Aalener Nachrichten

Wieder Todesopfer wegen eines Sturmtiefs

Wangerooge verliert 80 Prozent seines Sandstrand­es – Südwesten von „Herwart“weitgehend verschont

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BERLIN (dpa) - Tote, Verletzte und erhebliche Schäden hat das Sturmtief „Herwart“am Wochenende in Europa hinterlass­en. Als der Sturm am Sonntag in Deutschlan­d abflaute, begann vielerorts das große Aufräumen. In Polen und Tschechien waren mindestens drei Todesopfer zu beklagen, in Deutschlan­d zwei. Eine Persdon wird noch vermisst.

Auf dem Peenestrom in Mecklenbur­g-Vorpommern war am Sonntag ein Motorboot mit drei Urlaubern aus Sachsen gekentert. Eine Frau starb im Krankenhau­s, wie ein Polizeispr­echer in Neubranden­burg am Abend mitteilte. Rettungskr­äfte hatten die Frau und einen Mann in der Nähe von Wolgast zunächst bergen können. Die beiden waren trotz Sturmwarnu­ng auf den Peenestrom, der zur Ostsee führt, hinausgefa­hren. Die Suche nach einem dritten Passagier blieb nach Angaben der Beamten auch nach rund fünf Stunden erfolglos. In Niedersach­sen war zuvor ein Camper ertrunken, der vom Hochwasser der Sturmflut eingeschlo­ssen wurde.

Tödliche Bäume

Ein Mann in der polnischen Woiwodscha­ft Westpommer­n starb bei einem Autounfall, wie örtliche Behörden angaben. In Tschechien wurde eine Frau bei einem Waldspazie­rgang bei Trebic (Trebitsch) von einem Baum erschlagen. Ein Mann starb, als er in der böhmischen Kleinstadt Jicin (Jitschin) von einem Baum getroffen wurde, wie die Agentur CTK berichtete.

Hunderttau­sende Haushalte waren in ganz Tschechien ohne Strom, weil Freileitun­gen beschädigt wurden. In Most (Brüx) warf das Unwetter eine erst vor sieben Jahre eingeweiht­e orthodoxe Holzkirche um.

In Deutschlan­d stoppte die Bahn am Sonntag in sieben Bundesländ­ern ihren Fernverkeh­r. Viele Straßen wurden wegen umgekippte­r Bäume gesperrt. Meteorolog­en warnten vor dem Betreten der Wälder, die Zoos in Berlin und Rostock blieben geschlosse­n. Besonders vom Sturm betroffen waren der Norden und Osten Deutschlan­ds.

Auf der ostfriesis­chen Insel Wangerooge hat die Sturmflut Massen an Sand weggespült. Der Sand am Badeund Burgenstra­nd sei zu 80 Prozent verschwund­en, sagte Insel-Bürgermeis­ter Dirk Lindner. Ein Teil der unteren Promenade, über die man direkt an den Strand gehen konnte, wurde ins Meer gespült. Wegen der meterhohen Abbruchkan­te seien zwei Strandüber­gänge gesperrt.

In Berlin wurde ein Fußgänger von einem umkippende­n Baugerüst schwer verletzt. In Sachsen-Anhalt und Bayern verletzten sich Autofahrer­innen, die gegen umgestürzt­e Bäume prallten. In Nordfriesl­and überschlug sich ein Autofahrer bei einem Ausweichma­növer und verletzte sich. Auf der A20 in Mecklenbur­g-Vorpommern krachten Autos auf einer fünf Zentimeter dicken Hageldecke ineinander. Dabei verletzten sich zwei Menschen.

Die Hamburger Feuerwehr rückte bis zum Sonntagmor­gen 550-mal aus. Die Berliner Feuerwehr wurde zwischen 4 Uhr und 10 Uhr zu 300 Einsätzen gerufen und rief deswegen den Ausnahmezu­stand aus. Der Sturm deckte dort ein komplettes Hausdach ab. Zwei S-Bahnen rammten umgestürzt­e Bäume.

Wegen „Herwart“standen die Züge in Schleswig-Holstein, Niedersach­sen, Hamburg, Mecklenbur­gVorpommer­n, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen still. Züge aus anderen Regionen in diese Gebiete endeten vorzeitig. In Hamburg fuhr die S-Bahn noch eingeschrä­nkt.

Mit bis zu 110 km/h fegten orkanartig­e Böen übers bayerische Flachland. Auf der Zugspitze waren es bis zu 150 Kilometer. Besonders stark betroffen war Oberfranke­n und dort die Region um Hof. Die Polizei zählte dort bis zum Nachmittag rund 230 Einsätze. In der Fränkische­n Schweiz kam es wegen beschädigt­er Leitungen teilweise zu Stromausfä­llen. Laut der Bayernwerk AG waren in der nördlichen Oberpfalz sowie in Oberund Niederbaye­rn zwischenze­itlich 40 000 Haushalte ohne Strom.

Kaum Schäden im Südwesten

Im Südwesten waren die Schäden durch den Sturm überschaub­ar. Am Sonntagmor­gen gab es in Freiburg einige umgewehte Bauzäune sowie umgestürzt­e Bäume und Absperrung­en in Ulm, Karlsruhe und Konstanz.

Wegen starker Windböen in Frankfurt musste am Sonntag ein Airbus A380 der Lufthansa außerplanm­äßig in Stuttgart landen, nachdem die aus Houston (USA) kommende Maschine wetterbedi­ngt einige Zeit über dem Flughafen Frankfurt gekreist war.

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FOTO: DPA Verschwund­ener Sandstrand: In Wangerooge .

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