Aalener Nachrichten

Lebensgefa­hr Essstörung: Netzwerk bietet Hilfe

Das „Netzwerk Essstörung­en im Ostalbkrei­s“ist seit zehn Jahren ein bundesweit einmaliges Projekt

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AALEN (lem) - Die 25-jährige AOKMitarbe­iterin hatte ihr Leben noch vor sich. Sie machte die ganze Leidensges­chichte durch, die hinter dieser Krankheit mit dem eigentlich viel zu harmlosen Namen „Essstörung“steckt. Und sie starb daran. Dieses Schicksal war die Initialzün­dung des „Netzwerk Essstörung­en im Ostalbkrei­s“(NEO), das die AOK Ostwürttem­berg federführe­nd ins Leben rief. Ziel dieses bundesweit einmaligen Hilfsangeb­ots für die Betroffene­n ist die Schließung von Versorgung­slücken bei der ambulanten und stationäre­n Psychother­apie und bei Therapiean­geboten. Dieses Netzwerk gibt es nun seit zehn Jahren.

Essstörung­en wie Magersucht, Bulimie oder die „Binge-Eating-Störung“mit häufigen Essensanfä­llen können jeden treffen, die jüngste der bislang fast 200 Teilnehmer­innen war 18, die älteste 67. Teilnehmer­innen deshalb, weil 187 von ihnen weiblich waren. Durchschni­ttlich 19 Monate sind sie im Programm.

„Es gibt viel zu wenig Psychother­apeuten“

Das Problem bei der Therapie von Essstörung­en ist, erklärt AOK-Geschäftsf­ührer Josef Bühler, dass die Betroffene­n durch die „Schnittste­llen“fallen, auch weil die psychother­apeutische Versorgung oft lückenhaft ist. „Es gibt viel zu wenig Psychother­apeuten“, erklärt Hedwig Wunderle von der Caritas-Beratungss­telle und viel zu wenig spezielle, verlässlic­he und individuel­le Angebote für Betroffene in solchen Krisensitu­ationen. Dazu kommt, so Askan Hendrischk­e, Chefarzt der Klinik für Psychosoma­tik am OstalbKlin­ikum, dass viele Patienten beispielsw­eise in eine Spezialkli­nik am Chiemsee mussten, also weit weg von Angehörige­n. Deshalb liege einer der Schwerpunk­te auch auf der lokalen, ambulanten Therapie. Die Erfahrunge­n, zeigten, berichtet Claudia Eichholz (Praxis für Psychother­apie), dass beispielsw­eise Gruppenthe­rapien sehr hilfreich seien und motivierte­n, in Behandlung zu kommen. Zudem würden über den und den integriert­en Versorgung­svertrag die Hilfen entspreche­nd honoriert.

Von einer „Winn-Winn-Winn-Situation“spricht Oberarzt und der erste Vorsitzend­e von NEO, Martin von Wachter, weil gleich drei Seiten von diesem Netzwerk profitiert­en: Patienten, Behandler wie Haus- und Fachärzte und der Kostenträg­er, die AOK. Und die war vor zehn Jahren bei der Gründung des Netzwerkes „hochinnova­tiv“, lobt Hendrischk­e. Allerdings: Für so ein gemeinsame­s Projekt brauche es „viel Herzblut“, erklärt Frank Seifert (AOK Versorgung­smanagemen­t). Deshalb lasse es sich auch nicht einfach auf andere Landkreise übertragen.

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