Eltern ärgern sich über Alleingang der Stadt
Der Kindergarten Schrezheim soll seinen Bewegungsraum verlieren – Eltern sind enttäuscht und sauer
ELLWANGEN - Für die Ellwanger Stadtverwaltung ist es vermutlich gar keine große Sache gewesen. Hier wurde – wohl noch vor den Sommerferien – entschieden, dass der Kindergarten Schrezheim um eine zusätzliche Krippe mit zehn Plätzen erweitert werden soll. Im Prinzip ist das ja auch ein tolles Angebot. Gäbe es da nicht diesen einen Haken. Um die Krippe in Schrezheim möglich zu machen, muss der einzige Bewegungsraum des Kindergartens weichen. Die Eltern der Kindergartenkinder erfuhren von diesen Planungen erst, als der Beschluss bereits gefasst war – und sind alles andere als begeistert. Sie fühlen sich überrollt und kündigen jetzt Protest an.
Bei einem Pressegespräch am Donnerstag machten die Mitglieder des Kindergarten-Elternbeirats ihrem Ärger Luft: Astrid Koke, Silvia Borst, Elke Böck, Dorothee Mack, Heike Walter und Carmen Wagner sind einigermaßen angefressen. Ihr Groll richtet sich gegen die Ellwanger Stadtverwaltung, die nach ihrem Dafürhalten eigenmächtig und ohne Rücksprache mit den Eltern verfügt hat, den Bewegungsraum des Schrezheimer Kindergartens für eine neue Krippe zu opfern. Bis Januar 2018 soll das Projekt baulich umgesetzt sein, 45 000 Euro werden dafür von der Stadt in die Hand genommen.
„Man hat uns nach dem Ende der Sommerferien praktisch vor vollendete Tatsachen gestellt, mit einem kleinen Aushang an der Tür. So kann man mit den Eltern einfach nicht umgehen“, moniert Heike Walter, Vorsitzende des Elternbeirats, und erntet zustimmendes Kopfnicken von ihren Mitstreiterinnen. Die Frauen betonen in dem Gespräch, dass sie „ausdrücklich nicht gegen eine Kinderkrippe sind“. Aber dass diese Krippe ausgerechnet in Schrezheim eingerichtet werden muss, das verstehen sie nicht.
„Ein integraler Bestandteil des Kindergartens“
„Die Pläne wurden von der Stadtverwaltung praktisch als alternativlos verkauft“, berichtet Astrid Koke. Kindergartenleitung und auch der Schrezheimer Ortschaftsrat hätten deshalb im September „kritisch zugestimmt“. Der Elternbeirat werde diesem Beispiel nicht folgen: „Wir lehnen diese Planungen kritisch ab“, sagt Koke bestimmt. Der Bewegungsraum sei „kein Luxus“– wie es von Verwaltungsseite zu hören war –, er sei vielmehr „ein integraler Bestandteil des Kindergartens und wird dringend gebraucht“, echauffiert sich Koke.
Aussagen wie von Bürgermeister Volker Grab, den Schrezheimer Kindern stünde mit der benachbarten Sankt-Georg-Halle doch eine adäquate Alternative zur Verfügung, empfinden die Eltern als blanken Hohn. „Wer so etwas sagt, weiß offenbar nicht, was es heißt, ein Kind mehrfach am Tag an- und umziehen zu müssen, nur damit es sich dann mal eine halbe Stunde in der Halle bewegen darf“, kritisiert Carmen Wagner. Für die Eltern ist klar, dass ihre Kinder, die zum Teil von 7.30 bis 15.30 Uhr im Kindergarten betreut werden, einen Raum brauchen, in dem sie toben und spielen dürfen – da es in den restlichen Räumen der Einrichtung nicht gestattet ist. Streicht man das Angebot, werde es im Kindergarten noch lauter als es jetzt schon für die derzeit rund 80 Kinder ist. Auch für die neuen Krippenkinder im Alter von einem bis drei Jahren werde der Lärm anstrengend sein.
„Es wird noch enger, noch dichter, noch lauter. Wir haben Bürgermeister Grab eingeladen, sich von der Geräuschkulisse im Kindergarten mal persönlich ein Bild zu machen. Leider hat er das abgelehnt“, bedauert Silvia Borst, die wie die anderen Eltern damit hadert, dass die Stadt das Projekt mehr oder weniger im Alleingang so schnell durchgepeitscht hat. „Vielleicht hätte man im Austausch mit den Eltern doch noch eine andere, bessere Lösungen gefunden“, sagt Astrid Koke. Sie denkt zum Beispiel an eine Kooperation mit dem Kindergarten in Neuler, der aktuell über freie Krippenkapazitäten verfüge. Die könne man ihrer Meinung nach zumindest für eine gewisse Zeit nutzen, um in der Zwischenzeit den Kindergarten in Schrezheim oder eine andere Ellwanger Kita baulich angemessen zu erweitern. Wobei die Schrezheimer Elternbeiräte nicht verstehen können, warum die Stadtverwaltung sich nicht frühzeitiger dieses Themas angenommen und zum Beispiel den 2016 neu eröffneten Hariolf-Kindergarten entsprechend ausgestattet hat. „Diese Fehlplanung fällt den Schrezheimer Eltern jetzt auf die Füße“, sagen die Elternbeiräte und kündigen Protest an.
Eine Unterschriftenliste und einen offenen Brief an die Verwaltung soll es geben. Eventuell werden Mitglieder des Elternbeirats auch bei der nächsten Ortschaftsratssitzung am kommenden Montag vorstellig werden.