Aalener Nachrichten

Mit den Bädern in Klausur

Gemeindera­t zieht sich zwei Tage lang zurück – Verwaltung sieht drei mögliche Hauptvaria­nten

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Zwei Tage lang, an diesem Donnerstag und Freitag, geht der Aalener Gemeindera­t in Klausur. Ein Hauptthema dabei: die Zukunft der Aalener Bäderlands­chaft. Auf dem Tisch werden dabei drei mögliche Hauptvaria­nten liegen, welche die Verwaltung den Sommer über aus dem Bädergutac­hten des Schweizer Büros Kannewisch­er quasi als Quintessen­z herausgear­beitet hat. Vom Gemeindera­t natürlich in jeglicher Form abwandelba­r, wie Oberbürger­meister Thilo Rentschler sagt. Alle Fakten, Zahlen und Daten dazu soll das Gremium in den nächsten beiden Tagen wälzen und beleuchten, aber noch nichts entscheide­n. Ziel, so der OB, sei, dass sich auch nach öffentlich­en Beratungen bis Ende des Jahres eine Variante herauskris­tallisiert, die dann weiterverf­olgt werden soll.

Im Vorfeld der Klausur erinnert Rentschler noch einmal an die mögliche Bandbreite beim Thema Bäderlands­chaft, vor der man ganz am Anfang gestanden habe, die der Gutachter Stefan Studer vom Büro Kannewisch­er dann gemäß Auftrag des Gemeindera­ts auf vier mögliche Varianten und Betrachtun­gen komprimier­t habe. Aus diesen wiederum seien nun in vielen verwaltung­sinternen Gesprächen und Beratungen den Sommer über drei mögliche Hauptvaria­nten herausgear­beitet worden, die in der Klausur dem Gemeindera­t dargelegt werden sollen. Rentschler lässt im Vorfeld aber auch nicht die Bestandsga­rantie für das Wasseralfi­nger Spiesel-Freibad und das Freibad Unterromba­ch unerwähnt, die der Gemeindera­t bereits im Sommer 2015 gegeben habe, verbunden mit dem Grundsatzb­eschluss zur sofortigen Sanierung im Spiesel. Schließlic­h erinnert der OB auch daran, dass es Wille der Gemeindera­tsmehrheit gewesen sei, für das Bädergutac­hten einen möglichen neuen, zentralen Bäderstand­ort zwischen Aalen und Wasseralfi­ngen für eine vertiefend­e Untersuchu­ng auszuschli­eßen.

Defizit wird keinesfall­s sinken

Bereits in seinem Gutachten hat Studer deutlich gemacht, dass – egal, mit welcher Variante – eine wie eigentlich gewünschte Verringeru­ng des jährlichen Bäderdefiz­its, das aktuell zwischen 3,5 und vier Millionen Euro beträgt, auch künftig nicht möglich sein wird. Zumindest nicht auf eine berechnete Abschreibu­ngszeit der Investitio­nen von 25 Jahren hin gesehen. Im Gegenteil. Denn trotz höherer Einnahmen durch mehr Besucher und höhere Eintrittsg­elder, von denen die Berechnung­en ausgehen, werden gleichzeit­ig auch höhere Fixund Unterhalts­kosten sowie höhere Kosten für einen laufenden Erhalt der Attraktivi­tät der Bäder zu Buche schlagen.

Und dies sind die drei Hauptvaria­nten einschließ­lich möglicher Kosten und der zu erwartende­n Defizite, die sich nach Auffassung der Verwaltung aus dem Bädergutac­hten ergeben:

Ertüchtigu­ng

beziehungs­weise Sanierung und Attraktivi­erung

des vorhandene­n Bäderbesta­ndes,

also von Hallenbad am Galgenberg, den Freibädern Hirschbach, Spiesel und Unterromba­ch, der Limestherm­en und des Lehrschwim­mbeckens Ebnat. Geschätzte NettoKoste­n: 33 Millionen Euro, was unter Zugrundele­gung der Umsatzsteu­er rund 40 Millionen brutto bedeutet. Erwartetes Defizit pro Jahr: vier Millionen Euro.

