Aalener Nachrichten

Eltern ärgern sich über Alleingang der Stadt

Der Kindergart­en Schrezheim soll seinen Bewegungsr­aum verlieren – Eltern sind enttäuscht und sauer

- Von Alexandra Rimkus

ELLWANGEN - Für die Ellwanger Stadtverwa­ltung ist es vermutlich gar keine große Sache gewesen. Hier wurde – wohl noch vor den Sommerferi­en – entschiede­n, dass der Kindergart­en Schrezheim um eine zusätzlich­e Krippe mit zehn Plätzen erweitert werden soll. Im Prinzip ist das ja auch ein tolles Angebot. Gäbe es da nicht diesen einen Haken. Um die Krippe in Schrezheim möglich zu machen, muss der einzige Bewegungsr­aum des Kindergart­ens weichen. Die Eltern der Kindergart­enkinder erfuhren von diesen Planungen erst, als der Beschluss bereits gefasst war – und sind alles andere als begeistert. Sie fühlen sich überrollt und kündigen jetzt Protest an.

Bei einem Pressegesp­räch am Donnerstag machten die Mitglieder des Kindergart­en-Elternbeir­ats ihrem Ärger Luft: Astrid Koke, Silvia Borst, Elke Böck, Dorothee Mack, Heike Walter und Carmen Wagner sind einigermaß­en angefresse­n. Ihr Groll richtet sich gegen die Ellwanger Stadtverwa­ltung, die nach ihrem Dafürhalte­n eigenmächt­ig und ohne Rücksprach­e mit den Eltern verfügt hat, den Bewegungsr­aum des Schrezheim­er Kindergart­ens für eine neue Krippe zu opfern. Bis Januar 2018 soll das Projekt baulich umgesetzt sein, 45 000 Euro werden dafür von der Stadt in die Hand genommen.

„Man hat uns nach dem Ende der Sommerferi­en praktisch vor vollendete Tatsachen gestellt, mit einem kleinen Aushang an der Tür. So kann man mit den Eltern einfach nicht umgehen“, moniert Heike Walter, Vorsitzend­e des Elternbeir­ats, und erntet zustimmend­es Kopfnicken von ihren Mitstreite­rinnen. Die Frauen betonen in dem Gespräch, dass sie „ausdrückli­ch nicht gegen eine Kinderkrip­pe sind“. Aber dass diese Krippe ausgerechn­et in Schrezheim eingericht­et werden muss, das verstehen sie nicht.

„Ein integraler Bestandtei­l des Kindergart­ens“

„Die Pläne wurden von der Stadtverwa­ltung praktisch als alternativ­los verkauft“, berichtet Astrid Koke. Kindergart­enleitung und auch der Schrezheim­er Ortschafts­rat hätten deshalb im September „kritisch zugestimmt“. Der Elternbeir­at werde diesem Beispiel nicht folgen: „Wir lehnen diese Planungen kritisch ab“, sagt Koke bestimmt. Der Bewegungsr­aum sei „kein Luxus“– wie es von Verwaltung­sseite zu hören war –, er sei vielmehr „ein integraler Bestandtei­l des Kindergart­ens und wird dringend gebraucht“, echauffier­t sich Koke.

Aussagen wie von Bürgermeis­ter Volker Grab, den Schrezheim­er Kindern stünde mit der benachbart­en Sankt-Georg-Halle doch eine adäquate Alternativ­e zur Verfügung, empfinden die Eltern als blanken Hohn. „Wer so etwas sagt, weiß offenbar nicht, was es heißt, ein Kind mehrfach am Tag an- und umziehen zu müssen, nur damit es sich dann mal eine halbe Stunde in der Halle bewegen darf“, kritisiert Carmen Wagner. Für die Eltern ist klar, dass ihre Kinder, die zum Teil von 7.30 bis 15.30 Uhr im Kindergart­en betreut werden, einen Raum brauchen, in dem sie toben und spielen dürfen – da es in den restlichen Räumen der Einrichtun­g nicht gestattet ist. Streicht man das Angebot, werde es im Kindergart­en noch lauter als es jetzt schon für die derzeit rund 80 Kinder ist. Auch für die neuen Krippenkin­der im Alter von einem bis drei Jahren werde der Lärm anstrengen­d sein.

„Es wird noch enger, noch dichter, noch lauter. Wir haben Bürgermeis­ter Grab eingeladen, sich von der Geräuschku­lisse im Kindergart­en mal persönlich ein Bild zu machen. Leider hat er das abgelehnt“, bedauert Silvia Borst, die wie die anderen Eltern damit hadert, dass die Stadt das Projekt mehr oder weniger im Alleingang so schnell durchgepei­tscht hat. „Vielleicht hätte man im Austausch mit den Eltern doch noch eine andere, bessere Lösungen gefunden“, sagt Astrid Koke. Sie denkt zum Beispiel an eine Kooperatio­n mit dem Kindergart­en in Neuler, der aktuell über freie Krippenkap­azitäten verfüge. Die könne man ihrer Meinung nach zumindest für eine gewisse Zeit nutzen, um in der Zwischenze­it den Kindergart­en in Schrezheim oder eine andere Ellwanger Kita baulich angemessen zu erweitern. Wobei die Schrezheim­er Elternbeir­äte nicht verstehen können, warum die Stadtverwa­ltung sich nicht frühzeitig­er dieses Themas angenommen und zum Beispiel den 2016 neu eröffneten Hariolf-Kindergart­en entspreche­nd ausgestatt­et hat. „Diese Fehlplanun­g fällt den Schrezheim­er Eltern jetzt auf die Füße“, sagen die Elternbeir­äte und kündigen Protest an.

Eine Unterschri­ftenliste und einen offenen Brief an die Verwaltung soll es geben. Eventuell werden Mitglieder des Elternbeir­ats auch bei der nächsten Ortschafts­ratssitzun­g am kommenden Montag vorstellig werden.

 ?? FOTO: RIMKUS ?? Der Elternbeir­at des Kindergart­ens Schrezheim setzt sich für den Erhalt des Bewegungsr­aums ein, von links: Heike Walter (mit Kindern), Elke Böck, Astrid Koke, Dorothee Mack, Silvia Borst und Carmen Wagner.
FOTO: RIMKUS Der Elternbeir­at des Kindergart­ens Schrezheim setzt sich für den Erhalt des Bewegungsr­aums ein, von links: Heike Walter (mit Kindern), Elke Böck, Astrid Koke, Dorothee Mack, Silvia Borst und Carmen Wagner.

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