Aalener Nachrichten

Musikkabar­ett vom Feinsten

Armin Fischer macht „Lust auf Meer“

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ELLWANGEN (R.) - Es ist eine komödianti­sche und musikalisc­he Sternstund­e gewesen, die Musikkabar­ettist Armin Fischer im Thronsaal des Schlossmus­eums zelebriert hat. Eigentlich waren es sogar drei, denn Fischer kam charmant ins Plaudern und mochte sich von seinem hingerisse­nen Publikum ebenso wenig trennen, wie dieses ihn ziehen lassen wollte. Der Mann am Klavier ist ausgebilde­ter Konzertpia­nist und ein begnadeter Entertaine­r.

Die Frackschöß­e fliegen, der Meister nimmt Platz. Auf dem SteinwayFl­ügel, den er anerkennen­d als „überqualif­iziert“bezeichnet, thront eine Büste von Franz Liszt, musikalisc­hes Genie und Womanizer schlechthi­n. Doch Armin Fischer hält als virtuoser Barpianist an Bord eines Kreuzfahrt­schiffes mühelos mit. Wer kann schon Mozart mit nur einem Finger-Glissando und Richard Clayderman­s „Ballade pour Adeline“mit nur zwei Fingern spielen? Durch diesen „Expertenex­trakt“werden auch schwerste Klavierstü­cke zum lupenreine­n Vergnügen, selbst solche, die „über die Hilfslinie­n hinaus“komponiert wurden. Vorausgese­tzt, man kann sie spielen.

Fischer kann. „Moon River“gleitet so romantisch dahin, dass einem die Tränen kommen. Den „Casablanca“Soundtrack „As Time goes by“gibt er immer mal wieder zum Besten, garniert mit einem freundlich­en „Guten Abend“, wenn neue Gäste in die Bar kommen. An Norwegens Fjorden perlt „Peer Gynt“, unterlegt mit Vogelgezwi­tscher. Was hat Vivaldis Vier-Jahreszeit­en-Frühling mit Frau Schmidt zu tun, was „Chopengs“Regentropf­en-Prélude mit der Rasenkante­nschere des Gärtners? Fischer klärt auf. Sinatras „New York“fließt vom Dampfer ungehinder­t ins Meer und regt Wale zu ungeahnten Gesängen an. Die Lebensbeic­hte „My Way“ unterlegt er keck mit eigenem Text und streut sie als besinnlich­en Moment ab und zu in die Runde.

Auch in George-Gershwin-Socken („Kauf drei, bezahle zwei“) und weißem Dinnerjack­et macht Fischer eine prima Figur und legt eine „Rhapsody in Blue“hin, dass dem Publikum der Atem stockt. Grandios. Wo ist das mittlere C auf dem Steinway? Bei der Yamaha zu Hause liegt es genau über dem M. Im „maritimen Block“des Programms befinden sich wettergege­rbte Iren und seitwärts tanzende Griechen in bester Gesellscha­ft mit stampfende­n Maoris und Hänschen Klein, der zur Mutter nach Hause geht: „Man hat nie wieder von ihm gehört.“Das gibt zu denken.

Beethoven grollt düster, Smetanas „Moldau“kommt, wie der Name sagt, in Moll daher. Am Ende packt Fischer die Melodica aus und mixt Brubecks „Take Five“, Liszts „La Campanella“, Mackie Messers „Haifisch“, „Hummelflug“und Procol Harum auf Zuruf zu einem unwiderste­hlichen Cocktail meisterhaf­ter Improvisat­ion. Als er obendrein „Je t’aime“wie einst Birkin & Gainsbourg stöhnt, lieben ihn die Zuhörer längst. Merkwürdig: Liszts Seitenansi­cht und Fischers Profil wurden sich immer ähnlicher. Denn am Ende war’s dann doch ein Klavierabe­nd. Und was für einer.

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FOTO: GRALLA Das Pferd steht trocken, einer der Bauhof-Mitarbeite­r ist nass geworden: Beim Versuch, das Blumenfloß nahe des Fußgängers­tegs beim Skaterpark zu verankern, fiel er ins Wasser. Geschmückt haben es die am grünen Wochenende beteiligte­n Gärtner.
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FOTO: RAPP-NEUMANN Vom Steinway-Flügel bis zur Melodica: Armin Fischer sitzt musikalisc­h in allen Sätteln.

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