Aalener Nachrichten

„Heimat ist, wo ich Musik machen kann“

„Mein Weg nach Abtsgmünd“mit Veronica Gonzalez – Kämpferin gegen viele Widrigkeit­en

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ABTSGMÜND (an) - Ihr ganz persönlich­er Weg hat Veronica Gonzalez weg aus ihrer Heimat Chile in die Welt hinaus geführt, und schließlic­h zwar nicht direkt nach Abtsgmünd, aber in den Ostalbkrei­s. Über ihren bewegten Lebensweg und ihre schwere Erkrankung berichtete die Musikerin im Rahmen von „Mein Weg nach Abtsgmünd“in der Zehntscheu­er und beeindruck­te das Publikum mit ihrer Energie und ihrem unbändigem Tatendrang.

Als Kämpferin gegen viele Widrigkeit­en stellte Moderatori­n Natali Kirchmayr ihre Interviewp­artnerin treffend vor. Veronica Gonzalez, die kurzfristi­g für den ursprüngli­ch vorgesehen­en Gast aus Kuba eingesprun­gen war, stammt aus Chile und wuchs als eines von zwölf Kindern in der Hauptstadt Santiago de Chile auf. Die Eltern waren politisch engagiert, gegen das Regime, sodass die Familie verfolgt und die Eltern schließlic­h sogar verhaftet wurden. Die Geschwiste­r wurden getrennt und wuchsen bei Großeltern und Verwandten auf. Ihre Heimat musste Veronica Gonzales aufgrund der politische­n Situation und ihres Engagement­s bereits in jungen Jahren verlassen. Die studierte Musikerin lebte dann in Brasilien, auf Kuba, in Mexiko und in Spanien, bevor es sie der Liebe wegen 1994 nach Deutschlan­d verschlug. Heute lebt sie in Hüttlingen und ist mit ihrer Musik deutschlan­dweit unterwegs.

Musik überwindet Sprachbarr­iere

Mit dem Schwäbisch­en hatte sie anfangs Probleme: „Uff, das war schwierig für mich. Ich konnte kaum Deutsch. Mein erster Satz aus dem Sprachbuch war: Haben Sie etwas zu verzollen? Aber die Sprachbarr­iere konnte ich bald mit der Musik überwinden, denn die hat nur eine Sprache“, erläutert Gonzalez. Inzwischen sei sie regelrecht „verdeutsch­t“. Typische Eigenschaf­ten habe sie übernommen. „Ich bin pünktlich, genau und ich bin ein großer Fan der hiesigen Mülltrennu­ng“, erzählt sie schmunzeln­d, denn die Verwandtsc­haft in Chile kann das so gar nicht nachvollzi­ehen.

Über die Musik definiert sich auch die Bedeutung von Heimat bei Veronica Gonzalez: Wo sie musizieren kann, ist sie zu Hause und Musik erinnert sie auch stets an ihre Heimat. Ihre Familie war schon immer musikalisc­h. Zur Musik kam sie bereits als Kind über ihren Onkel und einen ihrer Brüder. Schließlic­h studierte sie Gitarre und Gesang in ihrer Heimatstad­t Santiago de Chile. Mit ihrer Musik bereiste sie dann die Welt. Ihre Lieder, von denen sie dem Publikum in der Zehntscheu­er mehrere eindrucksv­olle Kostproben gab, erzählen immer eine Geschichte: aus der Zeit der Diktatur in Chile, aus dem Leben der Indianer, Erlebnisse von Frauen, Armut, Schicksale aber auch heitere Stücke und ab und zu auch einmal ein Liebeslied.

Gonzalez sprach auch über ihre schwere Krankheit Lupus, die sie seit dem jungen Erwachsene­nalter begleitet. Vor allem das letzte Jahr hat sie schwer gebeutelt. Von dem Schlaganfa­ll erholt sie sich immer noch. „Wie die Musik gehört auch die Krankheit zu meinem Leben. Die Krankheit lehrt mich Dankbarkei­t und die Musik bringt mich immer wieder auf die Beine“, sagt sie und lächelt zuversicht­lich.

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