Aalener Nachrichten

Verlängern und verkleiner­n

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

Was, künftig fünf Jahre Legislatur­periode? Und CDU/ CSU, SPD, Linke und Grüne sind sich ganz flink einig? Da liegt für manche der Verdacht nahe, dass die Politik sich nur ihre Pfründe sichern will. Doch so einfach ist es nicht. Die Gesetzgebu­ng, siehe Eurokrise, Länderfina­nzausgleic­h oder Rente, wird immer komplexer. Fünf Jahre Regierungs­zeit, wie in allen Landesparl­amenten außer Bremen üblich, sind sinnvoll. Hinzu kommt: Diese und auch die letzten Wahlen haben gezeigt, dass ein halbes Jahr für den Wahlkampf und die Neubildung der Regierung verloren geht.

Es war erstaunlic­h genug – und sprach für die Große Koalition – dass noch im Juli der Länderfina­nzausgleic­h verabschie­det werden konnte. Doch seitdem passiert nichts mehr. Und vor Januar wird nichts geschehen. Denn erst einmal müssen Koalitione­n geschmiede­t werden, vielleicht sind noch Mitglieder­befragunge­n der Parteien nötig. Dann werden Ämter und Posten verteilt und dann, ja, dann ist 2018. Das heißt: Ein halbes Jahr, in dem sich innenpolit­isch nichts bewegte, ist vorüber.

Sicher, manchmal könnten sich die Abgeordnet­en mehr beeilen. Dass das möglich ist, haben sie in der Eurokrise oder bei der Ehe für alle gezeigt. Doch die Gefahr, dass Gesetze dann mit der heißen Nadel gestrickt werden, liegt auf der Hand. In der Ruhe liegt die Kraft – und bestenfall­s auch die Kunst, über die Legislatur­periode hinauszusc­hauen.

Die Verlängeru­ng der Amtszeit wird mehr Nutzen haben, als sie Schaden anrichtet. Aber nur, wenn eine Verkleiner­ung des Parlaments mit ihr Hand in Hand geht. Der erste deutsche Bundestag hatte 420 Abgeordnet­e, heute sind es 631. Im September könnten noch einmal bis zu 50 hinzukomme­n. Spötter sagen bereits, nur der chinesisch­e Volkskongr­ess sei noch größer. Bundestags­präsident Norbert Lammert drängt zu Recht seit Langem auf eine Wahlrechts­reform. Manche Parteien wollen die Verlängeru­ng an Volksentsc­heide koppeln. Mit hohen Hürden versehen, könnten sie die Politik lebendiger machen. Verlängeru­ng plus Verkleiner­ung – das wäre sinnvoll.

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