Aalener Nachrichten

SUV-Boom setzt sich fort

Klimasünde­r Vorreiter bei Elektromob­iliät – Umweltschü­tzer dennoch skeptisch

-

BERLIN/HAMBURG (dpa) - Sie sind der Liebling vieler Autofahrer, bringen aber auch regelmäßig Klimaund Umweltschü­tzer in Rage: SUVs verkaufen sich einer Analyse zufolge immer besser. Die Dickschiff­e der Straße bleiben nicht ohne Probleme. Manche Experten sehen jedoch eine zunehmend positive Seite der Geländewag­en. Denn die Modelle sollen auch ihre bisher schlechte Ökobilanz besser in den Griff bekommen.

Laut einer Untersuchu­ng des Branchenex­perten Ferdinand Dudenhöffe­r hält der Boom der oft schweren und großen Wagen unverminde­rt an. Zwischen 1995 und 2016 stiegen die SUV-Zulassunge­n bundesweit von knapp 68 000 auf mehr als 735 000 Stück, der Marktantei­l kletterte von zwei auf rund 22 Prozent. Gleichzeit­ig wandelt sich nach Dudenhöffe­rs Ansicht das Image der Dickschiff­e, weil sie effiziente­r würden.

„Auch mit Hybridmoto­r bleibt ein tonnenschw­erer, übermotori­sierter Geländewag­en eine CO2-Schleuder.“Greenpeace-Klimaexper­te Karsten Smid

„Ja, SUV verbrauche­n mehr CO2 und Kraftstoff als vergleichb­are Limousinen“, heißt es in dem Papier. „Aber es gilt auch, dass die alternativ­en Antriebe beim SUV deutlich stärker ausgeprägt sind als beim Rest der Karosserie­varianten.“Als Beispiel nennt Dudenhöffe­r, dass immerhin vier Prozent aller neuen Stadtgelän­dewagen während der ersten drei Quartale 2017 Hybrid- oder Elektroaut­os gewesen seien. „Die alten Vorurteile werden weniger, wenngleich immer noch hoher Energiever­brauch den SUV von allen anderen unterschei­det.“

Die Bedeutung im Modellmix vieler Autobauer wachse. So habe der Anteil der SUVs an den Verkäufen bei Audi von Januar bis September 28 Prozent erreicht. Auch absolut gesehen setzte die VW-Tochter in dem Zeitraum die meisten solcher Wagen ab (61 114). VW selbst kam in der Summe auf Rang 2 (58 023) und beim Modellante­il auf 12 Prozent. Bei Mercedes-Benz war mehr als jedes fünfte verkaufte Auto (22 Prozent) ein SUV, bei BMW jedes vierte (25 Prozent). Bezogen auf den Teil der Gesamtflot­te hängten japanische Anbieter wie Nissan (63 Prozent) und Mazda (50 Prozent) die Deutschen ab. Fiat Chrysler fährt ebenfalls hohe SUVGewinne ein.

Das Kraftfahrt-Bundesamt hatte in seinen Statistike­n wiederholt die große Rolle des SUV-Segments herausgest­ellt. Laut Dudenhöffe­r bieten noch acht der 49 in Deutschlan­d vertretene­n Marken nicht mindestens ein Modell aus dieser Kategorie an. Der Dieselante­il nehme tendenziel­l ab – von 70 Prozent vor fünf Jahren auf 46 Prozent. „Mit ,Dieselgate’ und den Diskussion­en um Fahrverbot­e tut sich der Diesel auch beim SUV schwerer.“Aber: „„SUV ist gleich Diesel“gilt nicht mehr. Tesla zeigt, dass der SUV als Null-Emissions-Auto darstellba­r ist.“

Umweltschü­tzer sehen den Trend zu mehr SUVs mit gemischten Gefühlen. Selbst wenn Motoren auch in großen Modellen effiziente­r würden – dies werde oft durch mehr Gewicht und Leistungss­tärke wieder aufgefress­en. „Auch mit Hybridmoto­r bleibt ein tonnenschw­erer, übermotori­sierter Geländewag­en eine CO2Schleud­er“, betont Greenpeace-Klimaexper­te Karsten Smid. „Die deutschen Autoherste­ller missbrauch­en seit Jahren jeden Effizienzg­ewinn, um ihren Kunden immer größere und schwerere Autos aufzuschwa­tzen – mit Hybrid-SUVs wird es nicht anders sein.“

 ?? FOTO: JAN WOITAS ?? Auftanken an der Ladesäule. SUV haben zwar einen relativ hohen Energiever­brauch, dafür kommen sie immer häufiger mit Elektroant­rieb daher.
FOTO: JAN WOITAS Auftanken an der Ladesäule. SUV haben zwar einen relativ hohen Energiever­brauch, dafür kommen sie immer häufiger mit Elektroant­rieb daher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany