53-Jähriger übers Internet abgezockt
Verfahren gegen Geldboten wird eingestellt
AALEN - Vor der Amtsrichterin Isolde Ziegler-Bastillo haben sich zwei Männer aus München wegen versuchter Geldwäsche verantworten müssen. Die beiden aus Nigeria stammenden Beschuldigten wurden im Juni letzten Jahres auf dem Aalener Bahnhofsplatz bei einer fingierten Geldübergabe festgenommen.
Sie waren von unbekannten Landsleuten aus München beauftragt worden, bei einem 53-jährigen Mann aus einer Gemeinde im Ostalbkreis 75 000 Euro abzuholen. Da der Polizei dabei offensichtlich nur zwei ganz kleine Rädchen eines wesentlich größeren kriminellen Netzwerks – der sogenannten Nigeria Connection – in die Falle gegangen waren, hat Richterin ZieglerBastillo das Verfahren gegen die beiden 37-Jährigen, die seit 2011 in Deutschland leben, auf Antrag der Verteidiger und mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft gegen eine Geldbuße von jeweils 1000 Euro vorläufig eingestellt. Der Übergeber des vermeintlichen Geldumschlages war im Vorfeld zur Polizei gegangen, nachdem ihm die Betrüger zuvor bereits rund 20 000 Euro aus der Tasche gezogen hatten.
Virtuelle Beziehung über Facebook
Der ledige Geschädigte erzählte dem Gericht eine Geschichte, wie man sie aus einschlägigen Fernsehsendungen zwar durchaus kennt, aber stets annimmt, dass sie mit dem wirklichen Leben nichts zu tun haben kann. Im Mai 2016 erhielt der Zeuge über Facebook eine Freundschaftsanfrage einer ihm bis dato unbekannten Frau. Daraus entwickelte sich in kurzer Zeit eine für den schon länger als Single lebenden Mann eine virtuelle Beziehung.
Katie D., so nannte sich die Dame, war angeblich in Syrien tätig und hatte dort, so der ausgesprochen gesprächig auftretende Zeuge, eine Kiste mit knapp 2 Millionen Dollar sichergestellt. Diese Kiste wollte sie bei ihrem Facebookfreund im sicheren Deutschland deponieren. Für diesen Gefallen stellte sie ihm einen gemeinsamen Urlaub in ihrem Haus in den USA und später sogar eine Heirat in Aussicht. Allerdings – für den Transport der Kiste auf diplomatischem Weg bräuchte sie etwas Geld.
Der Zeuge schwebte, so seine Worte, nach entbehrungsreichen Jahren als Single auf „Wolke Sieben“und transferierte knapp 2000 Euro auf ein Konto nach Indonesien.
Um weitere „Probleme“aus der Welt zu schaffen, gingen kurz darauf 2600 Euro nach Großbritannien und schließlich 15 000 Euro auf ein Konto in die USA. Dann dämmerte es dem Mann, dass aus dem erhofften Liebesleben mit Katie D. wohl nichts werden würde und er brachte seine Gesprächspartner in Absprache mit der Polizei dazu, die nächste Summe in bar zu übergeben. In die Falle gingen dabei allerdings nur die beiden Geldboten.