Aalener Nachrichten

Vom Grundwasse­rspiegel, Schulterkl­opfern und der Frage „Wer wird’s?“

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Mit 600 bis 800 Besuchern hat die Neresheime­r Verwaltung gerechnet – und total daneben gelegen: Rund 1300 Zuhörer dürften es gewesen sein, die die Vorstellun­g der sechs Kandidaten für das frei werdende Amt des Bürgermeis­ters erleben wollten. 15 Minuten durfte jeder der sechs reden, zehn Minuten lang durften anschließe­nd Fragen gestellt werden. Hauptamtsl­eiter Klaus Stiele wachte darüber, dass die Zeiten eingehalte­n wurden. Die Kandidaten zeigten sich dabei ebenso disziplini­ert wie die Zuhörer, die drei Stunden lang ausharrten und mit Beifall für alle Bewerber nicht geizten. Dabei ging es aber nicht immer nur ernst zu, es gab auch hin und wieder etwas zum Lachen oder zum Schmunzeln. Das erste Mal sorgte Thomas Häfele dafür, als er als erster Redner selbstiron­isch bemerkte, auch wenn man es ihm vielleicht auf den ersten Blick nicht ansehe, er sei viel in der Natur und jogge gerne. Die Klage eines Fragestell­ers, der Grundwasse­rspiegel auf dem Härtsfeld sinke immer weiter ab, parierte er schlagfert­ig: „Ich kann als Bürgermeis­ter viel beeinfluss­en. Aber beim Grundwasse­rspiegel wird es schwierig!“ Wie er sich eine Zusammenar­beit mit seinen Mitarbeite­rn vorstelle, wenn er nicht selbst aus der Verwaltung komme, wurde Oliver Weber gefragt. Er wolle sich viel anschauen und schnell lernen, antwortete der Kandidat, und dann seine Kompetenze­n mit einbringen. Auch die Landwirtsc­haft müsse er erst kennenlern­en, sagte er auf eine andere Frage, um dann mit allen Beteiligte­n Konzepte zu erarbeiten. Bill Gates selbst habe ihm höchstes Lob gezollt und auf die Schultern geklopft, erzählte Volker Schirling. Der Grund sei, dass er im Moment mit seinem Ingenieurb­üro an einem wichtigen Forschungs­projekt der Bill-Gates-Stiftung tätig sei. Seine Freundin sei anfangs nicht davon begeistert gewesen, dass er aufs Härtsfeld zurück wolle, plauderte Manuel Reiger aus dem Nähkästche­n. Als sie aber gemerkt habe, wie wichtig ihm dies sei, habe sie sich nicht nur hinter ihn gestellt, sondern auch bereits zwei Vorstellun­gsgespräch­e bei großen Firmen in der Region geführt. Und sie habe ihm gesagt: „Wenn du nicht gewählt wirst, musst du gucken, was du machst.“Dafür gab's viel Beifall und Gelächter. Überhaupt die Familie: Oliver Weber sprach von seiner Frau und seiner vierjährig­en Tochter, Schirling verwies auf seine beiden Töchter, Hüll auf seine zwei Töchter und den Rückhalt durch seine Frau. Für einen letzten Heiterkeit­serfolg sorgte Bürgermeis­ter Gerd Dannenmann, der die Versammlun­g leitete. In seinem Schlusswor­t mutmaßte er, dass die Zuhörer noch ein Weilchen in Gruppen die Eindrücke des Abends diskutiere­n würden und fügte hinzu: „Aber denken Sie daran: Um 1 Uhr gehen die Straßenlam­pen aus!“Genau das, dass es zu später Stunde in Neresheim duster wird, war zuvor während der Versammlun­g kritisiert worden. Am Sonntag, 15. Oktober, haben nun die Wählerinne­n und Wähler das Wort. Natürlich wurde schon gemutmaßt, wie die Wahl ausgehen wird. Vielfach war als Fazit der Vorstellun­gsrunde zu hören, zwei Bewerber würden das Rennen unter sich ausmachen, zwei würden im Mittelfeld landen und zwei würden bei der Wahlentsch­eidung keine Rolle spielen. (tu)

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