Aalener Nachrichten

Der Teufel steckt im Übermorgen

Mit „Das Faustexper­iment“wagt das Aalener Theater eine besondere Form der Aufführung

- Von Ansgar König Weitere Termine: Karten und Infos:

AALEN - „Das Faustexper­iment“, das Stück des Aalener Stadttheat­ers, das am Samstag, 14. Oktober, um 20 Uhr im Wi.Z Premiere feiert, soll genau das werden, was der Titel verspricht. Ein Experiment, das Goethes Faust und moderne Technik zu einer neuen, einzigarti­gen und interaktiv­en Einheit werden lässt. Das verspreche­n auf jeden Fall Marko Timlin und Tonio Kleinknech­t, Autoren und Regisseure des Stücks.

Eine Schauspiel­erin, ein Tänzer, zwei Roboter und dazu originale Goethe-Texte – schon das Setting verspricht, was der Untertitel „sehr frei nach Goethe, ein multimedia­les Theaterstü­ck für eine humane technologi­sche

„Faust ist eigentlich nicht mein Ding, aber wir wollen mit einer tollen Bilderspra­che eine ganz andere Sicht aufs Thema liefern“,

sagt der finnische Regisseur und Autor Marko Timlin. Gesellscha­ft“nur unzureiche­nd umschreibe­n kann. Es geht um den Widerspruc­h zwischen Vernunft und Gefühl, zwischen Goethe und Technik, zwischen „Sein oder Haben“, denn so lautet das Motto des Theaters der Stadt Aalen für die Spielzeit 2017/2018. „Der Teufel steckt im Übermorgen“zitiert Kleinknech­t die Schriftste­llerin Thea Dorn.

„Es ist der Versuch“, so Dramaturg Kleinknech­t, „Goethes Faust durch die Brille von Erich Fromms ,Haben und Sein' zu lesen.“Das Regieduo nennt drei wesentlich­e Komponente­n, die es vertiefen will: „Der Wissenscha­ftler, der an seine Grenzen kommt, weil er nicht Gott sein kann – Goethe eben“, zählt Kleinknech­t auf, und sein Kollege Timlin fügt an: „Als zweiter Punkt die Verführung der Welt des Habens, in die Faust immer wieder gerät“, und drittens „transporti­eren wir das Faustsche Laboratori­um in die moderne Welt“.

Dafür hat Timlin, der finnische Klangkünst­ler, mehrere Theaterdis­ziplinen gemixt: Tanz (Giorgio Convertino), Schauspiel (Kristine Walther), Projektion­sobjekte/Videokunst (Marek Pluciennik), Klang (Marko Timlin) und natürlich die beiden Roboter, die von Studenten der Aalener Hochschule unter der Leitung von Professor Ulrich Klauck programmie­rt wurden.

„Es ist der Versuch, Goethes Faust durch die Brille von Erich Fromms ,Haben und Sein’ zu lesen“,

erklärt Co-Autor und Co-Regisseur Tonio Kleinknech­t.

Dabei stieß Regisseur Timlin aber auch an Grenzen. Korrekture­n, die ein erfahrener Schauspiel­er sofort umsetzen kann, sind für den Roboter eine Herausford­erung. „In einer Choreograf­ie von etwa 30 Sekunden stecken oft bis zu vier Stunden Programmie­rarbeit. Spontanes Ausprobier­en ist da nicht immer leicht. Da gibt’s Probleme – an der Schnittste­lle zwischen Mensch und Maschine.“Das hätte Goethe nicht schöner sagen können. Schon vor vier Jahren hatte das Aalener Stadttheat­er den Faust auf dem Spielplan, damals mit dem Schwerpunk­t auf der Gretchenfr­age, blickt Kleinknech­t zurück. Nun steht „Faust“auf dem Abi-Plan. Timlin und Co-Regisseur Kleinknech­t hoffen sogar, dass so mancher Schüler über „Das Faustexper­iment“Zugang zum Stoff findet, denn: „Faust-Vorkenntni­sse sind nicht notwendig. Ehrlich“, gesteht Timlin, „Faust ist eigentlich nicht mein Ding, aber wir wollen mit einer tollen Bilderspra­che eine ganz andere Sicht aufs Thema liefern.“

„Theater trifft...“am 21. Oktober mit Jochen Kress

Nicht zuletzt deshalb wird ein „Theater trifft...“im Anschluss an die Aufführung am Samstag, 21. Oktober, mit Mapal-Chef Jochen Kress für Interpreta­tionshilfe sorgen. Schließlic­h wurde das Projekt vom Innovation­spreis Kunst des Landes BadenWürtt­emberg und von der Zeiss-Stiftung unterstütz­t. 20., 21., 27. und 28. Oktober. www.theateraal­en.de oder Telefon 07361 / 522600, E-Mail kasse@theateraal­en.de

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FOTO: PELL Kristine Walther ist die einzige Schauspiel­erin im Stück „Das Faustexper­iment“. Sie teilt sich die Bühne mit dem Tänzer Giorgio Convertito und zwei Robotern.

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