Mit dem Förster durch den Galgenwald
Kleine und große Teilnehmer erleben stürmische Stunden zwischen Bäumen und Tieren
ELLWANGEN - Sturmtief „Grischa“hat gehörig die Backen aufgeplustert und Tannennadeln regnen lassen, um der fidelen Truppe zu imponieren, die am Samstagnachmittag mit Stadtförster Michael Oblinger den Galgenwald erkundete. Doch echte Schwaben und „Nei gschmeckte“wie Citymanagerin Verena Kiedaisch lassen sich nicht so leicht beeindrucken. Auch dass sagt Stadtförster Michael Oblinger über Zecken. Reh und Wildschwein nicht echt waren und Fuchs und Hase sich nur als Attrappen gute Nacht sagten, störte niemand. Das Laub, das unter den Füßen der Wanderer raschelte, übertönte das leise Raunen der Geister der Hexen, die im Galgenwald vor 400 Jahren hingerichtet wurden. Die Führung fand im Rahmen der Wildwochen statt.
Es ist eine geheimnisvolle Welt, in die mehr als 20 große und kleine Besucher eintauchen. Und eine gefährdete: „Jeder Baum hat seinen Käfer und seine Krankheit“, weiß der Stadtförster. Schädlinge wie der Eichenprozessionsspinner machen den Bäumen zu schaffen. Die Gifthärchen der Raupen können bei Menschen Hautausschlag verursachen.
Vorsicht ist auch bei Zecken geboten: „Vor denen habe ich mehr Respekt als vor einem Wolf“, sagt Oblinger. Weder Wolf noch Rotkäppchen lassen sich blicken, aber ein Reh, das der Stadtförster extra für die Kinder im Unterholz platziert hat. Die sind begeistert und finden auch die Wildschweinkuhle. „Wildschweine sind intelligent“, erklärt der Fachmann. Die meisten gibt es in Berlin als attraktivem Lebensraum mit üppigem Nahrungsangebot. Aus dem Bart auf dem Rücken einer Wildsau kann man hochwertige Malpinsel und Haarbürsten machen. „Die Fichte sticht, die Tanne nicht“, lernen die Wanderer. Wegen ihrer geringen Wurzeltiefe sind Fichten bei Stürmen besonders bedroht. Oblinger erinnert an verheerende Orkane wie „Lothar“1999. Vom Eschensterben blieb auch der Galgenwald nicht verschont: „Die Bäume sterben zu fast 100 Prozent.“Bei der Wiederbewaldung werden Douglasien bevorzugt. Ihre Nadeln, erschnuppern die Besucher, duften nach Orangen.
Förster hat ein Fuchsfell dabei
Plötzlich taucht die unverkennbare Silhouette eines Fuchses im Gehölz auf. Aus seinem Rucksack zieht der Förster ein Fuchsfell, das alle anfassen dürfen.
„Früher hatte jede Bäuerin einen ‚ökologischen Kragen‘ aus Fuchsfell“, erläutert Oblinger und führt die staunenden Wanderer zu einer rund 50 Jahre alten, noch bewohnten Dachsburg. Ein Fuchsbau ist nicht so tief, kann einem jagenden Dackel aber auch zum Verhängnis werden.
Die Aufgaben des Stadtförsters sind vielfältig. Mit drei Waldarbeitern kontrolliert er den Baumbestand und „astet“, wenn nötig, entfernt also tote Äste, nimmt Holz auf, zeichnet es aus und verkauft es. Bäume markiert er farbig. Sogenannte Z-Bäume, Zukunftsbäume, die unter optimalen Bedingungen wachsen sollen, kennzeichnet er mit einem blauen Ring. Wie der Galgenwald in zehn Jahren aussieht, kann auch Michael Oblinger nicht vorhersagen. Noch gibt es Bäume als Abbild des Lebens und den Wald als Sehnsuchtsort. Erfahrene Experten wie er tun alles, damit das so bleibt.
„Vor denen habe ich mehr Respekt als vor einem Wolf“,