Kreis will leer stehende Wohnungen aktivieren
Gemeinsame Kampagne mit Aalen und Schwäbisch Gmünd geplant – Pavel: Wollen aber keine „Schrottwohnungen“
AALEN - Der Ostalbkreis will gemeinsam mit den Städten Aalen und Schwäbisch Gmünd eine Offensive starten, um kreisweit leer stehenden Wohnraum für Wohnungssuchende zu aktivieren. Der Kreis will dabei als Mieter auftreten und die angebotenen Wohnungen weitervermieten. Einem entsprechenden Vorschlag von Landrat Klaus Pavel haben am Dienstag der Ausschuss für Soziales und Gesundheit und der Jugendhilfeausschuss des Kreistags in einer gemeinsamen Sitzung einmütig zugestimmt. Weitere Details sollen jetzt rasch geklärt werden.
Auslöser für die Idee war die vom Kreis beim Nürnberger Büro Rödl und Partner in Auftrag gegebene Analyse des Wohnungsmarkts im Ostalbkreis. Die kam, wie Andrea Bayer von dem Büro in der Sitzung erläuterte, zu diesen Schlussfolgerungen: Hinsichtlich der absolut vorhandenen Wohneinheiten genüge die private Bautätigkeit, um die Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2030 zu bedienen. Dabei werden allerdings größere Wohnungen knapper als kleinere, auch, weil alle Nachfragegruppen größere Wohnungen bevorzugen. Am Wohnungsmarkt werden deutlich weniger Wohnungen angeboten als eigentlich zur Verfügung stehen müssten. Und die angebotenen Wohnungen sind kleiner als bei den Nachfragen gewünscht und gesucht. Für Haushalte mit geringem Einkommen stehen dabei nur kleine Wohnungen zur Verfügung. Und vor allem in Aalen ist die Verfügbarkeit günstiger Wohnungen relativ gering.
Pavel interpretierte diese Aussagen so: Es werde zwar gebaut wie nie zuvor, es würden in diesen neuen Objekten aber Mieten verlangt, die für den klassischen Mietwohnungsmarkt nicht viel brächten.
Erfahrungen aus der Unterbringung von Flüchtlingen
Gleichzeitig habe der Ostalbkreis, als er Wohnungen zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen gesucht habe, enorm viel Wohnraum angeboten bekommen. Auch, weil der Kreis und die Kommunen offensichtlich als zuverlässige Mieter gelten. Man müsse also wegkommen von der Aussage, es gebe zu wenig Wohnungen, und vielmehr feststellen, es gebe zu wenig verfügbare Wohnungen.
Als erster brachte in der Debatte der Gmünder Bürgermeister und Kreisrat Joachim Bläse (CDU) den Vorstoß ein, eine kreisweite Kampagne zur Aktivierung von Wohnraum zu starten. Dem sich auch Bernhard Richter (SPD) und Elmar Hägele (Grüne) anschlossen.
Pavel formulierte schließlich diesen Vorschlag: Der Ostalbkreis startet gemeinsam mit den Städten Aalen und Schwäbisch Gmünd (die einzigen im Kreis, die ein kommunales Wohnungsbauunternehmen haben), eine Initiative, bei der er Wohnungsbesitzern anbietet, leer stehenden Wohnraum („keine Schrottwohnungen“) zu mieten und ihn dann an Wohnungssuchende weiterzuvermieten. Um dies administrativ umzusetzen, seien, so schätzt Pavel, pro Jahr rund 100 000 Euro nötig. Zur Abdeckung eines möglichen Miet- und Sanierungsrisikos will Pavel Wohnungsbaugeld vom Land organisieren, „das als eine Art Rückversicherung treuhänderisch auf der Ostalb geparkt wird“. Die Gespräche mit dem Land und den beiden Städten will er möglichst rasch führen. Außerdem will er klären, wie der Kreis rechtlich mit möglichen „Chaoten“unter den Mietern umgehen könnte, denn mit solchen „könnten wir unsere Verlässlichkeit verspielen“. Angelegt sein soll die Kampagne laut Pavel zunächst einmal auf drei Jahre. Endgültig beschließen soll sie dann so bald wie möglich der Kreistag. „Wir machen es nicht kompliziert, wir würden es einfach machen“, untermauerte Pavel seine Vorstellungen und konterte die kritische Frage von Herbert Hieber (SPD), weshalb Ellwangen explizit nicht mit im Boot sein solle, so: „Wer dabei ist, muss auch setzen.“Man brauche gerade am Anfang schlagkräftige Strukturen, „da sollten wir auf Äußerlichkeiten nicht so großen Wert legen“.