz für die Fraktion zu holen. „Die Gemeinschaft mit Pro Aalen werden wir allerdings nicht aufgeben, sofern das die Vertreter von Pro Aalen auch wollen.“
„Das Stadtoval ist ein interessanter Standort, aber kein Selbstläufer“, sagt Roland Hamm. „Die Gemeinschaft mit Pro Aalen werden wir nicht aufgeben“, betont Roland Hamm.