Kleingartenanlage wird „Urbane Wildnis“
Aus der aufgegeben Kleingartenanlage am Erzweg wird ein „spannendes Großlabor“der Natur
AALEN-WASSERALFINGEN - Die Natur soll sich die Kleingartenanlage am Wasseralfinger Erzweg nach und nach zurückholen. Die einst fleißig über Jahrzehnte hinweg von den Wasseralfinger Vereins-Gärtner beackerten Parzellen werden Aalens erste „Urbane Wildnis“. Hier werden sich ohne menschlichen Eingriff Flora und Fauna entwickeln, vielleicht sogar seltene Arten zuwandern. So einen „Feldversuch“gibt es weit und breit nicht: Denn in der aufgegebenen Anlage bleibt weitgehend alles stehen, wie es ist – Gartenhäuser, Geräteschuppen, Wege, Platten, Obstbäume und Teiche.
Erste Anlage in der Kreisstadt
Löwenzahn, Ackerwinden, Moos und kleinere Sträucher breiten sich über die Wege aus, in den Gewächshäusern stehen längst verdorrte Stängel. Durch die Lichtmasten, die Beleuchtungsmasten und andere von Menschen gebaute Anlagen wirkt das etwas wie eine Geisterstadt in den Farben des Herbstes. Quasi darunter wird gerade der AlfingStollen teilsaniert (wir berichteten in der gestrigen Ausgabe). Hier also wird die erste „Urbane Wildnis“der Großen Kreisstadt entstehen. Für Aalens Grünflächenamtsleiter Rudi Kaufmann ist dieser Titel etwas provokant, aber nur offensichtlich widersprüchlich. Hier soll auf einst genutztem Gebiet eine Art Natur-Refugium entstehen. Es sei sehr spannend, wie sich dieses Areal in den kommenden 20, 30 Jahren entwickeln wird, welche Tier- und Pflanzenarten sich ansiedeln oder ausbreiten werden, was „tatsächlich passiert.“So etwas gebe es jedenfalls in der gesamten Stadt und im weiteren Umkreis nicht und „bekommt man nicht einmal bei einer Bundesgartenschau zu sehen.
Auch für Oberbürgermeister Thilo Rentschler ist dieses „Großlabor“eine „hochspannende Sache.“Hier könne man erleben, wie sich die Natur etwas Menschengemachtes zurückholt, und dies im Zyklus der Jahreszeiten. Die nach dem Tagebruch gesperrte Anlage bleibt natürlich weiter gesperrt, der bislang provisorische Zaun soll verstärkt werden – Betreten ist hier ohnehin verboten, wegen der möglichen Gefahr eines weiteren Einbruchs hatte Stefan Pommerenke (Tiefbauamt) kürzlich erklärt, dies sei „schlicht lebensgefährlich.“ Erlebbar soll die sich wandelnde Natur dort dennoch sein. Rentschler denkt an zwei Plattformen, von denen aus man diesen „Rückzugsort der Natur“beobachten kann. Dass die Gebäude stehen bleiben, hat für Wasseralfingens Ortsvorsteherin durchaus einen Reiz, manche Ortschaftsräte seien da aber noch skeptisch.
Ein grünes Band soll entstehen
Die „Urbane Wildnis“auf der Erzweg-Gartenanlage ist übrigens einer von drei „Trittsteinen“, wie Kaufmann erklärt: Es soll eine Art Biotopvernetzung entwickelt werden, eine Art „grünes Band“von der Anlage über dem Stollen über die von Alfing aufgefüllte Fläche (Salchenfeld) bis hin zum Bannwald über dem Salchenhof am Westhang des Braunenbergs. Der (gesperrte) Fußweg von der Spieselstraße zum Erzweg entlang der Kleingartenanlage wird übrigens Geschichte: Er wird zurückgebaut.