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Gesundheitskonferenz des Ostalbkreises gibt Einblicke ins Thema
AALEN (an) - Was ist, wenn der Gebrauch von WhatsApp, Facebook und Co. so intensiv wird, dass es einer Sucht gleichkommt? Diese Frage hat kürzlich im Aalener Landratsamt nicht nur viele Eltern und Personen, die im Bereich Gesundheitsversorgung im Ostalbkreis aktiv sind, bewegt. Unter den gut 100 Teilnehmenden der Gesundheitskonferenz fanden sich auch Jugendliche, denn um sie und ihren Umgang mit neuen Medien ging es in erster Linie an diesem Abend.
Alkoholsucht nimmt ab, Mediensucht zu
Landrat Pavel war sich in seiner Begrüßung sicher: „Wir haben uns nicht verzockt mit dem Thema.“Gottfried Barth, Facharzt für Kinderund Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Tübingen, erkannte bereits im Jahr 2008 den exzessiven Einstieg in die Medienwelt als Suchtthema. „Da kriege ich Wut im Bauch“war seine deutliche Position zu Kindern, die schon im Kinderwagen mit einem Smartphone hantieren. Es war ihm wichtig festzustellen: „Unsere Jugend ist großartig, aber es gibt Probleme.“Aktuell nehme die Suchtproblematik in Bezug auf Alkohol ab, während die Mediensucht zunehme.
Barth stellte fest, dass Jugendliche sich zum Teil bis zum Identitätsverlust den Medien ausliefern, „es ist ein Problem, dass alles frei zugänglich ist“. Eine Intervention sei nötig, wenn die Entwicklung gefährdet und, im Extremfall, keine andere Aktivität mehr möglich ist.
Wichtig war ihm, auf die Vorteile der neuen Medienwelt hinzuweisen. Musik und Filme aktiv im Netz auszuwählen, sei besser als Radiooder Fernsehberieselung. In Bezug auf Mobbing relativierte er: „Es ist kein neues Problem, hat aber eine neue Qualität.“Schließlich beruhigte Dr. Gottfried Barth noch alle Eltern: „Die überwiegende Zahl der Kinder und Jugendlichen ist nicht so süchtig, wie wir denken.“Und er projizierte doch einen letzten Satz: „Den verschwommenen Rand um das Smartphone nennt man übrigens Leben.“
Zur anschließenden Podiumsdiskussion wurde die Runde der Fachleute ergänzt durch Maike Preiß, Chefärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Sankt-Anna-Virngrund-Klinik Ellwangen, Mario Schmid, den stellvertretenden Leiter des Kreismedienzentrums beim Landratsamt Ostalbkreis, Dipl.-Psychologe Markus Hirsch von den Canisius-Beratungsstellen / Erziehungsberatung und Frühförderung, und Dipl. Pädagoge Alexander Weller, Lehrer und Medienpädagogischer Referent des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg. Unter der Moderation von Landrat Klaus Pavel wurde schnell deutlich, dass in Bezug auf die Mediensucht der Ostalbkreis kein geschützter ländlichen Raum ist. Markus Hirsch fügte an, den Medienkonsum bei den Canisius-Beratungstellen zukünftig bereits in der vorschulischen Suchtberatung aktiv nachzufragen. Maike Preiß betonte, dass kreisweit die Hilfsangebote fachlich sehr gut sind.
Als Ergebnis der Gesundheitskonferenz lässt sich festhalten: Es wird Gespräche am Runden Tisch mit den Medienexperten im Ostalbkreis geben, um den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort die vorhandenen Anlaufstellen sowie Bewertungsund Handlungsoptionen an die Hand zu geben.