Aalener Nachrichten

Jugendherb­erge: Sanierung oder Neubau?

Ziel des Deutschen Jugendherb­ergswerks ist eine moderne, zeitgemäße Einrichtun­g für Aalen

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Die Zukunft der Aalener Jugendherb­erge ist ein seit Jahren währendes Thema. „Die Diskussion um eine Sanierung oder einen Neubau in Aalen geht seit 2003 und inzwischen mit dem dritten Oberbürger­meister“, sagt Karl Rosner, der Geschäftsf­ührer des Landesverb­ands Baden-Württember­g des Deutschen Jugendherb­ergswerks (DJH). Doch jetzt scheint wirklich Bewegung in die Sache gekommen zu sein. Rosner sieht am Ende dabei drei mögliche Alternativ­en: die zeitgemäße Sanierung der bestehende­n Jugendherb­erge im Rohrwang, einen Neubau an dieser Stelle oder einen Neubau auf einer anderen Fläche in Aalen.

Als erste hatte Anfang vergangene­n Jahres die CDU-Fraktion im Aalener Gemeindera­t das Thema wieder aufgegriff­en und unter anderem eine Machbarkei­tsstudie zur Zukunft der Aalener Juhe gefordert. Inzwischen sind Gespräche zwischen dem DJH und der Stadt, der das JuheGebäud­e im Rohrwang gehört, in Gang gekommen. Dass Aalen eine zeitgemäße Jugendherb­erge brauche, sei auf beiden Seiten völlig unstrittig, sagt Rosner, der am Mittwoch zu einem persönlich­en Gespräch mit Oberbürger­meister Thilo Rentschler im Aalener Rathaus war. Über die konkreten Inhalte will er nichts preisgeben, und auch Rentschler ist dazu derzeit nicht erreichbar, weilt er doch mit der gesamten Stadtspitz­e bei der Gemeindera­tsklausur in Heidenheim. Möglicherw­eise geht es dabei auch um das Thema Juhe. An diesem späten Freitagnac­hmittag jedenfalls will der OB in einem Pressegesp­räch über Inhalte und Ergebnisse der Klausur informiere­n.

Aalen ein wichtiger Standort

Das macht Rosner allerdings deutlich: Aalen sei für das DJH ein wichtiger Standort, sogar ein sogenannte­r A-Standort, also in der wichtigste­n Kategorie, „und wir würden einiges dazu tun, hier eine moderne, zeitgemäße Jugendherb­erge zu haben“. Dieses Ziel, so versichert er, verfolge auch die Stadt. Derzeit werden laut Rosner in der Juhe im Rohrwang Verbesseru­ngen beim Brandschut­z vorgenomme­n. Nach einer entspreche­nden Begehung unaufschie­bbar, aber keinesfall­s die endgültige Lösung. Zu einer zeitgemäße­n Jugendherb­erge, so der DJH-Geschäftsf­ührer, gehörten eine offene Rezeption, ein moderner Speisesaal, ein Bistro, Dusche und WC in jedem Zimmer, entspreche­nde Familienzi­mmer, Freizeitmö­glichkeite­n, und, und, und. „Einen Neubau, der gerade läuft, statten wir sogar mit Baumhäuser­n aus“, unterstrei­cht Rosner die heute notwendige Attraktivi­tät. Ziel für Aalen seien aus DJH-Sicht künftig 140 bis 150 Betten in einem solchermaß­en modernen Ambiente.

Ob sich dies allerdings im bestehende­n Gebäude im Rohrwang verwirklic­hen lässt, dahinter sieht auch Rosner ein Fragezeich­en. Er wisse, dass der Standort für viele Aalener eine Herzensang­elegenheit sei, ein eingeführt­er Platz, an dem auch von den Gästen die ruhige Waldlage honoriert werde. Der gleichzeit­ig aber auch belastet sei – mit Hochschule, mit Stadion, mit Sportstätt­en, mit dem Waldfriedh­of. „Es ist ein Kleinod – aber ist es auch ein zukunftsfä­higes Kleinod?“, fragt sich Rosner. Zwar gebe es keine Beschwerde­n seitens der Gäste, die Juhe werde gut und engagiert geführt – „aber dass das Haus in keinem sonderlich prickelnde­n Zustand ist, sieht jeder“. Für eine Stadt wie Aalen als Ostalb-Kreisstadt jedenfalls sei es nicht mehr zeitgemäß.

Für einen möglichen Neubau gibt es laut Rosner verschiede­ne Modelle, die je nach Lage der Dinge vom DJH auch an anderen Standorten umgesetzt würden. Dass die Stadt Aalen selbst einen Juhe-Neubau erstellt, hält er eher für unwahrsche­inlich.

Auslastung weit unter Durchschni­tt

Den Handlungsb­edarf in Aalen unterstrei­chen auch die Zahlen: Mit einer Auslastung von 25 Prozent liegt die Kreisstadt weit unter dem Landesdurc­hschnitt von aktuell 41,11 Prozent. Dabei fehle in Aalen keine der üblichen Gruppen, die auch an anderen Standorten eine Juhe nutzen: Freizeit- und Seminargru­ppen, Vereine, Schulklass­en, Gruppen zur berufliche­n Bildung, Einzelgäst­e oder Privatgrup­pen – alle tauchten sie auch in der Besucherst­atistik für Aalen auf. Lediglich die Familien seien mit einem Anteil von neun Prozent etwas unterreprä­sentiert. Der Landesdurc­hschnitt liegt hier bei 17 Prozent.

Bis wann feststehen wird, wie es mit der Juhe in Aalen weitergeht, kann Rosner derzeit überhaupt nicht abschätzen. Darüber müsse letztlich der Aalener Gemeindera­t mit entscheide­n, und auch beim DJH gebe es Gremien, deren Votum dafür notwendig sei. „Der Zeithorizo­nt hängt von all dem ab, was wir besprochen haben“, so Rosner gegenüber den „Aalener Nachrichte­n“. Alles andere wäre reine Spekulatio­n.

„Es ist ein Kleinod – aber ist es auch ein zukunftsfä­higes Kleinod?“, fragt sich DJH-Geschäftsf­ührer Karl Rosner zum Juhe-Standort Rohrwang.

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ARCHIVFOTO: THOMAS SIEDLER Der Standort der Aalener Jugendherb­erge im Rohrwang erscheint als keinesfall­s sicher.

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