Den Fledermäusen auf der Spur
Zuhörer machen sich auf eine Reise in die lautlose Welt der Tiere
AALEN-WASSERALFINGEN (an) Auch dieses Jahr ist die Fledermausführung vor dem Wasseralfinger Schloss der Renner im Ferienprogramm gewesen.
Trotz schlechten Wetters versammelten sich am Freitagabend über 60 Kinder und Erwachsene und lauschten den Ausführungen der beiden Naturschutzwarte Josef Abele und Josef Kowatsch beim Wasseralfinger Schloss.
Wer von den Kindern ehrlich war und gleich eingestand, dass es noch niemals eine Fledermaus in natura gesehen hatte, bekam zu Beginn ein Duplo als Begrüßungsgeschenk. Aufgrund des schlechten Wetters war es keinesfalls sicher, dass man Fledermäuse beim Flug sehen und hören würde. Ansonsten könne man bei schönem Wetter eine Garantie geben, dass hier im von Abele betreuten Kocherbiotop, meist fünf Arten, nämlich Abendsegler, Zwergfledermaus, Breitflügelfledermaus, Braunes Langohr und Wasserfledermaus anzutreffen wären.
Beide Vortragende hatten ihre Ultraschalldetektoren dabei, mit denen man den Fledermäusen im Flug zuhören kann. Wie Realschullehrer Josef Kowatsch ausführte, „sehen“die vom Aussterben bedrohten Tiere mit den Ohren, gemeint ist, dass sie ihre Beuteinsekten mit Ultraschall, dem Echolot ähnlich, erfassen, jagen und mit den Flügeln fangen. Die einzelnen Arten benutzen dafür unterschiedliche Frequenzen. Für uns sonst nicht hörbar, jagt die Wasserfledermaus bei knapp über 45 Kilohertz (KHz) und findet so im Flug ihre Beute. Das menschliche Ohr erfasst nur Laute bis 16 KHz.
Zwergfledermäuse sind pünktlich
„Wie groß sind eigentlich Fledermäuse?“, war eine der vielen Kinderfragen. „Viel kleiner als man denkt“, erläuterte Abele. Wenn die Wasserfledermaus allerdings beide Flügel öffnet, ist ihre Spannweite gute 15 bis Josef Abele 20 Zentimeter. Größer und unheimlicher wirkt in der Abenddämmerung die Breitflügelfledermaus, die es auf über 30 Zentimeter Spannweite bringt, die sich an diesem Abend jedoch nicht wahrnehmen ließ. Ihre Ortungslaute liegen bei knapp über 20 KHz.
Hingegen waren die Zwergfledermäuse pünktlich, so wie es Josef Abele um 20.07 Uhr für einige Minuten später angekündigt hatte. Noch bei Helligkeit schwirrten zwei Exemplare durch die 150 Jahre alten Bäume auf der Kocherhalbinsel, einem Biotop, das Abele seit Jahren betreut und ein Kleinod mit reichhaltiger Flora und Fauna für die Natur geschaffen hat.
Zuerst im Detektor gehört und dann mit einem Husch in den Baumreihen über die Köpfe der Kinder hinweg, um gleich wieder im wilden Geäst der Bäume zu entschwinden. Die eigentlich leisen Ultraschallrufe der Zwergfledermäuse hört man mit dem Ultraschallgerät noch auf 30 Meter Entfernung, es sind Knacklaute bei knapp über 40 KHz.
Die Beute wird meist mit den Flügeln in der Luft gefangen und während des Fluges gleich verspeist, auch hörbar gemacht im Ultraschallgerät. Angst vor den Menschen hätten die wohl keine, wie mehrere Anwesende zutreffend bemerkten.
„Fledermäuse sind viel kleiner als man denkt.“
Ortung über dem Kocher
Am eindrucksvollsten war aber auch diesmal wieder die Ortung der Wasserfledermäuse über der Wasseroberfläche des Kochers. Das Jagdlautgeräusch auf 45 Kilohertz ertönte aus den beiden Detektoren allerdings vereinzelt, denn der rauschende Kocher, der selbst Ultraschalllaute erzeugt, stört das Sonarsystem der Fledermäuse. Deswegen jagten die fliegenden Säugetiere diesmal eher in Augenhöhe im Strahl von Abeles Scheinwerfer und hetzten den Insekten, darunter auch große Falter, hinterher.
Beim Jagderfolg werden die Ortungslaute im Ultraschallempfänger kürzer und folgen schneller aufeinander, erklärten die beiden Fledermausspezialisten, sobald ein Insekt von der Fledermaus angepeilt ist. Beim Fang mit einem der Flügel hört man dann nur noch einen zusammenhängenden kurzen „Trrrrrrr“Ton.