Ein Hengst macht Furore
Hubert Vogler aus der Adlersteige züchtet mit Leidenschaft – Aus seinem Stall kommt ein Vizebundeschampion
ELLWANGEN-ADLERSTEIGE - Kaum war das Württemberger Hengstfohlen geboren, wusste Hubert Vogler: „Der wird mal was Besonderes.“Recht hatte der Hobbyzüchter aus der Adlersteige. Mit drei Jahren hat der Rappe Secret jetzt beim Bundeschampionat in Warendorf, dem Schaufenster für die besten Nachwuchspferde der Republik, eine Silbermedaille geholt. Zufall ist das nicht.
„Das Pferd ist ein Traum“, sagt Hubert Vogler. Das fanden auch Jury und Publikum im münsterländischen Mekka des Pferdesports, wo sich jeden Herbst rund 1000 Pferde und Ponys zwischen drei und sieben Jahren aus allen deutschen Zuchtgebieten miteinander messen. Secret, ein „lackschwarzer Württemberger Hengst“und Voglers „wohl süßestes und bedeutendstes Geheimnis“, wie die Fachpresse jubelte, war in der Dressur zu sehen.
Der Shootingstar gewann die Einlaufprüfung der dreijährigen Hengste mit 9,0 von 10 Punkten. „Da denkst du: Hammernote“, erinnert sich der Züchter. Secret gewann auch die Finalprüfung mit 9,1. Vogler: „Ich war richtig stolz. Er machte seinen Job. Da war nicht ein falscher Tritt, nicht ein Ohr hat gewackelt.“Am Abend bei der letzten Prüfung dann eine Enttäuschung: Die sogenannten Fremdreiter bevorzugen einen Konkurrenten, Secret wird „nur“VizeBundeschampion.
Trotzdem: Den großen Zuchtgebieten in Norddeutschland haben hiesige Züchter nicht oft etwas entgegenzuhalten. „Secret ist seit zehn Jahren der erste Vizechampion aus Süddeutschland“, freut sich sein Ziehvater. Als sein Hengst am Ende in der Reihe der Geehrten steht, das Publikum sich zur Nationalhymne erhebt, läuft es ihm „eiskalt den Buckel runter, als Pferdemensch kriegst du eine Gänsehaut“.
Ein Pferdemensch ist Vogler durch und durch. Aufgewachsen auf dem Hof seiner Eltern, die im Nebenerwerb Milchvieh hielten, sattelte der Bauernsohn bereits vor rund 30 Jahren auf Pferde um. „Der Milchviehbetrieb wurde zu klein, um noch rentabel zu wirtschaften, und ich hatte zu der Zeit mit einer Stute die Zucht schon als Hobby begonnen“, erinnert er sich. Daraus ist immer mehr geworden, „aus Leidenschaft“, bekennt Vogler.
Heute stehen 24 Reitpferde in seinen Ställen und auf den Weiden am Dorfrand, darunter vier Hengste. Heu und Stroh macht er selbst, bei der Stallarbeit hilft die gesamte Familie. Seine Fohlen verkauft er nur zum Teil sofort. „Einen anderen Teil bilde ich selbst aus, bis sie unter den Sattel kommen. Dann verkaufe ich, oder ich gebe sie in einen Profiberitt“, erklärt Vogler. Urlaub? Gibt es nicht. Die Zucht läuft im Nebenerwerb. Tagsüber steuert der Berufskraftfahrer Kipper auf dem Bau, und „wenn ich von der Arbeit komme, ist der Betrieb dran. In der Erntezeit kommt da schon mal eine 80-Stunden-Woche zusammen“, sagt der 50Jährige und blickt auf: „Nur wegen der Kohle macht man das nicht. Da ist Herzblut dabei.“
Der Erfolg gibt dem Züchter Recht. Aus seinem Stall kamen in den vergangenen zehn Jahren einige Pferde mit S-Erfolgen und fünf gekörte Hengste, was bedeutet, sie haben die erste Hürde auf dem Weg zum Zuchthengst genommen. Zwei von ihnen absolvierten darüber hinaus die Hengstleistungsprüfung und dürfen somit als Zuchthengste eingesetzt werden. Einer von ihnen ist Secret.
„Es gibt nicht viele solche Pferde“, schwärmt Vogler. „Abstammung, Interieur, Bewegung – bei ihm hat alles gepasst.“Secrets Vater hat Vogler beim Surfen im Internet entdeckt, Sezuan stand in einem Stall in Dänemark. „Den brauche ich“, dachte er, investierte in ein Röhrchen mit Sezuans Samen und suchte mit sicherem Gespür unter seinen Stuten die schokobraune Seline als Empfängerin aus. Das Sperma kam per Post, und der Tierarzt in Zöbingen verabreichte es der Auserwählten. „So wurde Secret produziert.“
Ein Rappe wie sein Vater, und immer ausgeglichen: „Er ist nicht einen Tag anders als lieb gewesen“, und mit einem „abnormalen Bewegungsablauf“, schwärmt Vogler. Im Januar 2017 hat er ihn verkauft.
Keine leichte Entscheidung, bekennt der Pferdeliebhaber, aber: „Ich hab an ihn geglaubt und gewusst, er muss in Profihände, die das Beste aus ihm machen.“Vogler entschied sich für das Gestüt W.M. von Ecki Wahlers in Visselhövede im Dreieck zwischen Hannover, Hamburg und Bremen, dem er seit Langem vertraut. Hier erhielt Secret seinen Namen, denn: „Fohlen haben noch keinen“, hier wurde er von der schwedischen Bereiterin Jessica Lynn Andersson eingeritten, hier wurde bei den Prüfungen das Geheimnis um Sezuans Sohn gelüftet. Seither ist Secret gefragt: „Kaum ein anderer Hengst in Deutschland hat 2017 so viele Stuten gedeckt“, erzählt Vogler stolz.
Und daheim in Espachweiler, was gibt es hier Neues? Ein Lächeln spielt um Voglers Mund. „Warten wir es mal ab“, sagt er. Wieder steht eine junge Hoffnung in seinem Stall, noch ein Sohn Selines. „Den behalten wir erst mal“, meint der Züchter. „Der muss erst reifen.“