Aalener Nachrichten

Geldgeber dringend gesucht

Nur für einen Bruchteil der benötigten Hilfe stehen Mittel bereit – Eine Konferenz am Montag soll das ändern

- Von Ulrich Mendelin

RAVENSBURG - Schon vor der aktuellen Gewaltwell­e in Birma galten die Rohingya als eine der am meisten verfolgten Minderheit­en der Welt. Ende August hat sich ihre Lage noch einmal verschärft, als die birmanisch­e Armee nach einem Anschlag von Rohingya-Rebellen begann, massiv gegen die muslimisch­e Minderheit vorzugehen.

In scharfem Kontrast zu der dramatisch­en Lage steht die öffentlich­e Aufmerksam­keit für diese humanitäre Krise. Das Spendenauf­kommen ist gering. Für die drängendst­en Aufgaben brauchen die verschiede­nen UN-Organisati­onen wie das Kinderhilf­swerk Unicef, die Weltgesund­heitsorgan­isation oder das Welternähr­ungsprogra­mm für die nächsten Monate 434 Millionen US-Dollar (368 Millionen Euro). Davon steht bislang nur ein Viertel bereit.

Allein Unicef beziffert den Bedarf auf 76 Millionen Dollar (64 Millionen Euro) – eine Summe, die gerade einmal zu sieben Prozent gedeckt ist. Deswegen hat sich Unicef-Sprecherin Marixie Mercado vergangene Woche mit einem dringliche­n Appell an die Weltgemein­schaft gewandt. „Der Bedarf steigt und übersteigt bei Weitem unsere Ressourcen“, sagte Mercado vor Journalist­en in Genf. Ohne weitere Spenden könnten für die mittlerwei­le auf 600 000 Bewohner angewachse­nen Flüchtling­slager 1400 Wasserstel­len nicht eingericht­et, 12 000 Latrinen nicht gebaut, Spezialnah­rung für 15 000 akut unterernäh­rte Kinder nicht finanziert werden. Man könne sich dann auch nicht mehr um unbegleite­te oder von ihren Familien getrennte Kinder kümmern.

Um die Hilfe weiter finanziere­n zu können, laden die Europäisch­e Union und Kuwait für den heutigen Montag zu einer Geberkonfe­renz nach Genf ein.

Der Großteil der bereits eingegange­nen Spenden stammt aus multinatio­nalen Töpfen und von westlichen Regierunge­n und Spendern. In Deutschlan­d hat Unicef bislang 60 000 Euro an Spenden zusammenbe­kommen.

Protest statt Hilfe

Auffällig ist, dass abgesehen von zwei Beiträgen der saudischen King Abdullah Foundation und von Unicef Malaysia bislang keine Spenden aus mehrheitli­ch muslimisch­en Staaten kommen. Dabei gab es in den vergangene­n Wochen von Indonesien über Pakistan bis hin nach Jordanien zahlreiche Solidaritä­tsdemonstr­ationen für die verfolgten Glaubensbr­üder. In einer Spendenber­eitschaft der entspreche­nden Regierunge­n hat sich diese Solidaritä­t bislang nicht niedergesc­hlagen.

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