Neue Chance für das Gerbereigelände
Rainau will seriösen Betrieb auf dem belasteten Areal - Land soll Sanierung unterstützen
RAINAU – Der Gemeinderat Rainau hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit der alten Gerberei in RainauBuch beschäftigt. Für das verseuchte Gelände bahnt sich eine Lösung an. Bürgermeister Christoph Konle bestätigte, dass ein Asbestsanierer aus der Region auf dem Gelände eine Lagerhalle errichten möchte. Zuvor soll das Areal umfassend saniert werden.
In der Bürgerfragestunde bestätigte Konle am Donnerstag, dass es einen Interessenten für das Areal gebe. Der Unternehmer sei bereits auf die Gemeinde zugegangen und wolle sich zu „gegebener Zeit dem Gemeinderat vorstellen“. In diesem Zuge betonte Konle, dass es der Gemeinde wichtig sei, dass sich auf dem Gelände ein seriöser Betrieb ansiedelt. Weitere Verunreinigungen an dem Standort würden nicht mehr geduldet. „Wir wollen jemanden, der die Sanierung des Geländes voranbringt“, erklärte der Verwaltungschef mit Nachdruck.
Keine Gefahr für den Bucher Stausee
Im Lauf der weiteren Sitzung schilderten Vertreter der Behörden, wie es um das Gerberei-Gelände derzeit bestellt ist. Oliver Huber, Leiter des Bereichs Wasserwirtschaft beim Landratsamt Ostalbkreis, erinnerte daran, dass die Gerberei Ferentzi & Kessler, die bis 1985 bestand, über 20 Jahre mit leicht flüchtigen halogenisierten Kohlenwasserstoffen (LHKW) gearbeitet habe. Die potenziell giftigen und krebserregenden Stoffe seien zur Entfettung eingesetzt worden. Auf dem Gelände hat das Spuren hinterlassen. Die im Grundwasser gemessenen Werte liegen bei mehreren Tausend Mikrogramm pro Liter, der zulässige Wert betrage 10 Mikrogramm. Eine Gefährdung für Anwohner bestehe aber nicht. Auch der Bucher Stausee leide nicht: „Die Schadstoffe sind wegen der starken Verdünnung hier nicht mehr nachweisbar“, sagte Huber.
Wie Huber weiter ausführte, habe der nächste Besitzer des Areals, der hier eine Klärschlammtrocknung einrichten wollte, zwar eine Anlage zur hydraulischen Sicherung des Geländes gebaut. Allerdings wurde sie „nicht durchgängig betrieben“, so Huber. Und überhaupt: Wolle man das Gelände auf diese Weise sanieren, dauere es 25 bis 30 Jahre. Erst nach dieser Zeit seien die Problemstoffe im Grundwasser faktisch nicht mehr nachzuweisen. Die Kosten für die hydraulische Sicherung schätzte Huber auf rund 80 000 Euro für den Aufbau sowie auf 10 000 Euro Betriebskosten pro Jahr. Eine Alternative sei die Dekontamination des Geländes durch Erdaushub. Hierfür konnte der Vertreter des Landratsamtes jedoch keinen Kostenrahmen nennen. Ein potenzieller Investor könne auch nicht für eine Sanierungsmethode verpflichtet werden, da beide Varianten rechtlich gleich bewertet würden.
Für die örtliche Umweltinitiative meldete sich Thomas Spielmannleitner zu Wort. Er verwies auf „Deals“, bei denen ein Investor nur bis zu einem gedeckelten Betrag für die Sanierung aufkommen müsse, den Rest übernehme das Land. Daniela Baumann, Sachbearbeiterin für Altlasten und Bodenschutz beim Landratsamt, bestätigte, dass es solche Abmachungen gebe. Dies seien aber „Einzelfallentscheidungen“gewesen, sagte sie.
Spielmannleitner erkundigte sich außerdem, ob auf dem Gelände Altöl gelagert werde und ob das giftige Chrom 6 nachgewiesen worden sei. Anton Ernsperger, Baukontrolleur beim Landratsamt, bestätigte, dass auf dem Gelände Altöl gelagert werde – es bestehe momentan aber keine Gefahr des Auslaufens. Im Bezug auf das gefährliche Chrom 6 wurde erklärt, dass es „bisher keine Auffälligkeiten im Grundwasser“gegeben habe, es sei aber vermutlich in der Gebäudesubstanz zu finden.
Bürgermeister Konle betonte abschließend, dass er darauf baue, dass das Land einem möglichen Investor bei der Sanierung des Areals finanziell unter die Arme greife. Dann sei das Areal durchaus attraktiv. Ein Beschluss wurde am Ende auch gefasst. Die Räte kamen überein, dass sich potenzielle Investoren für die ehemalige Gerberei im Gemeinderat zwingend vorstellen müssen. Außerdem soll zur Wahrung der Interessen der Gemeinde ein Bebauungsplan für das Gelände erstellt werden. Der Beschluss erfolgte einstimmig.