„Wer schnell sein will, muss alles geben“
Mountainbiker Linus Ott aus Ellwangen träumt von der Weltspitze
ELLWANGEN - In Windeseile saust er steile Hügel im Wald hinab. Er springt über hohe Schanzen und Wurzeln, rast durch scharfe Kurven: Linus Ott ist Mountainbiker mit Leib und Seele. Nach wiederholter Teilnahme bei der Deutschen Meisterschaft und dem European Cup träumt er von der Weltmeisterschaft.
Aufs Fahrrad gekommen ist Linus Ott über den Fußball. „Um für die neue Fußballsaison fit zu sein, hat mir mein Vater vorgeschlagen, dass ich Radfahren soll“, erinnert sich der 20-Jährige. Das war vor über sechs Jahren. Das tägliche Fahrradfahren ist zur Routine geworden, sagt Ott. Seine Radtouren haben ihn in den Galgenwald geführt. „Irgendwann ging das Radfahren bei mir immer mehr in Richtung Mountainbiken“, so Ott. Seine Kumpels habe er dann auch für die Touren durch den Wald begeistert.
In Ellwangens Wäldern wird trainiert
Mit der Liebe zum neu entdeckten Sport kam der Wunsch auf, trainieren zu können. Darum haben Ott und seine Freunde angefangen, in den Ellwanger Wäldern Mountainbike-Strecken einzurichten. „Am Anfang haben wir meistens nur das Laub weggeschoben, damit wir im Wald fahren konnten“, erzählt Ott. „Als wir besser geworden sind, haben wir Schanzen gebaut. Wir haben aber nie etwas kaputt gemacht“, betont er.
Bleiben können die selbstgebauten Mountainbike-Strecken nicht. Eine legale Strecke in Ellwangen soll her. Die ist momentan in Planung (wir berichteten). Linus Ott ist zuversichtlich, was die neue Strecke angeht: „Wenn alles klappt, können wir Ende des Jahres schon darauf fahren.“Beim Bau soll auch die Jugendabteilung der Mountainbiker helfen, die Ott trainiert: „Wir versuchen, die Jugend an den Streckenbau heranzuführen. Jeder will immer fahren, aber keiner kann eine Strecke bauen.“
Bis dahin kann in den Ellwanger Wäldern nicht mehr trainiert werden. „In Baden Württemberg ist fast alles, was ein Mountainbiker macht, illegal“, so Ott. Das liege an der sogenannten „Zwei-Meter-Regel.“Die besagt, dass Mountainbiker nur Wege befahren dürfen, die mindestens zwei Meter breit sind. Und die sind rar, weiß Ott.
Sein erstes Rennen ist Ott in Heubach am Rosenstein gefahren. Das war das Hobbyrennen „Bike The Rock“. Danach fuhr er bei einem Rennen in Bühlertann mit, erzählt Ott. Von da aus ging es dann zum iXS German Downhill Cup. 2017 trat er dort zum dritten Mal an. Bei der Deutschen Meisterschaft am 20. August in Thüringen war er unter den Top 50. Und auch beim European Cup fährt er mit, sagt Ott.
Für seine Wettkämpfe trainiert Ott gerne in Bikeparks in den Alpen. Aber auch regelmäßige Besuche im Fitnessstudio und Konditionstraining auf dem Tourenrad gehören zu Otts Standardprogramm. „Bei Sprints sind maximale Kraft und Ausdauer wichtig“, sagt Ott. „Wettkampfstrecken sind zwei bis drei Mal länger als die Strecken hier. Beim German Cup ist die Strecke ungefähr eineinhalb Kilometer lang. Die dauert zwischen zweieinhalb und drei Minuten. Beim European Cup dauert eine Strecke zwischen drei und fünf Minuten“, sagt der Mountainbiker. „Und natürlich sind Wettkampfstrecken steiniger und wurzliger.“
Schon beim Training geht Linus Ott an seine Grenzen. Dann kann er sicher sein, dass er gut für einen Wettkampf vorbereitet ist, sagt er. Volles Risiko gehe er aber nicht ein. „Niemand zwingt einen, bei einem Wettkampf etwas Krasses runterzureißen. Aber wer schnell sein will, muss alles geben. Dabei wird auch eine leichte Strecke schwierig.“Sprünge können ausgelassen werden, aber das kostet Zeit. „Die meisten technischen Sektionen kann man aber nicht umfahren, darum braucht man ein gewisses Grundniveau.“
Der World Cup ist das große Ziel
Geschützt werden die Mountainbiker durch einen Integralhelm und Protektoren an Rücken, Brust, Ellbogen und Knien. Die schließen aber keine Verletzung aus, weiß Ott. „Ich hatte bis zu diesem Jahr eigentlich noch keine ernsthaften Verletzungen“, so Ott. „Nur ein paar Bänderrisse.“Dann kam ein Rennen in Innsbruck Ende Juni: Dort knackste sich Ott das Schlüsselbein an. Bänder in der Schulter wurden gequetscht und gezerrt. „Da war Chaos in der Schulter“, lacht Ott. Auf sein Downhillrad durfte er nach seiner Verletzung sechs Wochen lang nicht steigen. Auf seinem Tourenrad hat er trotzdem trainiert: „Ich habe mich eher weniger geschont, mein Arzt hätte sich das anders gewünscht.“
Vor seinem Abi ist Ott aber vorsichtiger gefahren. Das hat er dieses Jahr am Technischen Gymnasium in Ellwangen gemacht. „Verhältnismäßig war ich dann aber doch mehr auf dem Fahrrad als am Schreibtisch“, sagt Ott und grinst.
Sein großes Ziel ist es, beim World Cup mitzufahren. „Dafür muss man aber entweder beim European Cup außerordentlich gut fahren oder vom Bund Deutscher Radfahrer nominiert werden“, so Ott. Mit seinem Kumpel Silas Grandy aus Heidenheim hat Ott in dieser Saison viel trainiert. Der ist seit vier Jahren bei der Weltmeisterschaft dabei. „An meinen Ergebnissen hat man gesehen, dass ich mit Grandy trainiert habe. Ich bin besser geworden.“
Ich hatte bis zu diesem Jahr eigentlich noch keine ernsthaften Verletzungen. Nur ein paar Bänderrisse.“Linus Ott