Ein menschlicher Maßstab
Gut 300 Bürger demonstrieren gegen geplantes Wohngebiet „Maiäcker“– „Völlig überdimensioniert“
AALEN - Rund 300 Menschen sind am Sonntagnachmittag mit bunten Tüchern zu einer Menschenkette auf die „Maiäcker“nordöstlich des Pelzwasens gekommen. In dem Gebiet prüft die Stadt per Flächennutzungsplan ein insgesamt rund 14,5 Hektar großes künftiges Baugebiet. Viele Anwohner halten es für völlig überdimensioniert, sorgen sich ums Landschaftsbild, den Verlust einer weiteren Aalener Frischluftschneise und befürchten eine deutliche Verkehrszunahme.
Immer mehr Menschen strömen auf der Straße nach Himmlingen zwischen Grauleshof und Birkhof herauf. Treffpunkt ist die Straßenausbuchtung bei den ehemaligen drei Eichen. Eine steht noch im Herbstlaub, Blätter fallen im kräftigen Wind, Kinder hüpfen auf dem umgepflügten Acker herum. Ältere blicken ins Wolkenspiel über der Stadt, dem Albtrauf und in Richtung Kaiserberge. Gekommen sind junge Familien, Großeltern und die Enkel, Teenager, junge Paare und rüstige Senioren. Viele bekannte Aalener Gesichter sind dabei, heute macht dieser „Grüß-Gott-Weg“seinem Namen besonders Ehre. Mit der Kette wollen die Bürger im doppelten Wortsinn den „menschlichen Maßstab“des geplanten Baugebiets „Maiäcker 1-3“aufzeigen. Zu der Aktion hatte die Siedlergemeinschaft Pelzwasen-Zebert aufgerufen.
AG Flächennutzungsplan fordert andere Lösungen
Erfahren haben die Pelzwasen- und Zebert-Bewohner von den Bebauungsplänen bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans 2030 der Verwaltungsgemeinschaft, viele hat die Dimension des Baugebiets „schockiert“, sagen einige. Auch vom Grauleshof, aus Himmlingen und anderen Stadtgebieten sind Bürger gekommen. Die Mehrzahl sind aber Pelzwasen-Bewohner. Anwohnerinnen erklären, warum sie hier sind: Hier soll einfach viel zu viel Landschaft zerstört werden, man habe gar nichts gegen ein paar Häuserzeilen. Aber nicht in dieser Dimension. Ähnliches sagt später auch Heiko Baumeister, zusammen mit Ulrike Richter Sprecher der AG Flächennutzungsplan in der Siedlergemeinschaft ins Megafon. Es gehe keinesfalls um Egoismus und nicht darum, dass man anderen nicht ein Eigenheim gönne: „Wir sind nicht gegen etwas, wir sind für den Erhalt der Landschaft.“Mit dem überdimensionierten, 22 Fußballfelder großen Baugebiet würde auch ein wichtiger Grünzug zerstört, im Regionalplan werde dieses Baugebiet „hochkritisch“gesehen, ebenso seitens des Naturschutzes. Auch würde eine wichtige Frischluftschneise Richtung Taufbach und Pflaumbachtal gestört. Man müsse andere Lösungen für neue Häuser finden, Abrundungen, Lücken schließen, eventuell neue Wohnlösungen untersuchen.
Nach einer Viertelstunde steht die bunte Menschenkette auf etwa 400 Metern, von der Eiche bis zum Ortsschild. Auch ein Landwirt ist dabei, er besitzt hier eine potenzielle Baufläche. Einen möglichen Verkauf schließt er aus: „Wo soll ich denn eine Ersatzfläche herbekommen?“Auch wenn er kurzfristig wohl eine Stange Geld verdienen könne – „ich brauche Land für meine Landwirtschaft. Und die Menschen brauchen die Landwirtschaft.“