Mehr Fehltage durch psychische Leiden
Neue Studie belegt enormen Anstieg – Experte fordert mehr Engagement der Unternehmen
BERLIN (dpa) - Die Zahl der Arbeitsausfälle wegen psychischer Probleme ist in den vergangenen zehn Jahren überproportional stark gestiegen. Unternehmen sollten daher ihr Gesundheitsmanagement für Mitarbeiter in Lebenskrisen weiter verbessern, rät der AOK-Bundesverband. Denn „aufgrund des demografischen Wandels werden sie künftig verstärkt mit älter werdenden Belegschaften und den damit verbundenen häufigeren Krisen der Mitarbeiter konfrontiert werden“. Das erklärte der stellvertretende Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), Helmut Schröder, am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung des Fehlzeiten-Reports 2017.
Kritische Lebensereignisse – private Konflikte, schwere Erkrankungen von Angehörigen oder finanzielle Probleme – können die Gesundheit belasten und damit die Arbeit beeinflussen. So berichten laut Report 58,7 Prozent von körperlichen und 79 Prozent von psychischen Problemen durch Lebenskrisen. In der Folge fühlten sich mehr als die Hälfte (53,4 Prozent) der Befragten in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Knapp die Hälfte (48,8 Prozent) ging demnach trotzdem zur Arbeit. Mehr als ein Drittel (37,3 Prozent) meldete sich aufgrund eines solchen Ereignisses häufiger krank (34,1 Prozent).
Allerdings gibt es durchaus Angebote der Firmen für ihre Mitarbeiter in Krisensituationen. Gut jeder zweite Befragte (52,4 Prozent) nennt hier „klärende Gespräche mit dem Vorgesetzten“, jeder Dritte (33,9 Prozent) „flexible Arbeitszeiten“.
Zugenommen haben die Arbeitsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen dennoch. Sie stiegen laut Report in den vergangenen zehn Jahren um 79,3 Prozent. Mit 25,7 Tagen je Fall lagen die Ausfallzeiten 2016 an der Spitze aller Erkrankungen und dauerten mehr als doppelt so lange wie der Schnitt (11,7 Tage).
Der Krankenstand der AOK-Versicherten insgesamt blieb im vergangenen Jahr mit 5,3 Prozent auf demselben Niveau wie im Vorjahr. Damit hat jeder Beschäftigte im Durchschnitt 19,4 Tage aufgrund einer ärztlichen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung im Betrieb gefehlt.