Der Microships-Producer feiert seinen 70. Geburtstag
Peter Koppen zeigt eine Ausstellung im Café Ars Vivendi – Volltext-Performance mit 15 Faltvorgängen
ELLWANGEN - Er ist als versierter und fleißiger Microships-Producer bekannt: Der gebürtige Ellwanger Peter Koppen hat seinen 70. Geburtstag gefeiert. Und das auf eine ungewöhnliche Weise, denn an seinem Ehrentag hat der Wahl-Münchner im Café Ars Vivendi eine Ausstellung mit 35 Bildern eröffnet, auf denen natürlich haufenweise farbige Papierschiffchen zu sehen sind. Dazu waren viele Freunde und Bekannte von Peter Koppen erschienen.
Peter Koppens ausgestellte Microships-Werke heißen „Kontrollierte Wirbelschaltung“(mit 175 Microships), „Zentralschaltung“, „Systemabsturz“, „Zentralschaltung mit Störfeld“oder „Doppelte Kreuzschaltung“. Kulturamtsleiter Anselm Grupp führte mit launigen Worten in die Ausstellung ein und stellte den Künstler vor, der seinen 70. Geburtstag nicht bei Apple, Microsoft oder IBM feiere, sondern in seiner Heimatstadt Ellwangen.
„Wir fühlen uns sehr geehrt, dass du heute Abend da bist“, sagte Grupp. Der Vernissageredner ging auf die facettenreiche Biografie des Künstlers und seine lesenswerte Homepage ein: „Immer, wenn ich draufgehe, bin ich erheitert.“Grupp wies dabei auch auf Koppens TV-Auftritt im Bayerischen Rundfunk hin, wo unter dem Titel „Lebenslinien“über die Leidenschaft eines Busfahrers berichtet wird. Und er verriet, dass Koppen mal als Transportmittel für seine Schiffe einen von ihm umgebauten Leichenwagen hatte.
Bereits als Sechsjähriger erlernte Peter Koppen den Bau von Papierschiffen von seinem Vater Werner. Im Januar 1960 dann der erste „Ausbruchsversuch“aus der bürgerlichen Gesellschaft: Der Plan des damals Zwölfjährigen war es, mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Rolf-Michael nach Kanada auszureisen, um dort in Labrador nach Gold zu graben. Doch das Vorhaben scheiterte schon nach einer Nacht in Wört: Die Heimfahrt erfolgte im Polizeiauto. So blieb Peter Koppen bis zu seinem Abitur 1967 auf dem Peutinger-Gymnasium.
Im Oktober 1968 wanderte Koppen nach Australien aus, doch schon im Januar 1971 kam er zurück nach Ellwangen. In Berlin studierte er Volkswirtschaftslehre: Während der Vorlesungen faltete er Papierschiffchen. Im Sommer 1976 schrieb er sich in München als Philosophiestudent ein. Aber auch dort nutzte er die Hörsäle als Produktionsstätten für klein- und kleinstformatige Schiffchen aus Papier.
Rund 30 Fernsehauftritte
Ab 1978 war Koppen dann städtischer Linienbusfahrer in München, nebenbei stieg er 1984 als „weltweit führender Hersteller von Microships“in die Kunstszene ein. Über 200 Ausstellungen im In- und Ausland hatte er seitdem, auch rund 30 Fernsehauftritte. Seit 2007 ist er offiziell Rentner und mit seiner mobilen Wohn- und Werkstatteinheit unterwegs. „Du gehörst zu München genauso wie zu Ellwangen“, sagte Grupp und schenkte dem Geburtstagskind „eine schöne Handkrem“.
Peter Koppen selbst erklärte bei der Vernissage amüsant in Art einer „Volltext-Performance“seine 15 Faltvorgänge. Aufgeklebt auf Pappe und gerahmt, entfalten seine Schiffchen einen eigenen ästhetischen Reiz. Mit launigen Worten und einem Gutschein fürs Wellenbad gratulierte Oberbürgermeister Karl Hilsenbek dem gebürtigen Ellwanger, der die meiste Zeit „unter der Brücke nächtigt“und den Kressbachsee und das Wellenbad „relativ gut auslastet“. Die Stadt sei stolz auf Koppen, seine Kreativität und seine Unikate weltweit: „So jemanden wie Sie gibt es nur einmal.“ Die Ausstellung mit Werken von Peter Koppen im Café Ars Vivendi in Ellwangen kann bis zum 6. November besichtigt werden.