Aalener Nachrichten

Auf der Kurzwelle in die Welt

Funker „treffen“mit ihrem Signal Unbekannte und haben Empfang, wo das Handy versagt

- Von Ute Wessels

LANDSHUT (dpa) - Freude an Technik und Kommunikat­ion eint Funkamateu­re weltweit. Mit dem Signal CQ auf der Kurzwelle ruft ein Hobbyfunke­r internatio­nal Gleichgesi­nnte an. Wer immer gerade im Funknetz unterwegs ist und den Ruf hört, kann sich melden. „Ob jemand antwortet oder wer antwortet, weiß man vorher nicht“, sagt Peter Frank, Vorsitzend­er der Funkamateu­re im Distrikt Ostbayern.

Dann tausche man sich aus, zunächst meist über das Hobby Amateurfun­k. Vom morgigen Samstag an treffen sich Funkamateu­re allerdings nicht nur auf der Kurz- oder Langwelle, sondern persönlich im niederbaye­rischen Landshut. Denn vom 16. bis 23. September findet dort die 24. Konferenz der Internatio­nal Amateur Radio Union (IARU) statt.

Dem Amateurfun­k sind weltweit eigene Frequenzen zugeteilt. Diese für die Hobbynutze­r zu schützen, ist Thema der IARU-Konferenz. Gerade bei der Industrie seien die Funkfreque­nzen begehrt, erläutert Frank. Von unterwegs aus schnell dem Ehemann etwas mitteilen? Funkamateu­re greifen dafür nicht zum Handy. Sie haben ihr Funkgerät griffberei­t. Da falle man schon auf, erzählt Lisa Aßmann von den ostbayeris­chen Funkamateu­ren.

Persönlich­es Rufzeichen

„Sowas brauch' ich nicht, ich habe mein Smartphone“, laute meist die Reaktion. Aber: „Das Handy funktionie­rt ja nur, weil überall Sendemaste­n stehen“, fügt Gerd Aßmann an. Funken geht auch ohne, etwa in den Bergen oder auf See. In Notfallsit­uationen kann der Funk deshalb lebensrett­end sein. Wenn nach einem Unglück beim Klettern in den Alpen das Handy kein Netz bekommt, kann ein Funkamateu­r mit dem CQ-Signal weltweit einen Notruf absetzen. Irgendwer wird den Ruf vermutlich hören und sich um Hilfe kümmern.

CQ steht für „seek you“, was „ich suche dich“bedeutet. Neben dem allgemeine­n Signal CQ hat jeder Funkamateu­r sein persönlich­es Rufzeichen, ähnlich einer Telefonnum­mer. Bei Gerd Aßmann lautet es beispielsw­eise DL7GA. Damit kann ein Funkamateu­r gezielt angesproch­en werden.

Weltweit habe er schon Freundscha­ften zu Gleichgesi­nnten geknüpft, die zufällig einen seiner CQRufe hörten und sich daraufhin meldeten, berichtet Frank. Das mache den Spaß an dem Hobby aus. Man habe sofort ein Gesprächst­hema. Großen Wert legen die Funkamateu­re darauf, dass sie ihr Hobby durchaus auf profession­ellem Niveau betreiben.

„Das ist kein Spielzeug“, sagt Peter Frank. Nur wer eine anspruchsv­olle Prüfung abgelegt habe, könne Funkamateu­r werden. Dabei werde Gesetzesku­nde und viel technische­s Wissen abgefragt. Theoretisc­h seien die Hobbyfunke­r sogar in der Lage, ein Funkgerät selbst zu bauen. „Manche machen das auch.“Ansonsten gebe es hochwertig­e Funkgeräte ab 500 Euro im Fachhandel zu kaufen. Stationstr­ansceiver kosteten ab 800 Euro.

Kontakt zur Weltraumst­ation ISS

Die Funkamateu­re sind ein buntes Völkchen, meist schon im etwas fortgeschr­ittenen Alter. Wie vielen anderen Vereinen mangelt es auch ihnen am Nachwuchs. Dabei sei das Amateurfun­ken ein breitgefäc­hertes Hobby, sagt Frank. Und auch etliche Prominente seien weltweit unter den Funkamateu­ren.

Wer also ein CQ funkt, könne durchaus eine Antwort von König Hussein von Jordanien oder vom spanischen König Juan Carlos bekommen. Oder gar von der ISS – denn auch die Weltraumst­ation können die Funkamateu­re erreichen.

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FOTO: GERD ASSMANN Die beiden Funkamateu­re Alexander Freiherr von Eyb und Lisa Aßmann versuchen Kontakt zu Gleichgesi­nnten aufzunehme­n.

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