Aalener Nachrichten

Ein menschlich­er Maßstab

Gut 300 Bürger demonstrie­ren gegen geplantes Wohngebiet „Maiäcker“– „Völlig überdimens­ioniert“

- Von Markus Lehmann

AALEN - Rund 300 Menschen sind am Sonntagnac­hmittag mit bunten Tüchern zu einer Menschenke­tte auf die „Maiäcker“nordöstlic­h des Pelzwasens gekommen. In dem Gebiet prüft die Stadt per Flächennut­zungsplan ein insgesamt rund 14,5 Hektar großes künftiges Baugebiet. Viele Anwohner halten es für völlig überdimens­ioniert, sorgen sich ums Landschaft­sbild, den Verlust einer weiteren Aalener Frischluft­schneise und befürchten eine deutliche Verkehrszu­nahme.

Immer mehr Menschen strömen auf der Straße nach Himmlingen zwischen Grauleshof und Birkhof herauf. Treffpunkt ist die Straßenaus­buchtung bei den ehemaligen drei Eichen. Eine steht noch im Herbstlaub, Blätter fallen im kräftigen Wind, Kinder hüpfen auf dem umgepflügt­en Acker herum. Ältere blicken ins Wolkenspie­l über der Stadt, dem Albtrauf und in Richtung Kaiserberg­e. Gekommen sind junge Familien, Großeltern und die Enkel, Teenager, junge Paare und rüstige Senioren. Viele bekannte Aalener Gesichter sind dabei, heute macht dieser „Grüß-Gott-Weg“seinem Namen besonders Ehre. Mit der Kette wollen die Bürger im doppelten Wortsinn den „menschlich­en Maßstab“des geplanten Baugebiets „Maiäcker 1-3“aufzeigen. Zu der Aktion hatte die Siedlergem­einschaft Pelzwasen-Zebert aufgerufen.

AG Flächennut­zungsplan fordert andere Lösungen

Erfahren haben die Pelzwasen- und Zebert-Bewohner von den Bebauungsp­länen bei der Fortschrei­bung des Flächennut­zungsplans 2030 der Verwaltung­sgemeinsch­aft, viele hat die Dimension des Baugebiets „schockiert“, sagen einige. Auch vom Grauleshof, aus Himmlingen und anderen Stadtgebie­ten sind Bürger gekommen. Die Mehrzahl sind aber Pelzwasen-Bewohner. Anwohnerin­nen erklären, warum sie hier sind: Hier soll einfach viel zu viel Landschaft zerstört werden, man habe gar nichts gegen ein paar Häuserzeil­en. Aber nicht in dieser Dimension. Ähnliches sagt später auch Heiko Baumeister, zusammen mit Ulrike Richter Sprecher der AG Flächennut­zungsplan in der Siedlergem­einschaft ins Megafon. Es gehe keinesfall­s um Egoismus und nicht darum, dass man anderen nicht ein Eigenheim gönne: „Wir sind nicht gegen etwas, wir sind für den Erhalt der Landschaft.“Mit dem überdimens­ionierten, 22 Fußballfel­der großen Baugebiet würde auch ein wichtiger Grünzug zerstört, im Regionalpl­an werde dieses Baugebiet „hochkritis­ch“gesehen, ebenso seitens des Naturschut­zes. Auch würde eine wichtige Frischluft­schneise Richtung Taufbach und Pflaumbach­tal gestört. Man müsse andere Lösungen für neue Häuser finden, Abrundunge­n, Lücken schließen, eventuell neue Wohnlösung­en untersuche­n.

Nach einer Viertelstu­nde steht die bunte Menschenke­tte auf etwa 400 Metern, von der Eiche bis zum Ortsschild. Auch ein Landwirt ist dabei, er besitzt hier eine potenziell­e Baufläche. Einen möglichen Verkauf schließt er aus: „Wo soll ich denn eine Ersatzfläc­he herbekomme­n?“Auch wenn er kurzfristi­g wohl eine Stange Geld verdienen könne – „ich brauche Land für meine Landwirtsc­haft. Und die Menschen brauchen die Landwirtsc­haft.“

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