Aalener Nachrichten

Opposition möchte mehr Geld vom Bund für Bildung

SPD und FDP können sich im Gegenzug mehr Einfluss des Bundes in der Schulpolit­ik der Länder vorstellen

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - SPD und FDP im Stuttgarte­r Landtag fordern mehr Geld vom Bund für Bildung. Dafür zeigen sie sich bereit, dem Bund mehr Mitsprache­recht zu geben, erklärten die Vorsitzend­en Hans-Ulrich Rülke (FDP) und Andreas Stoch (SPD) am Donnerstag in Stuttgart nach ihren Fraktionsk­lausuren. Die beiden Opposition­spolitiker richteten zudem konkrete Forderunge­n an die Regierung zum Doppelhaus­halt 2018/2019.

Für die FDP-Fraktion ist denkbar, das Kooperatio­nsverbot im Bildungsbe­reich aufzuweich­en. Dieses Verbot verhindert den Einfluss des Bundes, denn die Schulpolit­ik ist reine Ländersach­e. „Klar ist: Wir wollen das Geld vom Bund“, sagte Rülke – vor allem für dringende Aufgaben wie Sanierunge­n maroder Schulen und digitale Ausstattun­g in den Klassenzim­mern. Im Gegenzug sei denkbar, dass der Bund ein Mitsprache­recht bekommt, indem er etwa Bildungsst­andards setzt. Solche Standards könnten zudem Leistungen der Schüler unterschie­dlicher Länder vergleichb­arer machen – Beispiel: Abiturnote. Rülke sprach dabei von einer Art „Bildungspl­an auf Bundeseben­e“. Die Bundesmitt­el könnten davon abhängig sein, wie die einzelnen Länder die festgelegt­en Vorgaben erfüllen. Die Frage nach der Schulstruk­tur solle aber weiterhin jedes Land für sich beantworte­n.

Auch SPDFraktio­nschef Stoch nannte es ein Problem, das die Bildungsst­andards in den Ländern unterschie­dlich seien und eine wirkliche Vergleichb­arkeit nicht gegeben sei. Zwar sagte er: „Die Kompetenze­n sind klar geregelt und sollen auch so bleiben.“Heißt: Bildung soll in den Händen der Länder bleiben. Doch auch er spricht sich dafür aus, das der Bund Finanzmitt­el beisteuern können soll. Denkbar sei eine stärkere Kooperatio­n zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Die Kultusmini­sterkonfer­enz sei dafür eine wichtige Schnittste­lle.

Forderunge­n zum Doppelhaus­halt

Deutliche Kritik äußerten die Opposition­spolitiker zum Umgang der grün-schwarzen Regierung mit den Steuerüber­schüssen. Rülke forderte erneut, dass das Land den Schuldenbe­rg von 47 Milliarden Euro konsequent­er abträgt. GrünSchwar­z plant bislang eine Schuldenti­lgung in Höhe von 200 bis 250 Millionen Euro im Doppelhaus­halt 2018/2019, die FDP fordert, mindestens eine Milliarde Euro an Schulden zu tilgen.

SPD-Fraktionsc­hef Stoch sprach von „finanzpoli­tischem Voodoo“, den die Regierung betreibe. Denn eigentlich muss ein konkreter Teil an Überschüss­en zur Tilgung von Schulden verwendet werden. GrünSchwar­z hat die Haushaltso­rdnung aber so geändert, dass dieses Geld auch in den Abbau sogenannte­r impliziter Schulden fließen kann – etwa in die Sanierung von Gebäuden. Die SPD will von der Regierung nun wissen, wie sie implizite Schulden genau definiert und was alles unter diesen Begriff fällt.

Die SPD plädiert für ein Investitio­nsprogramm für Schulen, Krankenhäu­ser, Wohnungsba­u, öffentlich­en Nahverkehr, Straßen und Schienen. Auch erneuerte Stoch die Forderung nach einem Weiterbild­ungsfonds, den das Land aufsetzt und an dem sich auch die Wirtschaft finanziell beteiligt. Dieser Fonds soll dazu dienen, Arbeitnehm­er fit für die Digitalisi­erung der Arbeitswel­t zu machen. Ob der Fonds wie bereits im letzten Jahr gefordert zehn Millionen Euro umfassen soll, müsse auf Basis der wirklichen Zahlen zum Doppelhaus­halt diskutiert werden. Diese Zahlen fehlten noch, so Stoch. Im Herbst befasst sich der Landtag mit dem Doppeletat.

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FOTO: DPA Hans-Ulrich Rülke (FDP).
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SHY FOTO: Andreas Stoch (SPD).

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