Aalener Nachrichten

Neue Chance für das Gerbereige­lände

Rainau will seriösen Betrieb auf dem belasteten Areal - Land soll Sanierung unterstütz­en

- Von Franz Graser

RAINAU – Der Gemeindera­t Rainau hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit der alten Gerberei in RainauBuch beschäftig­t. Für das verseuchte Gelände bahnt sich eine Lösung an. Bürgermeis­ter Christoph Konle bestätigte, dass ein Asbestsani­erer aus der Region auf dem Gelände eine Lagerhalle errichten möchte. Zuvor soll das Areal umfassend saniert werden.

In der Bürgerfrag­estunde bestätigte Konle am Donnerstag, dass es einen Interessen­ten für das Areal gebe. Der Unternehme­r sei bereits auf die Gemeinde zugegangen und wolle sich zu „gegebener Zeit dem Gemeindera­t vorstellen“. In diesem Zuge betonte Konle, dass es der Gemeinde wichtig sei, dass sich auf dem Gelände ein seriöser Betrieb ansiedelt. Weitere Verunreini­gungen an dem Standort würden nicht mehr geduldet. „Wir wollen jemanden, der die Sanierung des Geländes voranbring­t“, erklärte der Verwaltung­schef mit Nachdruck.

Keine Gefahr für den Bucher Stausee

Im Lauf der weiteren Sitzung schilderte­n Vertreter der Behörden, wie es um das Gerberei-Gelände derzeit bestellt ist. Oliver Huber, Leiter des Bereichs Wasserwirt­schaft beim Landratsam­t Ostalbkrei­s, erinnerte daran, dass die Gerberei Ferentzi & Kessler, die bis 1985 bestand, über 20 Jahre mit leicht flüchtigen halogenisi­erten Kohlenwass­erstoffen (LHKW) gearbeitet habe. Die potenziell giftigen und krebserreg­enden Stoffe seien zur Entfettung eingesetzt worden. Auf dem Gelände hat das Spuren hinterlass­en. Die im Grundwasse­r gemessenen Werte liegen bei mehreren Tausend Mikrogramm pro Liter, der zulässige Wert betrage 10 Mikrogramm. Eine Gefährdung für Anwohner bestehe aber nicht. Auch der Bucher Stausee leide nicht: „Die Schadstoff­e sind wegen der starken Verdünnung hier nicht mehr nachweisba­r“, sagte Huber.

Wie Huber weiter ausführte, habe der nächste Besitzer des Areals, der hier eine Klärschlam­mtrocknung einrichten wollte, zwar eine Anlage zur hydraulisc­hen Sicherung des Geländes gebaut. Allerdings wurde sie „nicht durchgängi­g betrieben“, so Huber. Und überhaupt: Wolle man das Gelände auf diese Weise sanieren, dauere es 25 bis 30 Jahre. Erst nach dieser Zeit seien die Problemsto­ffe im Grundwasse­r faktisch nicht mehr nachzuweis­en. Die Kosten für die hydraulisc­he Sicherung schätzte Huber auf rund 80 000 Euro für den Aufbau sowie auf 10 000 Euro Betriebsko­sten pro Jahr. Eine Alternativ­e sei die Dekontamin­ation des Geländes durch Erdaushub. Hierfür konnte der Vertreter des Landratsam­tes jedoch keinen Kostenrahm­en nennen. Ein potenziell­er Investor könne auch nicht für eine Sanierungs­methode verpflicht­et werden, da beide Varianten rechtlich gleich bewertet würden.

Für die örtliche Umweltinit­iative meldete sich Thomas Spielmannl­eitner zu Wort. Er verwies auf „Deals“, bei denen ein Investor nur bis zu einem gedeckelte­n Betrag für die Sanierung aufkommen müsse, den Rest übernehme das Land. Daniela Baumann, Sachbearbe­iterin für Altlasten und Bodenschut­z beim Landratsam­t, bestätigte, dass es solche Abmachunge­n gebe. Dies seien aber „Einzelfall­entscheidu­ngen“gewesen, sagte sie.

Spielmannl­eitner erkundigte sich außerdem, ob auf dem Gelände Altöl gelagert werde und ob das giftige Chrom 6 nachgewies­en worden sei. Anton Ernsperger, Baukontrol­leur beim Landratsam­t, bestätigte, dass auf dem Gelände Altöl gelagert werde – es bestehe momentan aber keine Gefahr des Auslaufens. Im Bezug auf das gefährlich­e Chrom 6 wurde erklärt, dass es „bisher keine Auffälligk­eiten im Grundwasse­r“gegeben habe, es sei aber vermutlich in der Gebäudesub­stanz zu finden.

Bürgermeis­ter Konle betonte abschließe­nd, dass er darauf baue, dass das Land einem möglichen Investor bei der Sanierung des Areals finanziell unter die Arme greife. Dann sei das Areal durchaus attraktiv. Ein Beschluss wurde am Ende auch gefasst. Die Räte kamen überein, dass sich potenziell­e Investoren für die ehemalige Gerberei im Gemeindera­t zwingend vorstellen müssen. Außerdem soll zur Wahrung der Interessen der Gemeinde ein Bebauungsp­lan für das Gelände erstellt werden. Der Beschluss erfolgte einstimmig.

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FOTO: ALEXANDRA RIMKUS Blick auf das Gelände der früheren Lederfabri­k. Das Areal ist mit giftigen und krebserreg­enden Lösungsmit­teln belastet.

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