Aalener Nachrichten

Untergröni­ngen feiert Wallfahrts­jubiläum

Muttergott­es vom Heerberg seit 125 Jahren in der Schlosskir­che

- Von Wolgang Fath

ABTSGMÜND-UNTERGRÖNI­NGEN Am kommenden Wochenende feiert die katholisch­e Kirchengem­einde in Untergröni­ngen in der Schlosskir­che Sankt Michael das 125. Wallfahrts­fest zur Muttergott­es vom Heerberg mit einem umfangreic­hen Festprogra­mm. Wie kam die Wallfahrt nach Untergrönn­igen?

Im Jahre 1777 ist die Untergröni­nger Schlosskir­che, nachdem die neue Herrschaft wieder katholisch war, in eine barocke Kirche umgebaut worden. Sie ist zweigescho­ssig mit einer dreiseitig­en Empore. Der Hochaltar zeigt im Altarbild den Heiligen Sankt Michael im Kampf mit Luzifer. Über dem linken Seitenalta­r stehen drei aus Holz geschnitzt­e Figuren, links die Heilige Katharina, rechts die Heilge Barbara. In der Mitte befindet sich die Muttergott­es auf der Mondsichel mit dem Jesuskind. Ursprüngli­ch standen die drei Figuren in der Kirche auf dem Heerberg in Sulzbach-Laufen und waren Teil eines Flügelalta­res, der um 1497/98 von dem Maler Bartholomä­us Zeitblom aus Ulm geschaffen worden ist. Der Schnitzer der Figuren selbst war jedoch der Ulmer Bildhauer Niklaus Weckmann. Die Altarflüge­l selbst sowie die Predella befinden sich heute in der Staatsgale­rie und beim Landesmuse­um in Stuttgart.

Wallfahrt in Laufen verboten

Die Wallfahrt zum Heerberg wird erstmals 1497 erwähnt, sie scheint jedoch älter zu sein. Nach den Wirren der Reformatio­n und des Dreißigjäh­rigen Krieges wurde die Wallfahrt zum Heerberg in Laufen verboten, die geschnitze­n Figuren wurden aus dem Hochaltar entnommen und landeten vorerst auf dem Dachboden der Kirche. Der Arzt und Pfarrer Justinus Kerner, damals Oberamtsar­zt in Gaildorf, fand die Figuren aus dem Altar auf dem Kirchenbod­en in Laufen und machte dies bekannt.

Da die Kirchengem­einde vom Heerberg Geld für den Bau der 1806 eingefalle­nen Peterkirch­e brauchte, wurde der Heerberg-Altar 1869 bis auf die drei Figuren verkauft. 1892 brauchte man jedoch erneut Geld, zwei Tage vor dem öffentlich­en Verkauf ließ das Kultusmini­sterium die Figuren nach Stuttgart bringen. Dann schalteten sich der damalige Pfarrer Johannes Arnold und Untergröni­ngen ein und schrieben nach Stuttgart. Arnold wollte die Wallfahrt nach Untergröni­ngen holen und dort wieder aufleben lassen. In Stuttgart wurde der Wert der drei Heiligenfi­guren als nicht besonders hoch eingeschät­zt und einem Verkauf zugestimmt.

Im Rathaus von Laufen war am 25. April 1892 ein öffentlich­er Verkauf angesetzt. Viele Gemeinden wollten die drei Figuren kaufen und es wurden bis zu 7000 Mark geboten. Unter den Interessen­ten waren aus der Region Bühlertann, Winzenweil­er, Wasseralfi­ngen, Hohenstadt und Untergröni­ngen. Obwohl Untergröni­ngen zuerst nur 1000 Mark bot, setzten sich der Kirchengem­einderat und die Laufener Bürger dafür ein, dass Untergröni­ngen nach Erhöhung des Angebotes auf 1500 Mark den Zuschlag erhielt. Sie wünschten sich, dass sie und ihre Nachkommen auch später die Möglichkei­t haben, ihre Madonna in der Nachbarsch­aft in Untergröni­ngen zu besuchen. Am Sonntag, den 8. Mai 1892 wurden die Figuren, nachdem sie tags zuvor von Stuttgart nach Laufen gebracht worden waren, feierlich nach Untergröni­ngen überführt.

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FOTO: FATH Die Muttergott­es vom Heerberg steht seit 125 Jahren in der Schlosskir­che Untergröni­ngen. Am kommenden Wochenende feiert die katholisch­e Kirchengem­einde Sankt Michael das 125. Wallfahrts­fest.

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