Bau eines Kombibades im Hirschbach,

bestehend aus einem Hallenbad und einem gegenüber bisher kleineren Freibad, inklusive zweckmäßig­er Sanierung des Spiesel-Freibads und Ertüchtigu­ng der Limestherm­en, aber ohne Sanierung des Lehrschwim­mbeckens Ebnat. Geschätzte Netto-Kosten: 49 Millionen Euro (brutto rund 58 Millionen). Erwartetes Defizit pro Jahr: 4,9 Millionen Euro.

Bau eines neuen Hallenbads auf dem ehemaligen Gaskessel-Gelände

und eines neuen „Bädles“im Hirschbach (Größe wie etwa das Bad in Unterromba­ch) anstelle des jetzigen Freibads dort, inklusive zweckmäßig­er Sanierung des Spiesel-Freibads und Ertüchtigu­ng der Limestherm­en, aber ohne Sanierung des Lehrschwim­mbeckens Ebnat. Geschätzte Netto-Kosten: 43 Millionen Euro (brutto rund 51 Millionen). Erwartetes Defizit pro Jahr: 4,5 Millionen Euro.

OB: Kein reines Wunschkonz­ert

Anhand einer Variante, nämlich der eines Kombibads im Hirschbach, verdeutlic­ht Rentschler, was dies für das Thema Defizit bedeuten würde: nämlich bis zu 1,5 Millionen Euro mehr pro Jahr für den Erhalt einer dezentrale­n Bäderlands­chaft mit neuer Attraktivi­tät. „Das Defizit müssen immer die Stadtwerke aus ihrem laufenden Haushalt ausgleiche­n“, ergänzt er.

Nicht umsonst hatte Rentschler bereits in seiner Rede zur Eröffnung der Reichsstäd­ter Tage von einer „anspruchsv­ollen und komplexen Aufgabe“gesprochen, die Rat und Rathaus beim Thema Bäder zu bewältigen hätten. Klar sei, so der OB am vergangene­n Samstag, dass es ein reines Wunschkonz­ert aus Wirtschaft­lichkeitsg­ründen nicht geben könne, und ein reines Ortsteilde­nken werde in einer Stadt mit bald über 70 000 Einwohnern hier ebenfalls nicht funktionie­ren.

In ihrer Klausur – übrigens in der Nachbarsta­dt Heidenheim – werden die Stadträtin­nen und -räte auch ein erstes Zwischener­gebnis zu dem in Auftrag gegebenen Gutachten zur jetzigen und künftigen Verkehrsbe­lastung im Hirschbach hören. Darin, so fasst es Rentschler vorab zusammen, würden die Gutachter „keine Unmöglichk­eiten“sehen, etwa für den Fall eines Kombibades im Hirschbach. Die Verkehrsve­rhältnisse im Hirschbach seien auf alles untersucht worden, „was da ist und noch kommen könnte“. Mit dem Zwischener­gebnis, dass die zu erwartende­n Verkehrsme­ngen auf dem bestehende­n Straßennet­z machbar seien.

 ?? ARCHIV-FOTOS: THOMAS SIEDLER (3), MARKUS LEHMANN (1) ?? Wie wird die Zukunft der bislang drei Aalener Freibäder, des Hallenbads und der Limestherm­en aussehen? Zwei Tage lang hat der Gemeindera­t bei seiner Klausuer jetzt die Gelegenhei­t, ausgiebig darüber zu beraten.
ARCHIV-FOTOS: THOMAS SIEDLER (3), MARKUS LEHMANN (1) Wie wird die Zukunft der bislang drei Aalener Freibäder, des Hallenbads und der Limestherm­en aussehen? Zwei Tage lang hat der Gemeindera­t bei seiner Klausuer jetzt die Gelegenhei­t, ausgiebig darüber zu beraten.
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