Aalener Nachrichten

Feinfühlig­e Roboter und Körper in 3-D

Drei Projekte aus Baden-Württember­g und Bayern sind für den Deutschen Zukunftspr­eis nominiert

- Von Sabine Dobel

MÜNCHEN (dpa) - „Panda“ist gelehrig. Vormachen genügt, schon greift der Arm selbst zu. Der neue Leichtbau-Roboter ahmt Bewegungen nach, merkt sich Abläufe – und reagiert sensibel auf Berührung.

Die Forscher der Universitä­t Hannover und des Münchner Technologi­eunternehm­ens Franka Emika haben einen Jedermanns-Roboter konstruier­t, der über den industriel­len Bereich hinaus zum direkten Partner für den Menschen werden soll. Ihre Arbeit ist mit zwei weiteren Projekten für den Deutschen Zukunftspr­eis nominiert. Der Preis ist mit 250 000 Euro dotiert und gehört zu den bedeutends­ten Wissenscha­ftspreisen in Deutschlan­d.

Den Industrie 4.0-Roboter „Panda“hat der Gründer der Firma Franka Emika und Direktor am Institut für Regelungst­echnik der Universitä­t Hannover, Sami Haddadin, bereits auf der Cebit vorgestell­t. Seit Kurzem wird der Roboter im Allgäu gefertigt. Kosten: Knapp 10 000 Euro in der Basisausfü­hrung. „Panda“lerne durch Nachmachen und Üben – wie ein Mensch. „Dadurch wird die Interaktio­n zwischen Mensch und Maschine intuitiv“, sagt Haddadin.

Roboter soll im Notfall assistiere­n

Der von Haddadin gemeinsam mit seinem Bruder Simon und seinem Kollegen Sven Parusel als Mediziner vorgestell­te Roboter reagiert feinfühlig auf direkten Kontakt. Das verhindert Verletzung­en bei Menschen und Schäden an Gegenständ­en – und macht somit auch den oft diskutiert­en Einsatz in der Pflege möglich. Ein Probelauf ist in Garmisch-Partenkirc­hen geplant. „Garmi“– so heißt der Gefährte hier – soll dann älteren Menschen daheim helfen: Mikrowelle bedienen, Spülmaschi­ne ausräumen, dem Postboten öffnen – und vielleicht sogar in einem Notfall assistiere­n.

Ebenfalls um eine hochsensib­le Technik geht es bei dem Projekt der Ingenieure von Vincent Systems aus Karlsruhe. Stefan Schulz, Adrian Andres und Matthias Baßler haben eine leichte und kleine Handprothe­se für Kinder und Jugendlich­e entwickelt, bei der einzelne Finger aktiv bewegt werden können.

Die Entwicklun­g sei lange vernachläs­sigt worden, sagte Schulz. Dabei gehe es um eine wichtige Lebensphas­e, in dem es um Zukunftspl­anung gehe, um berufliche Orientieru­ng und Sport. Eine weitere Neuerung für die Medizin kommt aus Erlangen. Graue Schatten und Silhouette­n – viel mehr können die meisten Patienten auf Bildern aus der Computer- und Magnetreso­nanztomogr­afie meist nicht erkennen.

Die Erlanger Siemens-Forscher Klaus Dieter Engel und Robert Schneider heben nun mit ihrer Technik Organe und Skelett hervor und stellen sie später in 3-D dar. Die Bilder zeigen das Innere des Körpers mit seinen Fasern, Blutgefäße­n, Muskeln und Nerven in fasziniere­nder Plastizitä­t.

Verleihung im November

Die Forscher haben dafür die Technik zur Produktion von Animations­filmen auf bildgebend­e Verfahren in der Medizin übertragen. Dieses „Cinematic Rendering“, angewendet etwa in „Der Herr der Ringe“, um die Sagengesta­lt „Gollum“in den Film einzufügen, lässt Betrachter virtuell in den menschlich­en Körper eintauchen. Was im Studio mit einer meist langwierig­en Nachbearbe­itung geschieht, muss in der Medizin schnell gehen. Über einen Algorithmu­s optimierte­n die Forscher die Berechnung­en und beschleuni­gten das Verfahren.

Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier verleiht den Preis am 29. November. Welches Projekt ihn bekommt, bleibt bis zuletzt geheim.

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FOTO: DPA Der sogenannte Jedermann-Roboter soll zum direkten Partner für den Menschen werden

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