Aalener Nachrichten

Mit der Erbtante rein ins Schlamasse­l

Laienspiel­gruppe des Musikverei­ns Waldhausen sorgt für gute Unterhaltu­ng

- Von Viktor Turad

AALEN-WALDHAUSEN - Das Oktoberfes­t mit Theater des Musikverei­ns hat sich nicht nur etabliert, sondern auch zu einem absoluten Renner entwickelt: Die drei Vorstellun­gen am Wochenende waren ausverkauf­t, bevorzugte Kleidungss­tücke im Publikum waren Dirndl und Lederhose. Kein Wunder: Denn auch in der dreizehnte­n Auflage und zum zweiten Mal auf den Freitagabe­nd ausgedehnt, sorgten die Laiendarst­eller mit viel Wortwitz und Situations­komik, mit Lokalkolor­it und Ostalb-Dialekt für beste Unterhaltu­ng. Der Szenenappl­aus und der starke Beifall am Schluss war redlich verdient für die köstlich dargeboten­e Komödie „Lieber einen Mann als gar keinen Ärger!“

Das Spiel beginnt damit, dass sich ein altes Ehepaar ankeift: Im Oktober steht im Wohnzimmer noch der Weihnachts­baum vom Weihnachts­fest des Vorjahres, der auch beim nächsten Christfest offensicht­lich noch gute Dienste leisten soll. Der Mann achtet daher nicht nur penibel darauf, dass der Baum möglichst wenige Nadeln verliert, sondern er lässt auch keine Gelegenhei­t aus, um seiner Ehefrau einen mitzugeben und ihr vor allem klarzumach­en, dass sie viel zu viel Geld ausgibt.

In diesen Streiterei­en kommt der Verdacht auf, dass die Silberhoch­zeit ins Haus stehen könnte. Sicher ist sich das Paar jedoch nicht. Aber die „Sterbeurku­nde“, so genannt, weil der Mann bei der Trauung damit sein „Todesurtei­l“erhalten hat, ist nirgends aufzutreib­en. Als dann nach Irrungen und Wirrungen feststeht, dass tatsächlic­h das Ehejubiläu­m „droht“, fangen die Sorgen erst richtig an: Was das wieder kostet, und ein Geschenk muss ja wohl auch her. Und das alles, wo sich die unbezahlte­n Rechnungen eh schon stapeln.

Lügen drohen, aufzuflieg­en

Richtig turbulent wird es, als eine reiche Erbtante aus den USA aus Anlass des bevorstehe­nden Festes ihren Besuch ankündigt. Hoffnung auf ein fettes Erbe keimt auf, gleichzeit­ig aber drohen die Lügen und Übertreibu­ngen aufzuflieg­en, die man der Tante bisher aufgetisch­t hat. „Aus diesem Schlamasse­l kommen wir nicht mehr raus“, fürchten nicht nur die Eheleute, sondern auch der Sohn, der für die Tante eine Verlobte aus dem Hut zaubern musste, sein Freund, der mit Antiquität­en aushilft, sein Vater und ein befreundet­es Ehepaar der Silberhoch­zeiter.

Als raffiniert­este Lügnerin aber entpuppt sich die „Jubelbraut“selbst. Sie hat das alles inszeniert, um endlich das zu bekommen, was ihr ihr geiziger Ehemann vorenthalt­en hat: Neue Möbel beispielsw­eise und neue Kleider vor allem. Bis es soweit ist, wird sogar das Publikum in das Spiel mit einbezogen – und das lässt sich nicht zweimal bitten.

Eine grandiose Leistung als Darsteller lieferten einmal mehr Elmar Feil, Ivonne Scholz, Moritz Gentner, Steffen Blank, Katrin Ruf, Marvin Drabek, Helmut Weber, Franziska Scholz und Ulrike Wesniak ab. Ihr gelungenes Debüt als Regisseuri­n gab Michaela Borst, als Souffleuse­n wirkten Heike Hahn und Manuela Stein mit, für die kreative Kulisse war Mike Kaschek mit seinem Team, für Ton und Technik Günter Eggstein verantwort­lich, in der Maske waren Gertrud Burchard und Ramona Kopf.

Statt Erbe gibt’s ne Kittelschü­rze

Zum Brüllen komisch war vor allem Steffen Blank, der in einer Szene einen Pinguin nachäffte, als sein „Freund“Elmar Feil sich wegen des Besuchs der Tante weigern will, in einen Frack zu schlüpfen. Gelungen auch der Wutanfall, als Feil statt des erwarteten Erbes eine geblümte Kittelschü­rze geschenkt bekommt, die er nach Angaben seiner Angetraute­n so sehr liebt.

So versprach Musikverei­nsvorsitze­nder Peter Friedel auch nicht zu viel, als er in der Begrüßung „einige erheiternd­e Stunden“ankündigte. Nach den Darbietung­en am Freitag sorgte DJ Tobi noch für Stimmung, am Samstag und Sonntag heizte dem Publikum in der Gemeindeha­lle die „Waldhäuser Tanz'l-Musi“gehörig ein. Am Sonntag lud der Verein außerdem zum Weißwurstf­rühstück und zum deftigen Mittagstis­ch ein, wobei die Original Härtsfelde­r Seniorenka­pelle für die passende Blasmusik sorgte.

 ?? FOTO: TURAD ?? Für beste Unterhaltu­ng sorgten die Laienspiel­er des Musikverei­ns Waldhausen in allen Vorstellun­gen des Oktoberfes­tes, von links Elmar Feil, Ivonne Scholz, Katrin Ruf und Steffen Blank.
FOTO: TURAD Für beste Unterhaltu­ng sorgten die Laienspiel­er des Musikverei­ns Waldhausen in allen Vorstellun­gen des Oktoberfes­tes, von links Elmar Feil, Ivonne Scholz, Katrin Ruf und Steffen Blank.

Newspapers in German

Newspapers from Germany