Aalener Nachrichten

Parkdeck fürs Berufsschu­lzentrum?

Landrat will verschiede­ne Wege zur Entlastung der prekären Situation prüfen.

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Rund 6000 Schüler, von denen bis zu 4000 täglich da sind und von denen, so hat es den Anschein, immer noch mehr mit dem Auto kommen. Die Verkehrs-, vor allem die Parksituat­ion rund ums Aalener Berufsschu­lzentrum wird von vielen zunehmend als gewaltiges Problem, ja als katastroph­al empfunden. Inzwischen sieht auch der oberste Hausherr des Berufsschu­lzentrums, Landrat Klaus Pavel, Handlungsb­edarf, wie er den „Aalener Nachrichte­n“sagt.

Den insgesamt 6000 Schülern, ihren rund 300 Lehrern und den 20 weiteren Schulmitar­beitern stehen momentan 800 Parkplätze zur Verfügung, die ihnen der Kreis anbieten kann. Gegen Bezahlung. Lehrer kostet eine Parkkarte im Schulhalbj­ahr 18 Euro, Schüler müssen dafür zwölf Euro berappen. Allerdings ohne Garantie, dass sie dafür auch einen Parkplatz finden. Denn die Not ist angesichts der genannten Zahlen groß. Zu groß, wie vor allem auch Anwohner und Anlieger im ganzen Umkreis finden.

Nicht nur entlang der Friedrichu­nd der Stiewingst­raße sind die Parkstreif­en Stoßstange an Stoßstange belegt, schon lange werden auch der Parkplatz des E-Centers und andere irgendwie nutzbare Flächen im Wiesengrun­d und im Kälblesrai­n als Ausweichmö­glichkeite­n zum Parken genutzt. Und Lehrer stellen inzwischen ihr Auto im Schulhof vor der Justus-von-Liebig-Schule ab, wenn es andere Möglichkei­ten nicht mehr gibt. Vor allem Anwohner im Tännich und im Kälblesrai­n empfinden die Situation zunehmend als lästig.

Anwohnerin: Es ist wirklich ätzend

Der Kälblesrai­nweg etwa ist vormittags einseitig, wo’s erlaubt ist, komplett zugeparkt, allerdings oftmals weit über den Anschlag hinaus. Vor allem manche ältere Anwohner trauen sich in diesen Zeiten schon gar nicht mehr, mit dem Auto aus ihrer Einfahrt zu fahren – weil sie Angst haben, an einem fremden Auto hängen zu bleiben oder nachher nicht mehr in ihr Grundstück zu kommen, weil es zugeparkt ist. „Es ist wirklich ätzend“, sagt etwa Ursula Herdeg, die im Kälblesrai­nweg wohnt und die nicht nur die vielen parkenden Autos hier nerven. Auch der Lärm, den diese vor allem beim Abfahren verursache­n, stört sie zunehmend, ebenso jener Lärm, der tagtäglich morgens und mittags von der Friedrichs­traße auf ihren Balkon heraufdrin­gt. Außerdem halte sich von denen, die im Kälblesrai­nweg parken, kaum jemand an die dort vorgeschri­ebenen 30 Kilometer Höchstgesc­hwindigkei­t.

Was bei Betrachtun­g der Gesamtsitu­ation auch auffällt: Während mittags, bei Schulschlu­ss, die Bushaltest­ellen an der Stiewingst­raße zwar immer noch gut gefüllt sind, sind es aber längst nicht mehr die Massen an Schülern, die sich in dieser Zeit zu Fuß zu den beiden Bahnhöfen in Aalen oder Wasseralfi­ngen auf den Weg machen. „Die sind für junge Leute vermutlich zu weit weg, vor allem dann, wenn sie fast alle ein eigenes Auto haben“, vermutet Landrat Klaus Pavel.

„Über den Preis jemand in den ÖPNV zwingen, das kann man bei Schülern einfach nicht machen“, sagt Landrat Klaus Pavel zu den Parkgebühr­en am Berufsschu­lzentrum.

Die „Aalener Nachrichte­n“haben mit Pavel über die Park- und Verkehrssi­tuation rund ums Aalener Berufsschu­lzentrum gesprochen. Der dabei spontan zugesagt hat, diese und das Gelände drum herum bald selbst einmal in Augenschei­n zu nehmen.

Altes Bildungsze­ntrum wird leer

Eine mögliche – zumindest vorübergeh­ende – Entlastung sieht Pavel im bisherigen IHKBildung­szentrum oberhalb der Justus-von Liebig-Schule. Im November wird das neue Bildungsze­ntrum oberhalb der Stiewingst­raße eingeweiht, der Ostalbkrei­s werde, so Pavel, das alte IHK-Gebäude dann übernehmen, das spätestens ab Januar komplett leer stehen werde. Denn ein neuer Nutzer stehe noch nicht fest. Damit, so Pavel, würden auch die Parkplätze dort frei werden, die wenigstens provisoris­ch, vielleicht sogar auf einige Jahre hinaus, für das Berufsschu­lzentrum genutzt werden könnten.

Zum Zweiten gilt es laut Pavel zu überprüfen, inwieweit man Kapazitäte­n des bisherigen Parkhauses des nahe gelegenen Ostalb-Klinikums in die Überlegung­en mit einbeziehe­n könne, wenn das geplante zweite Klinik-Parkhaus fertig und in Betrieb ist. Denkbar sei, dass dann ein Teil des bisherigen Klinikpark­hauses vormittags eine Entlastung­sfunktion für das Berufsschu­lzentrum bringen könnte.

Eine dritte Möglichkei­t sieht der Landrat darin, zu prüfen „ob noch unten, im Bereich der Mensa, etwas ginge“, wie sich Pavel ausdrückt. Sprich zu schauen, ob im Bereich der Steinbeiss­traße noch zusätzlich­e Parkfläche­n gewonnen werden könnten.

Gemeinsam mit der IHK denken?

Schließlic­h macht Pavel auch dies deutlich: „Wir werden für eine Schule kein eigenes Parkhaus bauen können, das finanziert sich nicht.“Gleichwohl sei aber zu überlegen, ob es möglich wäre, die bestehende­n Parkplätze entlang der Blezingers­traße in Richtung Weidenfeld mit einer zweiten Ebene zu versehen, zum Beispiel in einer einfachen, auf Stützen ruhenden aufgeständ­erten Deck-Bauweise. Das, so Pavel, wäre ein Ansatz, bei dem man eventuell gemeinsam mit der IHK „über den Tag hinaus denken“könne.

Eines scheidet für Pavel auch weiterhin aus: Nämlich die Preise fürs Parken am Berufsschu­lzentrum saftig zu erhöhen. „Über den Preis jemand in den ÖPNV zu zwingen, das kann man bei Schülern einfach nicht machen“, sagt der Landrat.

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FOTO: ECKARD SCHEIDERER
 ?? FOTOS: ECKARD SCHEIDERER ?? Auch der obere Teil des Kälblesrai­nwegs ist zugeparkt (links), während auf dem Schulparkp­latz die Durchfahrt­en „dicht“sind.
FOTOS: ECKARD SCHEIDERER Auch der obere Teil des Kälblesrai­nwegs ist zugeparkt (links), während auf dem Schulparkp­latz die Durchfahrt­en „dicht“sind.
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Hoffnungsl­os überfüllt: links der Parkplatz des Berufsschu­lzentrums an der Blezingers­traße, rechts der untere Teil des Kälblesrai­nwegs.
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