In die Kriegslast wird Spezial-Füllbinder gepumpt
Stadt lässt Verkehrssicherheit des Erzwegs herstellen – 500 000 Euro Kosten und der Bund zahlt keinen Cent
AALEN-WASSERALFINGEN (lem) Baustelleneinrichtung unter Tage: Über zweieinhalb Jahre hat die größte „bauliche Kriegslast“die Stadt beschäftigt. Demnächst wird der ehemalige Wasseralfinger Luftschutzstollen im „Rucken“teilverfüllt. Nach dem sogenannten Tagbruch am 13. Januar 2015 wurde die Kleingartenanlage komplett, dann der Erzweg für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen gesperrt. 2000 Kubikmeter eines Art Spezial-Zements sollen bis Jahresende verfüllt, die Straße gesichert und weitere Tagbrüche verhindert werden. Am Dienstag-Nachmittag war Pressetermin in den erstaunlich gut erhaltenen Gängen.
Es ist fast ein wenig der Hauch der Geschichte, der einen hier umweht. Der Hauch dunkelster Geschichte. Zwischen September 1944 und Februar 1945 schufteten hier Zwangsarbeiter, um die Stollen für die Kriegsproduktion von Alfing anzulegen. Organisiert wurde das von der Organisation „Todt“, das NSBauprogramm trug den Namen „Nephelin“. Produziert wurde in dem Stollensystem wohl nie etwas und es sollte sich laut Plänen eigentlich bis weit in das „Salchenfeld“hinein erstrecken. „Da waren Verrückte am Werk“, sagt Aalens Oberbürgermeister Thilo Rentschler über die Planer von damals auch angesichts der sinnlosen Gigantomanie im längst verlorenen Zweiten Weltkrieg.
Die Mitarbeiter der Firma Feldhaus haben vor rund einer Woche gleich einige Meter nach dem Stollenmund eine Statue der Heiligen Barbara aufgestellt – die Schutzheilige der Bergleute ist in Wasseralfingen keine Unbekannte. Nach dem Eingang hängt ein Schild, an dem sich Besucher wie etwa von einem zuständigen Amt eintragen müssen. Die Stadt betont übrigens ausdrücklich: Das Betreten des Stollens ist für Unbefugte natürlich verboten und gefährlich bis lebensgefährlich sowieso.
Es geht durch das dreigliedrige System des sogenannten „A-Stollen“, Teile von ihm und eine größere Kuppel an der Mündung Erzweg/ Spieselstraße liegen unter der Straße. In diesem Abschnitt werden zur Verkehrssicherheit und zum Schutz vor weiteren Tagbrüchen die Hohlräume mit „HS-Füllbinder“verfüllt. Dies geschieht so: In die Stollenschale werden Öffnungen gebohrt, um die Hohlräume zwischen der Schale und dem „Gebirge“mit Leitungen aufgefüllt. Danach gibt es (über Tage) Kontrollbohrungen. Kontrolliert wurde und wird der Stollen ohnehin regelmäßig, erklärt Bauleiter Peter Bieg vom Tiefbauamt. Ob und wo es genau noch verschüttete oder gesprengte Stollenreste gibt, konnte übrigens nicht ganz genau festgestellt werden.
Was immer wieder auffällt, ist der gute Zustand der teils gemauerten, teils betonierten Stollen und der Kuppeln, die für die Produktion von Kurbelwellen etwa für Kriegsflugzeuge vorgesehen waren. „Aufgeräumt“war hier beispielsweise Anfang der Neunziger geworden, als hier jede Menge Besucher bei einem „Tag der offenen Tür“durch die Gänge schlenderten.
Der Bund zahlt nichts
Mit rund einer halben Million Euro rechnet die Stadt für die Arbeiten. Vom Bund gab es nichts, weil der hier „keine akute Gefahr“attestierte, erklärt Rentschler. Deshalb sei man froh, dass man sich mit Alfing sauber rund fair“verständigen konnte und der Gemeinderat die Mittel freimachte, um am Erzweg die Verkehrssicherheit wieder komplett herzustellen. Die Arbeiten sollen Ende des Jahres/Anfang des nächsten Jahres abgeschlossen sein. Allerdings, so Bieg, kann ein Bergbau immer wieder eine Überraschung bescheren.
Die Stadt stellte gestern auch genau vor, was in Zukunft aus der gesperrten Kleingartenanlage wird. Mehr dazu lesen Sie Morgen in den „Aalener Nachrichten“