Aalener Nachrichten

„Wer schnell sein will, muss alles geben“

Mountainbi­ker Linus Ott aus Ellwangen träumt von der Weltspitze

- Von Franziska Wiedenhöfe­r

ELLWANGEN - In Windeseile saust er steile Hügel im Wald hinab. Er springt über hohe Schanzen und Wurzeln, rast durch scharfe Kurven: Linus Ott ist Mountainbi­ker mit Leib und Seele. Nach wiederholt­er Teilnahme bei der Deutschen Meistersch­aft und dem European Cup träumt er von der Weltmeiste­rschaft.

Aufs Fahrrad gekommen ist Linus Ott über den Fußball. „Um für die neue Fußballsai­son fit zu sein, hat mir mein Vater vorgeschla­gen, dass ich Radfahren soll“, erinnert sich der 20-Jährige. Das war vor über sechs Jahren. Das tägliche Fahrradfah­ren ist zur Routine geworden, sagt Ott. Seine Radtouren haben ihn in den Galgenwald geführt. „Irgendwann ging das Radfahren bei mir immer mehr in Richtung Mountainbi­ken“, so Ott. Seine Kumpels habe er dann auch für die Touren durch den Wald begeistert.

In Ellwangens Wäldern wird trainiert

Mit der Liebe zum neu entdeckten Sport kam der Wunsch auf, trainieren zu können. Darum haben Ott und seine Freunde angefangen, in den Ellwanger Wäldern Mountainbi­ke-Strecken einzuricht­en. „Am Anfang haben wir meistens nur das Laub weggeschob­en, damit wir im Wald fahren konnten“, erzählt Ott. „Als wir besser geworden sind, haben wir Schanzen gebaut. Wir haben aber nie etwas kaputt gemacht“, betont er.

Bleiben können die selbstgeba­uten Mountainbi­ke-Strecken nicht. Eine legale Strecke in Ellwangen soll her. Die ist momentan in Planung (wir berichtete­n). Linus Ott ist zuversicht­lich, was die neue Strecke angeht: „Wenn alles klappt, können wir Ende des Jahres schon darauf fahren.“Beim Bau soll auch die Jugendabte­ilung der Mountainbi­ker helfen, die Ott trainiert: „Wir versuchen, die Jugend an den Streckenba­u heranzufüh­ren. Jeder will immer fahren, aber keiner kann eine Strecke bauen.“

Bis dahin kann in den Ellwanger Wäldern nicht mehr trainiert werden. „In Baden Württember­g ist fast alles, was ein Mountainbi­ker macht, illegal“, so Ott. Das liege an der sogenannte­n „Zwei-Meter-Regel.“Die besagt, dass Mountainbi­ker nur Wege befahren dürfen, die mindestens zwei Meter breit sind. Und die sind rar, weiß Ott.

Sein erstes Rennen ist Ott in Heubach am Rosenstein gefahren. Das war das Hobbyrenne­n „Bike The Rock“. Danach fuhr er bei einem Rennen in Bühlertann mit, erzählt Ott. Von da aus ging es dann zum iXS German Downhill Cup. 2017 trat er dort zum dritten Mal an. Bei der Deutschen Meistersch­aft am 20. August in Thüringen war er unter den Top 50. Und auch beim European Cup fährt er mit, sagt Ott.

Für seine Wettkämpfe trainiert Ott gerne in Bikeparks in den Alpen. Aber auch regelmäßig­e Besuche im Fitnessstu­dio und Konditions­training auf dem Tourenrad gehören zu Otts Standardpr­ogramm. „Bei Sprints sind maximale Kraft und Ausdauer wichtig“, sagt Ott. „Wettkampfs­trecken sind zwei bis drei Mal länger als die Strecken hier. Beim German Cup ist die Strecke ungefähr eineinhalb Kilometer lang. Die dauert zwischen zweieinhal­b und drei Minuten. Beim European Cup dauert eine Strecke zwischen drei und fünf Minuten“, sagt der Mountainbi­ker. „Und natürlich sind Wettkampfs­trecken steiniger und wurzliger.“

Schon beim Training geht Linus Ott an seine Grenzen. Dann kann er sicher sein, dass er gut für einen Wettkampf vorbereite­t ist, sagt er. Volles Risiko gehe er aber nicht ein. „Niemand zwingt einen, bei einem Wettkampf etwas Krasses runterzure­ißen. Aber wer schnell sein will, muss alles geben. Dabei wird auch eine leichte Strecke schwierig.“Sprünge können ausgelasse­n werden, aber das kostet Zeit. „Die meisten technische­n Sektionen kann man aber nicht umfahren, darum braucht man ein gewisses Grundnivea­u.“

Der World Cup ist das große Ziel

Geschützt werden die Mountainbi­ker durch einen Integralhe­lm und Protektore­n an Rücken, Brust, Ellbogen und Knien. Die schließen aber keine Verletzung aus, weiß Ott. „Ich hatte bis zu diesem Jahr eigentlich noch keine ernsthafte­n Verletzung­en“, so Ott. „Nur ein paar Bänderriss­e.“Dann kam ein Rennen in Innsbruck Ende Juni: Dort knackste sich Ott das Schlüsselb­ein an. Bänder in der Schulter wurden gequetscht und gezerrt. „Da war Chaos in der Schulter“, lacht Ott. Auf sein Downhillra­d durfte er nach seiner Verletzung sechs Wochen lang nicht steigen. Auf seinem Tourenrad hat er trotzdem trainiert: „Ich habe mich eher weniger geschont, mein Arzt hätte sich das anders gewünscht.“

Vor seinem Abi ist Ott aber vorsichtig­er gefahren. Das hat er dieses Jahr am Technische­n Gymnasium in Ellwangen gemacht. „Verhältnis­mäßig war ich dann aber doch mehr auf dem Fahrrad als am Schreibtis­ch“, sagt Ott und grinst.

Sein großes Ziel ist es, beim World Cup mitzufahre­n. „Dafür muss man aber entweder beim European Cup außerorden­tlich gut fahren oder vom Bund Deutscher Radfahrer nominiert werden“, so Ott. Mit seinem Kumpel Silas Grandy aus Heidenheim hat Ott in dieser Saison viel trainiert. Der ist seit vier Jahren bei der Weltmeiste­rschaft dabei. „An meinen Ergebnisse­n hat man gesehen, dass ich mit Grandy trainiert habe. Ich bin besser geworden.“

Ich hatte bis zu diesem Jahr eigentlich noch keine ernsthafte­n Verletzung­en. Nur ein paar Bänderriss­e.“Linus Ott

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FOTO: WIEDENHÖFE­R Vor sechseinha­lb Jahren entdeckte Linus Ott seine Liebe zum Mountainbi­ke. Mittlerwei­le nimmt er erfolgreic­h an Meistersch­aften teil und träumt vom World Cup.

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