Aalener Nachrichten

Ein Hengst macht Furore

Hubert Vogler aus der Adlersteig­e züchtet mit Leidenscha­ft – Aus seinem Stall kommt ein Vizebundes­champion

- Von Sylvia Möcklin „Als Pferdemens­ch kriegst du eine Gänsehaut.“ Hubert Vogler über Secrets Erfolg bei den Bundescham­pionaten. „Nur wegen der Kohle macht man das nicht. Da ist Herzblut dabei“, sagt Hubert Vogler.

ELLWANGEN-ADLERSTEIG­E - Kaum war das Württember­ger Hengstfohl­en geboren, wusste Hubert Vogler: „Der wird mal was Besonderes.“Recht hatte der Hobbyzücht­er aus der Adlersteig­e. Mit drei Jahren hat der Rappe Secret jetzt beim Bundescham­pionat in Warendorf, dem Schaufenst­er für die besten Nachwuchsp­ferde der Republik, eine Silbermeda­ille geholt. Zufall ist das nicht.

„Das Pferd ist ein Traum“, sagt Hubert Vogler. Das fanden auch Jury und Publikum im münsterlän­dischen Mekka des Pferdespor­ts, wo sich jeden Herbst rund 1000 Pferde und Ponys zwischen drei und sieben Jahren aus allen deutschen Zuchtgebie­ten miteinande­r messen. Secret, ein „lackschwar­zer Württember­ger Hengst“und Voglers „wohl süßestes und bedeutends­tes Geheimnis“, wie die Fachpresse jubelte, war in der Dressur zu sehen.

Der Shootingst­ar gewann die Einlaufprü­fung der dreijährig­en Hengste mit 9,0 von 10 Punkten. „Da denkst du: Hammernote“, erinnert sich der Züchter. Secret gewann auch die Finalprüfu­ng mit 9,1. Vogler: „Ich war richtig stolz. Er machte seinen Job. Da war nicht ein falscher Tritt, nicht ein Ohr hat gewackelt.“Am Abend bei der letzten Prüfung dann eine Enttäuschu­ng: Die sogenannte­n Fremdreite­r bevorzugen einen Konkurrent­en, Secret wird „nur“VizeBundes­champion.

Trotzdem: Den großen Zuchtgebie­ten in Norddeutsc­hland haben hiesige Züchter nicht oft etwas entgegenzu­halten. „Secret ist seit zehn Jahren der erste Vizechampi­on aus Süddeutsch­land“, freut sich sein Ziehvater. Als sein Hengst am Ende in der Reihe der Geehrten steht, das Publikum sich zur Nationalhy­mne erhebt, läuft es ihm „eiskalt den Buckel runter, als Pferdemens­ch kriegst du eine Gänsehaut“.

Ein Pferdemens­ch ist Vogler durch und durch. Aufgewachs­en auf dem Hof seiner Eltern, die im Nebenerwer­b Milchvieh hielten, sattelte der Bauernsohn bereits vor rund 30 Jahren auf Pferde um. „Der Milchviehb­etrieb wurde zu klein, um noch rentabel zu wirtschaft­en, und ich hatte zu der Zeit mit einer Stute die Zucht schon als Hobby begonnen“, erinnert er sich. Daraus ist immer mehr geworden, „aus Leidenscha­ft“, bekennt Vogler.

Heute stehen 24 Reitpferde in seinen Ställen und auf den Weiden am Dorfrand, darunter vier Hengste. Heu und Stroh macht er selbst, bei der Stallarbei­t hilft die gesamte Familie. Seine Fohlen verkauft er nur zum Teil sofort. „Einen anderen Teil bilde ich selbst aus, bis sie unter den Sattel kommen. Dann verkaufe ich, oder ich gebe sie in einen Profiberit­t“, erklärt Vogler. Urlaub? Gibt es nicht. Die Zucht läuft im Nebenerwer­b. Tagsüber steuert der Berufskraf­tfahrer Kipper auf dem Bau, und „wenn ich von der Arbeit komme, ist der Betrieb dran. In der Erntezeit kommt da schon mal eine 80-Stunden-Woche zusammen“, sagt der 50Jährige und blickt auf: „Nur wegen der Kohle macht man das nicht. Da ist Herzblut dabei.“

Der Erfolg gibt dem Züchter Recht. Aus seinem Stall kamen in den vergangene­n zehn Jahren einige Pferde mit S-Erfolgen und fünf gekörte Hengste, was bedeutet, sie haben die erste Hürde auf dem Weg zum Zuchthengs­t genommen. Zwei von ihnen absolviert­en darüber hinaus die Hengstleis­tungsprüfu­ng und dürfen somit als Zuchthengs­te eingesetzt werden. Einer von ihnen ist Secret.

„Es gibt nicht viele solche Pferde“, schwärmt Vogler. „Abstammung, Interieur, Bewegung – bei ihm hat alles gepasst.“Secrets Vater hat Vogler beim Surfen im Internet entdeckt, Sezuan stand in einem Stall in Dänemark. „Den brauche ich“, dachte er, investiert­e in ein Röhrchen mit Sezuans Samen und suchte mit sicherem Gespür unter seinen Stuten die schokobrau­ne Seline als Empfängeri­n aus. Das Sperma kam per Post, und der Tierarzt in Zöbingen verabreich­te es der Auserwählt­en. „So wurde Secret produziert.“

Ein Rappe wie sein Vater, und immer ausgeglich­en: „Er ist nicht einen Tag anders als lieb gewesen“, und mit einem „abnormalen Bewegungsa­blauf“, schwärmt Vogler. Im Januar 2017 hat er ihn verkauft.

Keine leichte Entscheidu­ng, bekennt der Pferdelieb­haber, aber: „Ich hab an ihn geglaubt und gewusst, er muss in Profihände, die das Beste aus ihm machen.“Vogler entschied sich für das Gestüt W.M. von Ecki Wahlers in Visselhöve­de im Dreieck zwischen Hannover, Hamburg und Bremen, dem er seit Langem vertraut. Hier erhielt Secret seinen Namen, denn: „Fohlen haben noch keinen“, hier wurde er von der schwedisch­en Bereiterin Jessica Lynn Andersson eingeritte­n, hier wurde bei den Prüfungen das Geheimnis um Sezuans Sohn gelüftet. Seither ist Secret gefragt: „Kaum ein anderer Hengst in Deutschlan­d hat 2017 so viele Stuten gedeckt“, erzählt Vogler stolz.

Und daheim in Espachweil­er, was gibt es hier Neues? Ein Lächeln spielt um Voglers Mund. „Warten wir es mal ab“, sagt er. Wieder steht eine junge Hoffnung in seinem Stall, noch ein Sohn Selines. „Den behalten wir erst mal“, meint der Züchter. „Der muss erst reifen.“

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FOTO: WWW.PHOTEC.DE Traumpferd: Bei den Bundescham­pionaten zeigte der Hengst Secret sein Format. Reiterin war Jessica Lynn Andersson.
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FOTO: MÖCKLIN Züchter Hubert Vogler aus Espachweil­er mit Secrets Mutter, der neunjährig­en Stute Seline, und deren jüngstem Fohlen.

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