Als es noch keine Rettungskette gab
Historische Übung und Festakt: Johanniter feiern in Aalen 50-jähriges Bestehen
AALEN - In 50 Jahren tut sich viel – nicht zuletzt im Rettungswesen. Beim Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen der Johanniter am und im Rathaus ist dieser Fortschritt anschaulich gezeigt worden: Die Mitglieder zeigten eine Übung, bei der eine historische Rettung parallel zu einer modernen Rettung durchgeführt wurde. Gewissermaßen spielte dabei auch Oberbürgermeister Thilo Rentschler eine tragende Rolle, indem er sich spontan als Krankenträger meldete.
Der größte Unterschied zu der Rettung heute sei, dass der Patient früher nur ganz grob versorgt und sofort in die Klinik transportiert wurde, erzählte Markus Taglieber, der selbst 25 Jahre bei den Johannitern miterlebt hat und heute Leiter des Ehrenamts ist. „Heute sind wir viel länger am Unfallort, wir haben in den Rettungswägen ein halbes Krankenhaus dabei“, erzählte der 40-Jährige. Früher habe den Ersthelfern nicht viel mehr zur Verfügung gestanden, als das, was heute in jedem Erste-Hilfe-Kasten zu finden ist.
Auch die Rettungskette hat es damals noch nicht gegeben, bei einem Unfall rief man bei der Polizei oder im Krankenhaus an. Teilweise waren die Rettungskräfte damals alleine im Wagen, dem Patient wurde gesagt, dass er sich festhalten solle. „Wir sind immer zu zweit oder zu dritt unterwegs.“
„Wir suchen konstant Mitglieder“
Vor allem in jüngerer Zeit sei auch die Digitalisierung und Globalisierung im Rettungswesen angekommen, sagte Taglieber. Neuerungen aus den USA würden teilweise übernommen, mittlerweile tragen die Rettungskräfte Gaswarner mit sich, um nicht selbst in Gefahr zu geraten, wenn sie leblose Personen in Gebäuden finden. Das Protokoll wird auf einem Touchpad erfasst. Allerdings berge gerade diese Digitalisierung manchmal auch Gefahren, sagte Robin Neumann, der eine Ausbildung zum Notfallsanitäter macht. „Alles ist hoch technisiert, funktioniert über Wlan und Bluetooth, dadurch wird aber die Ausfallgefahr der Geräte größer, falls es mal Verbindungsprobleme geben sollte.“Auch das Engagement sei mittlerweile etwas zurückgegangen, sagten die beiden Rettungskräfte. „Wir suchen konstant Mitglieder“, berichtete Taglieber. Früher habe man den Rettungsassistenten eben auch in einem Jahr in der Tasche gehabt, sagte der 22jährige Neumann. Heute dauert das drei Jahre. Allerdings verdienen die Azubis etwas im Vergleich zu früher, als man neben Idealismus und Engagement oft auch Geld für die Ausbildung habe mitbringen müssen.
Nach einem Festgottesdienst kamen die Gäste zum Rathaus, wo sie an der historischen Übung und später an dem Festakt mit Ehrungen im Sitzungssaal teilnahmen. Nach der Begrüßung von Friedrich Krebs, Regionalvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe in Ostwürttemberg, hieß Oberbürgermeister Thilo Rentschler die Gäste im Rathaus willkommen. 50 Jahre seien ein „gscheites Jubiläum“, da dürfe man ruhig ordentlich feiern. Er selbst habe eine leichte Vorahnung, wie es sich anfühlen könnte, wenn man 50 werde, sagte der 49-Jährige. Josef Bühler von der AOK Ostwürttemberg betonte die hohe Qualität der ambulanten Pflege bei den Johannitern und beglückwünschte den ambulanten Pflegedienst der Johanniter zur Note 1,0 bei der letzten Prüfung durch den MDK (Medizinischer Dienst der Krankenversicherung). Wolfgang Riehle, der ehrenamtliche Regionalvorstand der Johanniter Ostwürttemberg, machte eine kurze Zeitreise und blickte auf die vergangenen 50 Jahre der Johanniter zurück. Thomas Hanisch, Landesvorstand der Johanniter, bedankte sich insbesondere bei den Mitarbeitern der Aalener Johanniter. „Ohne Sie wären die vergangenen 50 Jahre nicht so erfolgreich gewesen.“
Anschließend wurden langjährige ehrenamtliche Helfer geehrt. Für Kinder war am Rathaus eine Hüpfstation aufgebaut, Interessierte konnten versuchen Puppen wiederzubeleben, was allerdings keinem gelang. Weitere und einen Clip der historischen Übung finden Sie online unter www.schwaebische.de/johanniter50jahre