Mit dem Eisen kam die Zukunft
Ausstellung „Wasseralfingen im Königreich Württemberg“stößt schon bei der Eröffnung auf reges Interesse
AALEN-WASSERALFINGEN - Das war ein echtes Wirtschaftswunder. Allerdings schon in den Jahren zwischen 1806 und 1918. Wasseralfingen war da im Königreich Württemberg verortet und legte kräftig vor. Mit Innovationen, einem enormem Bevölkerungswachstum, revolutionären Umbrüchen und dem Entstehen neuer Wirtschaftszweige. Bis auf den letzten Platz besetzt war der Bürgersaal zur Eröffnung der Ausstellung „Boomtown zwischen Kocher und Braunenberg“, beim Rundgang durchs Wasseralfinger Museum ging es dann illuster weiter. Gekommen waren eine Menge Vertreter der Lokalpolitik, der Vereine, Kirchen und interessierte Bürger.
Ein Jahr lang wurde diese Ausstellung zum 60. Geburtstag des Bundes für Heimatpflege mithilfe der Vereinsmitglieder, Sponsoren, Firmen und Künstler vorbereitet. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auf historischen Stichen, mit Fotos, Infotafeln, einem 500-Kilo-Motor, Kunstguss, Modellen vom Hochofen und vielem mehr wird detailliert und informativ gezeigt: Wie über das Eisen der Fortschritt, die neueste Hüttentechniken, die Eisenbahn, die Arbeiter und mit ihnen alles kam, was die Menschen brauchten. Apotheke, Kirche und Brauerei inklusive. Diese „Industrie 1.0“war, grüßte Oberbürgermeister Thilo Rentschler, eine „Erfolgsgeschichte für die Region“, die „gemeinsam statt einsam“vonstatten ging und vieles bewegte, technisch, gesellschaftlich und auf dem Gebiet der Kunst, indem er die wichtigsten Wasseralfinger Kunstschaffenden aufzählte.
„Aalen bei Wasseralfingen“
Das Eisen, so der erste Vorsitzende des Bundes für Heimatpflege Albrecht Jenner, war ein Alleinstellungsmerkmal, dessen Potenzial nach der Säkularisierung das Königreich Württemberg erkannte. Tatsächlich hieß es damals „Aalen bei Wasseralfingen“, das habe auch der Aalener Geschichtsverein bestätigt. Dessen zweiter Vorsitzender, Gerhard Kayser, sprach von einer „außerordentlichen Leistung“, mit der diese Ausstellung aufgebaut wurde. Heimatbund und Geschichtsverein wollen künftig die Zusammenarbeit intensivieren – man verfolge ja die gleichen Ziele.
Uwe Fliegauf aus Stuttgart war bildlich zunächst in die Kutsche des Geheimrats Goethe gestiegen, der auf den mit Schlacken gepflasterten Chausseen hier vorbeikam, den Hochofen bewunderte und sich sehr für metallurgische Fragen interessierte. Fliegaufs Fazit: Die Wachstumsphase in Wasseralfingen war enorm, es gab „epochale Innovationen“und Eisen stand für die Zukunft, Holz für die Vergangenheit. Einen „selbstbewussten Ort“, der immer noch von der rasanten und gravierenden Entwicklung profitiert, nannte Ortsvorsteherin Andrea Hatam Wasseralfingen. Und die „Tatsachen, die der Wasseralfinger Seele natürlich ungemein gut tun“. Begleitet wurde die Ausstellungseröffnung von der SHW-Bergkapelle – die altvorderen Musiker eröffneten ja schon 1861 den Wasseralfinger Bahnhof.