Aalener Nachrichten

Scharfe Töne von linksaußen

Über 500 Zuhörer kommen zum Auftritt von Linken-Spitzenkan­didatin Sahra Wagenknech­t

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SCHWÄBISCH GMÜND (nb) Über 500 Besucher haben gestern Abend den Auftritt der Spitzenkan­didatin der Partei „Die Linke“, Sahra Wagenknech­t, im Prediger in Gmünd erlebt. Bereits zum zweiten Mal war sie nach Gmünd gekommen, um Alexander Relea-Linder, den Bundestags­kandidaten der Gmünder Linken, im Wahlkampf zu unterstütz­en.

„Wie die Politik in den nächsten Jahren aussehen wird, das wird sehr stark davon abhängen, wer drittstärk­ste Kraft im Land wird“, sagte Wagenknech­t und warnte in diesem Zuge eindringli­ch vor der AfD. Viel mehr beschäftig­te sich Wagenknech­t im Laufe des Abends allerdings nicht mehr mit der politische­n Konkurrenz am rechten Rand.

Wahlslogan­s grenzen an „Verarschun­g“

Unter die Lupe genommen wurden von ihr vor allem die Regierungs­parteien. Und da insbesonde­re die Wahlplakat­e. Das ausgerechn­et die CDU mit dem Slogan „Gute Arbeit, gute Löhne“werbe, kanzelte die Linke als „dreist“ab. Heute seien trotz Arbeit doppelt so viele Menschen im Land arm als noch vor zehn Jahren. Aber auch die SPD bekam ihr Fett weg. Die Sozialdemo­kraten hätten Rentenkürz­ungen mitbeschlo­ssen und würden jetzt aber ausgerechn­et mit dem Wahlspruch „Damit die Rente nicht klein ist, wenn die Kinder groß sind“werben. Diese ganzen Slogans grenzten an „Verarschun­g“, befand Wagenknech­t.

Es käme jetzt darauf an, diese Politik abzuwählen, postuliert­e sie. Ganz viele Menschen hätten die Hoffnung auf tatsächlic­hen Wechsel aufgegeben. Den Grund hierfür glaubt die Linke-Spitzenkan­didatin zu kennen: „Wenn man die Unterschie­de zwischen der CDU und der SPD mit der Lupe suchen muss, wo soll da die Wechselsti­mmung herkommen?“

Dass es im Land eine große Sehnsucht nach einer anderen Politik gebe, habe man gesehen, als Martin Schulz nominiert wurde, „viele Menschen haben gehofft, dass die SPD auch die Politik verändert und nicht nur den Kandidaten austauscht“. Die Sozialdemo­kraten hätten aber ein Wahlprogra­mm aufgestell­t, das noch mutloser sei als die vorherigen.

Einen Mindestloh­n von 8,84 Euro nannte Wagenknech­t in Gmünd einen Armutslohn. „Wir wollen zwölf Euro, das ist das Mindeste, was man in diesem Land braucht, um überleben zu können“. Scharf kritisiert wurde von ihr auch die Leiharbeit.

Österreich ist das Vorbild bei der Rente

Eine Lösung glaubt sie für die Rente zu haben, die „immer mehr kaputtgekü­rzt“worden sei. Die Rente, so die Politikeri­n, müsse nicht gekürzt werden, nur weil die Menschen immer älter werden. Das Problem in Deutschlan­d sei die Verteilung­sfrage. Ihr Vorschlag: Ein großer Rententopf wie in Österreich, wo alle in einen Topf einzahlen und ein Rentner im Durchschni­tt 800 Euro mehr zur Verfügung habe.

Kritisiert wurde die Union auch für die angekündig­te Steuerentl­astung von 15 Milliarden Euro. Nicht mit einer Silbe sei erwähnt worden, woher diese 15 Milliarden herkommen sollen, so Wagenknech­t, die im Prediger für einen Spitzenste­uersatz und die Vermögenss­teuer warb. „Wenn man Steuerentl­astungen will, dann muss man das Geld da holen, wo es zu holen ist“. Einnahmen, die ihre Partei vor allem in den Pflegebere­ich und in die Bildung investiere­n möchte.

Klare Worte auch zum Rüstungsha­ushalt der amtierende­n Regierung: „Schon alleine dafür gehören die alle abgewählt.“Seit 16 Jahren werde der sogenannte Anti-Terrorkrie­g geführt und nun – 16 Jahre später – gebe es Hunderttau­sende gefährlich­e Islamisten. „Man kann Terror nicht mit Bomben und Krieg bekämpfen“, so Wagenknech­t. Mit jedem toten Zivilisten wachse der Hass. Wer die Islamisten wirklich schwächen wolle, der müsse sie abschneide­n von Waffen und Geld.

Auch warb die Politikeri­n für die Linke als einzige Partei, die weder von der Rüstungssc­hmiede, Autokonzer­nen und anderen Unternehme­n je eine Parteispen­de angenommen hat: „Wir sind unabhängig und nicht käuflich.“

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